Gut kopiert: “LOL” bleibt “LOL”

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© Constantin Film / Lola (Miley Cyrus) und Kyle (Douglas Booth)

Es hat eine lange Tradition, dass die US-Filmindustrie sich europäischer Spielfilme bedient, um diese für den amerikanischen Markt neu zu produzieren. Mit der französischen Erfolgskomödie „Ziemlich beste Freunde“ hat man bereits sein nächstes Opfer gefunden. Aber schon zuvor wurde sich mehrmals der frankophonen Filmkunst gewidmet: Mike Nichols „The Birdcage“ (1996) basiert auf dem 1978er Film „La Cage aux Folles“, Leonard Nimoy verfilmte mit „Drei Männer und ein Baby“ das französische Coline Serreau-Werk „Trois Hommes et un Couffin“, „Twelve Monkeys“ stammt von „La Jetée“ (1962) ab und James Camerons „True Lies“ ist Claude Zidis „La Totale“ entsprungen. Mit „LOL – Laughing Out Loud“ ist das dieser Tage nicht anders und dennoch ein wenig verschieden von den genannten Beispielen. Denn Regisseurin Lisa Azuelos hat ihr Filmbaby nicht aus den Händen gegeben. Die französische Filmemacherin ist mitsamt ihrem Drehbuch in die USA geflogen um dort denselben Film noch einmal zu drehen. Wo 2008 noch Sophie Marceau („La Boum – Die Fete“) und Christa Theret („Mike“) das Mutter/Tochter-Gespann mimten, werden sie im US-Remake durch Demi Moore („Der große Crash“) und Miley Cyrus („Mit dir an meiner Seite“) ersetzt.

Die beiden sind die alleinerziehende Mutter Anne (Demi Moore) und ihre 16-jährige Tochter Lola (Miley Cyrus), die von ihren Freunden nur LOL genannt wird. Eigentlich sind die beiden ein richtig tolles Team, aber in Wahrheit hat Anne nur wenig Ahnung, was eigentlich in ihrer Tochter vorgeht. Denn die ist gerade dabei, sich in ihren besten Freund Kyle (Douglas Booth) zu verlieben. Da Lola von ihm glaubt, dass er schon erste sexuelle Erfahrungen gemacht hat, will sie sich keine Blöße geben und gibt vor, keine Jungfrau mehr zu sein. Das ist aber gar nicht so leicht. Weil sie sich so sehr in Kyle verliebt hat, dass es „wehtut“, will sie es nun endlich wissen und zur Frau werden. All das und noch viel mehr vertraut Lola ihrem Tagebuch an und fällt aus allen Wolken, als sie erfährt dass ihre Mutter es gelesen hat. Anne wiederum begreift schlagartig, dass ihre Tochter nicht mehr der niedliche, unschuldige Teenager ist, für den sie sie gehalten hat. Und weil sie in ihrem eigenen Gefühlschaos steckt, überfordert sie der Pubertätsstress mit Lola ziemlich. Und Lola selbst kann jetzt nur noch an die anstehende Klassenfahrt nach Paris denken.

Gut kopiert: “LOL” bleibt “LOL”

Demi Moore als LOLs Mutter Anne

Ebenso erging es vor vier Jahren der Schauspielerin Christa Theret, die im französischen Original-„LOL“ in der Rolle der Lola zu sehen war, nur dass sie sich nicht auf den Trip nach Paris freuen durfte, sondern auf einen Ausflug in eine ländliche Gegend in Großbritannien. Man fragt sich was eine Regisseurin bewegt, einen ihrer Filme gleich zweimal zu drehen, nur mit unterschiedlichen Darstellern. Denn eines ist klar: „LOL“ aus dem Jahre 2012 sieht immer noch so aus wie „LOL“ aus dem Jahre 2008. Ein Großteil der Szenen und Dialoge wurden detailgetreu übernommen, immer noch laufen Lola und ihre Freunde zu Beginn des Films in Zeitlupe, weil man so viel cooler aussieht. Mutter und Tochter trällern im Auto zu „You Can’t Always Get What You Want“ von den Rolling Stones und ebenso wie Sophie Marceau, ist hier auch Demi Moore über die Intimrasur ihrer Tochter empört. Nur scheint mit dem Einzug von Miley Cyrus in Lisa Azuelos‘ Welt alles bunter und korrekter geworden zu sein. Die Amerikaner bestehen auf ihre political correctness. Somit wird hier zwar über das Kiffen gesprochen, aber die Jugendlichen werden nicht beim Drogenkonsum gezeigt, während im französischen Original viele Momente im verqualmten Räumen spielen, Mutter und Tochter beide beim Joints rauchen gezeigt werden und alles irgendwie ein bisschen natürlicher wirkt. Aber in der kunterbunten Glitzerwelt der Amis machen sich gerade Miley Cyrus und Demi Moore gar nicht schlecht, lassen ein echtes Gefühl von Mutter und Tochter aufkommen, wie man es zumindest der ehemaligen „Hannah Montana“ nicht zugetraut hätte. Aber auch Moore spielt beschwingt locker, zeigt sichtlich ihren Spaß am Umgang mit der Filmtochter und den Erziehungsproblemen. Zugleich wird ihr der Spiegel vorgehalten, wenn sie sich selbst noch einmal verliebt und ihre eigene Mutter dieselben Gespräche mit ihr führt, wie Demi Moores Anne mit Tochter Lola.

