Oder besser auf die Bretter des Pygmalion-Theaters. Darin geht er der Geschichte des Jazz nach und zwar Kapitel für Kapitel. Im Februar war mit Kapitel V Halbzeit des Unternehmens. In „Bob Redux“, so der Titel, erhielt das Publikum einen Schnellüberblick über Bebop und Hardbop. Dieses Mal waren neben Kurt Prohaska am Klavier, Paul Schreitl am Bass und Dusan Milenkovic an den Drums, sowie an unterschiedlichen Abenden Tamás Molnár sowie Oliver Marec am Saxophon tätig.
Die Musik aus den 40er und 50er Jahren setzte oft auf bereits bestehende Kompositionen eigene Beboplines darüber. Ein Umstand, den Prohaska bei seinem moderierten Konzert anschaulich erklärte. Den Auftakt machte „How High the moon“ von Charlie Parker und „Au privave“. Jene Komposition, in der die Unisonostellen am Beginn und am Schluss so ewas wie ein unverrückbares Statement einer sehr selbstsicheren Person zu Gehör bringen. Eine in Musik gegossene Rede, um es mit anderen Worten auszudrücken. In „My little sued shoes“ zeigte Parker, dass er auch die lateinamerikanischen Rhythmen im Blut hatte. Milenkovic und Schreitl ließen sich dabei auf ein herrliches Duett von Bass und Schlagzeug an, in dem die beiden Stimmen ganz witzig zu sprechen begannen. Dizzy Gillespies „A night in Tunesia“ war ebenso zu hören wie Denzil Bests „Allen`s Alley“, eine Paraphrase auf „I got rhythm“, das George Gershwin bereits 1928 geschrieben hatte.
Kurt Prohaska, Paul Schreitl, Dusan Milenkovic, Tamás MolnárBud Powells Rolle charakterisierte der Bandleader als revolutionär durch neue melodische, rhythmische und harmonische Ansätze, die er mit der Komposition „Budo“ veranschaulichte. Stücke von Sonny Rollins, Hank Jones, von dem Prohaska wann immer möglich, Kompositionen aufspürt, sowie von Randy Weston wurden ebenfalls gespielt. Benny Golsons „Whisper not“ zeigte die ganze Bandbreite dieser Jazzrichtung auf. Von singend swingend, bis hin zu einer Vielschichtigkeit in der Komposition mit vielen atmosphärischen und Taktwechseln durfte man dabei in die hohe Schule des Jazz eintauchen. Entstanden ist die Komposition während seiner Zeit in der Big Band von Dizzy Gillespie im Jahr 1956 und avancierte rasch zu einem Jazzstandard, der bisher weit über hundert Mal aufgenommen wurde.
Die ursprüngliche Motivation dieser Musikrichtung, die von afro-amerikanischen Musikern kreiert wurde: „To play what they cannot play“ (Anm: gemeint waren damit die weißen Musiker, die sich den Swing sozusagen einverleibt und ihn zugleich auch standardisiert hatten), verlor bald ihre Gültigkeit. Guter Musik hängt heute zum Glück kein Mascherl mehr um, egal welche Hautfarbe ihre Interpreten haben.
Weitere Termine auf der Website von Kurt Prohaska.