Gruppengucken ist Massenmord

Das ganze Land im nationalen Taumel, eine komplette Gesellschaft richtet sich inmitten der Krise aus am gemeinsamen Brot-und-Spiele-Gucken unter den schwarz-rot-goldenen Farben, der Fußball als identitätsstiftendes Angebot an alle, deutsch zu sein oder deutsch zu werden - und niemand leistet mehr Widerstand. Niemand? Doch, der „anti-nationale Weltfußballverband“ hat jetzt einen Wettbewerb zum Diebstahl von WM-Fanartikeln jeglicher Art unter dem internationalistischen Motto „Capture the flag“ ausgerufen, um der nationalen Verblendung Einhalt zu gebieten.
"Die nationalen und rassistischen Auswüchse der Fußball-WM sind entschieden abzulehnen und zu bekämpfen", legen die mutigen Kämpfer gegen Autoseitenscheibenfähnchen im einst schon von Reichsminister Joseph Goebbels als "schwarz-rot-gelb" verhöhnten Schwarz-Rot-Gold" fest. Um "alle angeblichen Fußballfans aus ihrem nationalen Taumel zurück in die harte Realität" zu holen, gelte es für jeden echten Internationalisten, "Initiative zu zeigen und sich Fahnen schwingenden Nationalisten entgegenzustellen". Dazu solle alles eingesammelt werden, "was sich als WM-Fanartikel tarnt und positiv auf Deutschland oder jegliche andere Nation bezieht". Alle Deutschen seien Nazis, heißt es im Aktionsaufruf, gemeint sei damit aber natürlich, dass auch alle Briten, Italiener, Südafrikaner, Amerikaner, Ghanaesen und sonstigen Fußballer, Fußballzuschauer, Fernsehmoderatoren und Kartenabreißer Nazis seien.
Am Beispiel des von der Antifaschistische Gruppe 5 aus Marburg inzwischen als "Partynationalismus" enttarnten Gruppenfußballguckens in Adidashemden zeigten sich, so Gruppe-5-Sprecherin Sophia Stern "national-chauvinistische Einstellungen in der Mehrheitsbevölkerung deutlich". Die Übergänge von der Anfeuerung einer Fußballmannschaft hin zu rassistischen und sexistischen Einstellungen und sogar Übergriffen sei aber fließend. Wer heute noch jubele, könne morgen schon massenmorden, vergewaltigen,
den britischen Löwen stellen und brandschatzen. Es gehe darum, aufzuklären, vor allem Jüngere müssten wissen, dass es keinen Unterschied zwischen bösem Nationalismus und gutem Patriotismus geben könne.
Flankiert wird die von der Uni Marburg unterstützte Aufklärungskampagne durch ein anklagendes Musikvideo der Gruppe Mundstuhl (oben) und einen autonomen Fahnenraubwettbewerb, in dem das Kommando Kevin-Prince-Boateng Berlin-Ost derzeit mit 1657 geraubten Fahnen führt. Mitmachen sei immer noch möglich den GewinnerInninen winkten „Ruhm und Ehre“, heißt es auf Niemals Deutschland.


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