Guido-Time

Nach allem, was man so liest, wartet die FDP heute auf nicht weniger als die eigene Auferstehung. Konkret warten sie auf Guido Westerwelles Rede beim Dreikönigstreffen. Wenn Sie das sehen wollen, klicken Sie einfach mal so um 10:45

hier

... dann können Sie sich selbst ein Bild machen.

Es hat wenig Sinn, wenn ich mir das selber ansehe. Um das objektiv zu beurteilen, müsste ich bereit sein, diesem Mann eine Chance zu geben. Dafür müsste ich unter anderem seine Stimme hören können, ohne mich sofort innerlich in Krämpfen zu winden. Da kann der erzählen, was er will. Und genau das war ja auch mal sein Potential. Hätte es 2009 tatsächlich wieder eine große Koalition gegeben, dann würde sich Deutschland im Vorfeld dieses Treffens fragen, ob denn tatsächlich ein Liberaler baden-würtembergischer Ministerpräsident wird, und ob in Berlin tatsächlich FDP und Grüne koalieren.

Manchmal bin ich doch erstaunt, wie sehr die FDP das Regieren verlernt hat in den 11 Jahren, die sie pausieren musste. Auch mit der Selbstreflektion ist es nicht allzu weit her. Selbst wenn einer Westerwelle zuhören kann, ist schon der Zeitpunkt ziemlich mies.

Die Leute, die er erreichen will, haben sich vor nicht mal einer Woche noch zig Jahresrückblicke angesehen, in denen nochmal all die Niederlagen, Peinlichkeiten und Ausfälle zusammengefaßt wurden , die direkt zu diesem Punkt geführt haben. Und wem das nicht reicht, der hat noch all die Artikel unter der Überschrift "Was 2011 anders wird" gelesen, mit all den steigenden Beiträgen, den neuen Steuern, den neuen Abgaben, den ungelösten Problemen. Das hätte sich unter einer großen Koalition natürlich kaum anders gelesen, wo wir mal gerade rückhaltlos ehrlich sind. Aber die sind ja auch nicht mit dem Anspruch "Mehr Netto als Brutto" angetreten.

Vielleicht hätten SPD und CDU ihre Wiederaufstehung auch nicht mit der bizzarren Personaldebatte eingeleitet, die sich die FDP in den letzten Wochen geleistet hat und die eigentlich auch dem letzten klargemacht hat, dass es wohl am besten wäre, wenn sie einfach garkeinen Vorsitzenden mehr wählen. Es hat schon was komödiantisches, wie sie Westerwelle wochenlang demontiert haben, und jetzt darauf warten, dass er sie in ein leuchtendes Zeitalter führt. Zumal auch gerade diejenigen, die ihn dann demonstrativ in Schutz nahmen, weil sie selber noch was werden wollen und dafür auf keinen Fall sein Nachfolger werden dürfen, alle schön an diesem Grab mitgeschaufelt haben.Denn eines konnten sie komischerweise bei den Lobeshymnen auf den größten FDP-Vorsitzenden aller Zeiten nicht auflisten: Leistungen als Regierender.

Stattdessen zeichnete man das Bild einer Partei, die sich aus einem besten Wahlkämpfer und vielen charakterlosen Kritikern zusammensetzt. Ich wüßte nicht mal, was ich da noch sagen sollte als Vorsitzender. Das Problem wird Westerwelle heute zumindest nicht haben.

Und jetzt das Wetter.


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