Mit Brian Donlevy, Walter Brennan, Anna Lee, Gene Lockhart, Dennis O’Keefe, Alexander Granach, Reinhold Schünzel, Margaret Wycherly u.a.
Drehbuch: John Wexley nach einer Idee von Fritz Lang und Bert Brecht
Regie: Fritz Lang
Genre: Propaganda, Krieg, Drama
Dauer: 135 min
Color: Schwarzweiss
Ausgangslage dieses spannenden Propaganda-Dramas ist die Ermordung des „Henker von Prag“ genannten Nazi-Reichsprotektors Reinhard Heydrich durch den tschechischen Widerstand.
Ausgehend von diesem Ereignis erdachten Fritz Lang und der Dramatiker Berthold Brecht ein mörderisches Katz- und Maus-Spiel zwischen Gestapo und Widerständlern, welches zwischendurch immer mal wieder in plumpes patriotisches Gedöns ausbricht. Da wird jeweils deutlich, dass Hangmen Also Die! als Propaganda- und Durchhaltefilm konzipiert war.
Der grosse Rest des Film kann sich aber durchaus sehen lassen. Dank Langs Hang zu spannender Unterhaltung, atmosphärischer Verdichtung und skurrilen Figuren gibt es genügend Momente, an denen man sich auch als heutiger Filmgucker erfreuen kann.
Im Zentrum steht der Arzt Dr.Svoboda (Brian Donlevy), der von den Widerständlern als Attentäter auserkoren wurde, der den Anschlag darauf erfolgreich ausführte und der nun auf der Flucht ist. Eine zufällige Passantin, Masha Novotny (Anna Lee), hilft Svoboda instinktiv, worauf er bei ihrer Familie Schutz sucht. Inzwischen zieht die Gestapo in Prag ihr Schreckensregime hoch: Verdächtige Bewohner werden verhaftet, interniert und einzelne im Tagesrhythmus erschossen; man hofft, den (der Gestapo nicht bekannten) Heydrich-Mörder mit der Erschiessung seiner Landsleute zu einem Geständnis zu zwingen. Doch die Nazis haben nicht mit dem starken Widerstandswillen der mutigen Tschechen gerechnet…
Verglichen mit Langs hervorragendem, prägnanten Vorgängerfilm Man Hunt erscheint Hangmen Also Die vor allem zu Beginn über eine längere Strecke unfokussiert. Man erkennt nicht, wer nun eigentlich im Zentrum steht: Svoboda? Masha Novotnoy? Gestapo-Ermittler Gruber (Alexander Granach)?
Im Grunde fokussiert der Film auf zwei Gruppen: die Tschechen und die Nazis, die Guten und die Bösen, in beiden werden einzelne Charaktere ins Zentrum gerückt. Ich kann mir als Grund für die fehlende Stringenz gut die Differenzen vorstellen, welche offenbar zwischen Lang und Brecht herrschten. Der für kurze Zeit in den USA gestrandete Brecht war mehr in das Projekt involviert, als die Credits vermuten lassen. Seine Egomanie und Rechthaberei schienen die Produktion immer wieder aufgehalten zu haben und seine Streitereien mit dem auf Langs Wunsch eingesetzten Drehbuchautor scheinen zu Kompromissen geführt haben, die dem Handlungsfluss entgegenliefen. Für einen Lang-Film ist die fehlende Stringenz jedenfalls eher untypisch.
Es ist mehr als deutlich, dass Langs Interesse bei den Bösewichten lag – sie sind ungleich vielschichtiger und interessanter herausgearbeitet als die mutigen Tschechen, die ausnahmslos hölzern und langweilig daherkommen. In der Nazi-Gruppe ist denn auch die schauspielerische Glanzleistung des Films zu finden: Gene Lockhart als Denunziant bietet eine herausragende Leistung zwischen selbstgefälliger Falschheit und zunehmendem Entsetzen. Sein Czaka mausert sich in der zweiten Hälfte zur heimlichen Hauptfigur des Films; dass man als Zuschauer zwischen Mitleid und Abscheu für diese Figur schwankt ist einzig Lockharts differenzierten Spiel zu verdanken.
Sobald die patriotischen Aspekte ins Zentrum gerückt werden, droht der Film ins Peinliche abzudriften, was einige Male leider tatsächlich geschieht. Die schauderhafte, von Hans Eissler komponierte Widerstands-Hyme lässt den Film zudem mit einem grauslichen Misston ausklingen.
Da aber die oben beschriebenen Vorzüge überwiegen – Spannung, Dichte und tolle Schauspielerleistungen – sei Hangmen Also Die trotzdem empfohlen.
Das Drehbuch: 7
Die Regie: 8
Die Schauspieler: 9
Gesamtnote: 8
Verfügbarkeit:
Hangman Also Die! kam erst 1958 in die deutschen Kinos, unter dem Titel Auch Henker sterben.
Der Film ist seit dieser Woche bei uns auf einer neuen Blu-ray und DVD zu haben.
Im Stream ist er zur Zeit bei keinem Anbieter zu finden.