Tritt wieder mal der Fall ein, dass ein schlechter Mensch, der ehemals Diktator oder Terror-Pate war, erschossen wird, ohne einem Gerichtsverfahren, vielleicht sogar einer internationalen Gerichtsbarkeit, überführt worden zu sein, so argumentiert man zuweilen sachlich, warum zweiteres sinnvoller gewesen wäre. Schuld und Sühne, werden bemüht - und der Anspruch der Demokratie, jeden einen fairen Prozess zu ermöglichen. Justitia sei auch gegen Tyrannen blind. Im aktuellen Falle, da man sah, wie Gaddafi zu Tode gebracht wurde, kommt noch etwas hinzu, was sich nicht sachlich begründen läßt.
Man sah den ehemaligen guten Freund des Westens, wie er blutüberströmt, noch lebend gefangen wurde. Man sah, wie er sich wehrte, wie sie ihn trieben, schlugen, die Todesangst las man an seinen Augen ab - man sah, wie sie diesen Menschen geifernd vor Hass in ihrer Macht hatten. Man sah man diese Bilder. Man weiß was dieser Mensch getan hat, dass er Menschen über die Klinge springen ließ, seinen Geheimdienst drakonische Strafgerichte über Regimegegner erlaubte - das ganze Programm der Tyrannei, das in der westlichen Welt aber gerne verschwiegen wurde, seitdem Staatsmänner und -frauen zum Händeschütteln und Geschäftemachen über das Mittelmeer flogen. Man sah diese Bilder, die verwackelt einen kurzen Augenblick der Ausgeliefertheit eines Menschen in der Masse irre hassender Menschen zeigen - man sah diese Bilder dann nicht mehr nur, man entfloh der Anonymität des Man. Man wurde zum Menschen. Als Mensch sah man diese Bilder. Als Mensch sah man, was einem Menschen angetan wurde.
Es ist widerlich, was mit diesem ehemaligen Machtmenschen geschah. Es ist so unglaublich dreckig, beschämend, ein Offenbarungseid der menschlichen Rasse - was empfand ich, als ich das erstmals sah? Den Ekel, den ich eigentlich für Gaddafi verspürt hatte, er wich augenblicklich. Ich forschte in mir. Was ist da in mir für ein Gefühl?, fragte ich mich. Warum begreife ich das nicht als gerechte Strafe? Mein Gefühl war Mitleid. Ich wollte nicht, aber ich hatte urplötzlich Mitleid mit diesem Mann, wie er da seinen gnadenlosen Häschern ausgeliefert war, ohne auch nur den Hauch eine Chance zu haben. Gaddafi, den ich sicherlich nie geschätzt hatte, erntete von mir, was er nie zuvor erntete: Mitleid. Ich war ihm in diesem Moment als Mensch zu Mensch nahe; gerne hätte ich dem Mob Einhalt geboten. Einen Tyrannen so verteidigen zu müssen: das ist ein emotionaler Skandal. Ich will kein Mitleid mit Despoten haben müssen!
Es gibt so viele gute Gründe, einen solchen Menschen vor einen Richter zu führen. Viele! Gute Gründe; sachliche Gründe; intellektuelle Gründe. Einer sollte das Heer an Gründen aber bereichern: um unser aller Mitleid nicht einem solchen Menschen zu sichern. Vor den Richter mit solchen! Damit man kein Mitleid haben muß mit einem, der ausgesprochen wenig Mitleid hatte mit seinen Opfern... ich will kein Mitleid mit so einem haben; verurteilte ihn ein Richter zu lebenslanger Haft, ich hätte keines - aber so... man muß sich echt schämen. Nicht weil man Mitleid hat, sondern weil sie machten, dass man es haben muß.
Man sah den ehemaligen guten Freund des Westens, wie er blutüberströmt, noch lebend gefangen wurde. Man sah, wie er sich wehrte, wie sie ihn trieben, schlugen, die Todesangst las man an seinen Augen ab - man sah, wie sie diesen Menschen geifernd vor Hass in ihrer Macht hatten. Man sah man diese Bilder. Man weiß was dieser Mensch getan hat, dass er Menschen über die Klinge springen ließ, seinen Geheimdienst drakonische Strafgerichte über Regimegegner erlaubte - das ganze Programm der Tyrannei, das in der westlichen Welt aber gerne verschwiegen wurde, seitdem Staatsmänner und -frauen zum Händeschütteln und Geschäftemachen über das Mittelmeer flogen. Man sah diese Bilder, die verwackelt einen kurzen Augenblick der Ausgeliefertheit eines Menschen in der Masse irre hassender Menschen zeigen - man sah diese Bilder dann nicht mehr nur, man entfloh der Anonymität des Man. Man wurde zum Menschen. Als Mensch sah man diese Bilder. Als Mensch sah man, was einem Menschen angetan wurde.
Es ist widerlich, was mit diesem ehemaligen Machtmenschen geschah. Es ist so unglaublich dreckig, beschämend, ein Offenbarungseid der menschlichen Rasse - was empfand ich, als ich das erstmals sah? Den Ekel, den ich eigentlich für Gaddafi verspürt hatte, er wich augenblicklich. Ich forschte in mir. Was ist da in mir für ein Gefühl?, fragte ich mich. Warum begreife ich das nicht als gerechte Strafe? Mein Gefühl war Mitleid. Ich wollte nicht, aber ich hatte urplötzlich Mitleid mit diesem Mann, wie er da seinen gnadenlosen Häschern ausgeliefert war, ohne auch nur den Hauch eine Chance zu haben. Gaddafi, den ich sicherlich nie geschätzt hatte, erntete von mir, was er nie zuvor erntete: Mitleid. Ich war ihm in diesem Moment als Mensch zu Mensch nahe; gerne hätte ich dem Mob Einhalt geboten. Einen Tyrannen so verteidigen zu müssen: das ist ein emotionaler Skandal. Ich will kein Mitleid mit Despoten haben müssen!
Es gibt so viele gute Gründe, einen solchen Menschen vor einen Richter zu führen. Viele! Gute Gründe; sachliche Gründe; intellektuelle Gründe. Einer sollte das Heer an Gründen aber bereichern: um unser aller Mitleid nicht einem solchen Menschen zu sichern. Vor den Richter mit solchen! Damit man kein Mitleid haben muß mit einem, der ausgesprochen wenig Mitleid hatte mit seinen Opfern... ich will kein Mitleid mit so einem haben; verurteilte ihn ein Richter zu lebenslanger Haft, ich hätte keines - aber so... man muß sich echt schämen. Nicht weil man Mitleid hat, sondern weil sie machten, dass man es haben muß.