Und immer ist der Zuschauer ganz nah dabei, die emotionalen Banalitäten, die nun einmal das Leben vieler Teenies ausmachen, werden hier so dargestellt, dass der Zuschauer sich sowohl in die Rolle der Mutter als auch der Tochter einfinden kann. Probleme mit dem Liebesleben oder aber den Hausaufgaben, der Schule und der Freizeitgestaltung sowie der oftmals daraus resultierenden Konfrontation mit den Eltern werden hier zwar jugendlich hochgebauscht, aber verständlich gemacht. Und auch die Elternseite wird dabei nicht zum bösen Gegenpol erhoben, sondern ähnlich verständlich inszeniert. Somit prallen nicht unbedingt zwei Welten aufeinander, sondern existieren Seite an Seite, zumindest filmisch, um den Zuschauern ein möglichst hohes Identifikationspotential zu bieten – auch wenn es am Ende heißt, dass Eltern und ihre Kinder gemeinsam aufwachsen. Denn im Grunde sind hier keine großen Unterschiede zwischen Mutter und Tochter, Vater und Sohn zu sehen. Einzig die Machtverhältnisse treiben die Generationen auseinander. Das klappt mal ganz gut, mal aber auch nicht. Wenn Demi Moore es Sophie Marceau gleichtut und im Tagebuch ihrer Tochter herumschnüffelt, endet die Geschichte in Geschrei und Gezeter und dem Auszug der Tochter hin zum allein lebenden Vater. Bei Boyfriend Kyle ist es derweil dieser männliche Familienpatriarch, der genug von den schlechten Noten seines Sohnes hat, ihm Hausarrest aufbrummt, ihm das Musikmachen verbieten, dessen Gitarre in einem Wutanfall zerschlägt und ihn um sein Mobiltelefon erleichtert – ein wichtiges Utensil in der Welt von „LOL“.

Gut kopiert: “LOL” bleibt “LOL”

Kyle und LOL

Aber so dramatisch das Leben ohne Handy, ohne Musik, ohne Freizeit sein mag, so sehr man als Jugendlicher unter dem Herrschaftswahn der Eltern zu leiden hat, so sehr nimmt „LOL“ doch auch die Dramatik aus jedweder Situation wieder heraus. Hier soll kein melancholisch schwerer Film gezeigt werden, sondern ein lockerleichtes Jugendbild mit Teenagern, die immer einen frechen Spruch auf den Lippen haben, ohne dabei übermäßig vulgär zu werden. Im Film wird hierfür nach jedem aufkommenden Drama durch einen Hauch Humor die Luft aus der Situation genommen. Ähnlich ergeht es den romantischen Momenten, die kurze Zeit später wieder der Komik unterliegen. Damit macht man nicht etwa den Film kaputt, sondern rettet viel mehr die Feel-Good-Movie-Atmosphäre, die „LOL“ ausmacht. Neben der sympathisch wirkenden Romanze zwischen Lola und Kyle trägt hierzu Schauspielerin Ashley Hinshaw eine Menge bei, die als verrückte, beste Freundin Emily schon mal die Webcam in ein rohes Hähnchen schiebt um einem anonymen Verehrer eine Freude zu bereiten.

„LOL“ ist „LOL“ noch einmal auf Amerikanisch, woran es nichts auszusetzen gibt. Der Film ist so nahe am Original gehalten, dass man wunderbar die Unterschiede im französischen und amerikanischen Filmemachen erkennen kann. Für eine solche Studie ist der Konsum beider Filme sicherlich unabdingbar, zur puren Unterhaltung wird die US-Version natürlich keine neuen Erkenntnisse liefern. „LOL“ ist gut. Welche Version man denn sehen möchte, sollte man selbst entscheiden. Hier geht es weniger um die Handlung, sondern um die Präferenz bei der Schauspielerwahl.

Denis Sasse

Gut kopiert: “LOL” bleibt “LOL”

‘LOL‘


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