Guter Sex – schlechter Sex

Eine ehemalige Miss Schweiz behauptet in einem Interview in einer grossen Tageszeitung: „Ich habe immer guten Sex!“ Diese Selbstoffenbarung macht mich stutzig. Glaube ich ihr das? Wie ist das möglich? Lebt die Frau in einer langjährigen Liebesbeziehung? Wenn ja: Gilt diese Behauptung trotzdem oder gerade deshalb? Was löst das Wort „Sex“ im Zusammenhang mit den Worten „immer“ und „gut“ in mir aus? Werde ich neidisch? Kann erotische Qualität überhaupt allgemein gültig definiert werden? Was sind denn die Zutaten von „gutem“ Sex? Lässt sich mit „schlechtem“ Sex nicht auch gut leben? Ich merke, mit all diesen Fragen mache ich mir Druck und ich werde unruhig.

Wenn ich diesem Druck nachspüre, dann tauchen Ängste auf; zum Beispiel die Angst vor Leistungszwang, vor Versagen, vor Zurückweisung und Kränkung. Ich gehe davon aus, dass Sie solche Gefühle auch kennen. Wenn wir diesen „Dämonen“ in der Sexualität jedoch aus dem Weg gehen, bezahlen wir den Preis der Vermeidung. Das äussert sich bei mir darin, dass ich stumm werde. Ich verzichte dann darauf, mit meiner Frau offen über mein Begehren, meine Lust, meine wahren Wünsche und Abneigungen zu kommunizieren.

Zu Sex auf dieser Grundlage kenne ich zwei stereotype Reaktionsweisen: Erstens: Ich verhalte mich rücksichtslos und kümmere mich nicht um Bedürfnisse, weder um meine eigenen noch um diejenigen meiner Frau. Oder ich schalte zweitens in den Schongang, das heisst, ich verhalte mich allzu rücksichtsvoll und gehe ihr aus dem Weg. In beiden Fällen werde ich mir selbst gegenüber untreu. Dieses Verhalten muss nicht zwangsläufig zu „schlechtem“ Sex führen, aber es kann. Der Sexualtherapeut Ulrich Clement meint dazu: „Je mehr sich ein Paar vor ängstigenden Gefühlen schützt, sich ausschliesslich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner seiner Sexualität beschränkt, desto mehr vermeidet es sexuelle Kommunikation, die verbale wie die handelnde.“

Wenn wir mit anderen Worten einen Weg finden, uns mit unserer Angst vor Kränkung und Zurückweisung zu verbinden, und wenn es uns ausserdem gelingt – in Kontakt mit unseren Ängsten -, über unsere Lust sowie über unsere Wünsche und Vorlieben zu reden, dann öffnen wir uns für wahrhaftige und intime Begegnungen. Es würde mich nicht wundern, wenn Sie dann auch „guten“ Sex erleben werden, ähnlich wie die ehemalige Miss Schweiz, wenn auch nicht immer.


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