Wenn Du auf Deinen Social Media Kanälen Hobby- und Profitriathleten folgst, kommst Du um einen Hashtag gerade nicht vorbei: #offseason. Mein Instagram Newsfeed ist voll damit. Alle paar Minuten poppt ein neuer Beitrag auf, wo von einer langen Saison berichtet wird, mit vielen Hoch und Tiefs, meist gefolgt von einer Hashtagflut wie #overandout #tired #comebackstronger #goals2019 etc. …
So sinnvoll sie auch sein mag, die vielzitierte Offseason bringt einige Tücken mit sich. Lass uns mal drei „Baustellen“ anreißen. Und ja: die folgenden Zeilen sind mir beim Korrekturlesen teilweise schon ein bisschen peinlich gewesen. Da ist nichts geschönt. Da wirkt nichts cool, so wie so oft in den Social Media. Aber wat solls, wie heißt auch: #fuermehrrealitätaufsocialmedia
Wenn du zieltechnisch krass in den Seilen hängst.
…suchst Du Dir am besten ganz schnell neue Ziele, oder du dümpelst erstmal vor dir her. Es ist doch so: Die Hauptwettkämpfe sind durch. Wenn da nicht noch ein lokaler Triathlon an steht, war‘s das wettkampftechnisch 2018. Die harten Einheiten fallen eh schon mal weg. Seit Monaten trainierst Du locker 10 Stunden und mehr im Wochendurchschnitt. Und auf einmal lässt sich der Stundenumfang mit einem Peacezeichen symbolisieren. Wenn Du es richtig krass durchziehst – und den Empfehlungen von Sportexperten folgst – sogar mit dem „Alles okay“-Zeichen…
Ey. das ist echt hart! Ein Stück Lebenssinn scheint weg zu sein. Ja, das mag krass klingen. Aber so ist es doch oder? Nicht wenige bezeichnen sich quasi schon süchtig. Süchtig nach Sport. Versteh das nicht falsch – in einer positiven Manier. Du legst Dich deswegen jetzt nicht unbedingt gleich kauernd in die Ecke, aber ein bisschen Lethargie kommt schon auf. Schwelgst in den Erlebnissen Deiner Saison, und zerbrichst Dir den Kopf darüber, wie nächste Saison aussehen möge. Aber so richtig konkret ist das alles noch nicht. Du hast tausende Optionen, wo Du starten könntest. Was willst Du in der kommenden Saison trainingstechnisch verändern? Was so beibehalten? Brauchst Du mehr Equipment? Wenn Du eine eigene „Fanpage“ auf Social Media hast, fragst Du Dich, wie Du noch mehr und coolere Inhalte raushauen kannst. Das Fragenkarussell dreht sich ununterbrochen.
So oder so ähnlich spukt es gerade in meinem Kopf herum. Und ja, vielleicht sind das ja auch alles völlig legitime Fragen. Ein bisschen Lethargie und Ziellosigkeit darf in der der Off Season auch mal dabei sein. Oder wie siehst Du das?
Wenn du alle fünf Minuten den Kühlschrank aufmachst
…schmeißt Du Deine Waage besser direkt weg. Oder verschenkst Sie! Wobei das auch merkwürdig rüberkommen würde. Dass ich für mein Leben gern und viel esse, ist nicht nur so ein Spruch (der übrigens auch in meinem Instagramprofil steht). Ich könnte immer essen. Wenn Du mich morgens weckst, habe ich Hunger! Wenn zwischendurch am Tag mal nichts ansteht, habe ich Hunger – und könnte was snacken. Wenn Ich vom Training komme, habe ich Hunger – und würde ich am liebsten Berge verspeißen.
Solang Du viel Sport machst, passt das alles. Wenn Du aber gentisch so wie ich eh schon zu der Sorte gehörst, die zunehmen, wenn Sie ein Stück Mandelkuchen in der Glasvitrine des Cafes sehen– tja dann wird’s eng. Und zwar im Hüftbereich. Oder eben ausladend. Je nach Blickwinkel
Ständig könnte ich was futtern. Ich muss mich wirklich zusammenreißen. Ich habe es auch schon mit Post-Its am Kühlschrank probiert: „Dont snack!“, steht da drauf. So als Erinnerungsstütze. Hat nicht funktioniert. Dein kleiner Hungerteufel in Dir blendet das einfach aus. Im Moment des Snackens weiß ich, dass ich mich danach nur wieder über mich und meine Undiszipliniertheit ärgern werde. Aber die kurzfristige Befriedigung ist zu stark! Ich snacke weiter!
Solang bis ich mir dann im Spiegel der Schwimmhalle auch so denke: „Fuck, 2 Wochen hast Du es schleifen lassen und schon musst Du dir die Freibadform in Erinnerung rufen“. Im Spiegel ist nix mehr davon zu sehen
Wenn Du ständig Social Media checkst
…kann das nicht gesund sein. Ich meine was schreibe ich hier. Dass wir ständig am Smartphone hängen, ist auch ein bisschen dem Zeitgeist geschuldet. Social Media gehört zu unserem Alltag. Allein in den letzten 2 Minuten ploppten 4 Whats App- und 2 Instagramnachrichten auf. Und wenn Du das Training auf ein absolutes Minimum reduzierst, hast Du logischerweise mehr Zeit. Mehr Zeit, die Du dann doch wieder damit verplemperst, alle 10 – ach seien wir ehrlich – alle 3 Minuten Instagram zu checken. Etwa wenn Du gerade isst. Haha. Völlig sinnlos. Eigentlich. Aber der Kick nach dem nächsten Like oder der Information ist verlockend. Ich meine, ich reflektier‘ das schon, aber sein lassen kann ich es dadurch auch (noch) nicht. Ich merke, wie es mich ablenkt und unproduktiv macht.
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Beim Abtippen dieser Zeilen muss ich das ein oder andere Mal schmunzeln. Klar, einiges ist zugespitzt, das meiste jedoch Realität. Schon krass, wenn man sich das mal so für sich reflektiert. Aber auch gut! Glaube ich. Hoffe ich. Der Anfang, wieder klar zukommen. Die neue Saison mit smarten Zielen zu spicken, sich bei jedem Gang zum Kühlschrank an die Schmach vom Schwimmhallenspiegel zu erinnern und – und das will ich unbedingt ändern – nicht mehr so viel Social Media zu checken. Ich weiß, ich weiß. Das sagen viele. Und sind dann doch 24/7 am Handy. Aber es ist zu viel! In anderen Lebensbereichen bin ich ja auch diszipliniert. Und die Ironie dabei: Sonst sind es eigentlich genau die hier thematisierten Baustellen, wo ich diszipliniert bin. Nur eben in der Offseason geht es drunter und drüber. Gut, das Social Media Ding ist nochmal so eine extra Chose für sich…
Vielleicht geht es auch darum, mal nicht immer alles zu planen, mal nicht so diszipliniert zu sein, mal alles aus dem Ruder laufen zu lassen. Um einen Neustart zu schaffen. Nicht immer im gleichen Film hängen zu bleiben. Zu eindimensional zu denken. Vielleicht helfen da genau diese, meine, Baustellen!
GEHEN WIR ES AN!