Rügen Glosse
Der Landrat von Vorpommern-Rügen, Ralf Drescher (CDU), hat für seinen Vorschlag, den Bauzaun entlang der B 96n zu begrünen, um Inseltouristen im Stau die Protest-Graffiti der Autobahngegner zu ersparen, beinah soviel Spott geerntet wie Klaus Wowereitin Berlin für sein Flughafen-Managment. Dabei könnten die explodierenden Baukosten der Rügen-Trasse durchaus etwas Grün vertragen.
Man kann einwenden, dass es ein merkwürdiges Demokratieverständnis offenbart, wenn sich ein Landrat zum Gärtner macht, um inselreife Urlauber vor der politischen Realität Rügens zu bewahren. Aber ich finde, man sollte die Möglichkeiten ausloten, die in dieser grünen Offensiven des schwarzen Verwaltungschefs stecken. Denn auf Rügen gibt es noch jede Menge zu begrünen, was Touristen unangenehm auffallen könnte. Zum Beispiel die Löcher im Pflaster, aus dem die Stolpersteine herausgerissen und bisher nicht ersetzt worden sind. Ratsamer wäre es auch, das Grab für die Idee eines gemeinsamen Tourismuskonzepts für die Insel zu bepflanzen, die 20 Jahre nach der Deutschen Einheit offenbar endgültig entschlafen ist. Sollten dann noch ein paar Setzlinge übrig sein, können der Landrat und seine politischen Landschaftspfleger noch die Arbeitslosenzahlen hinter frischem Strauchwerk verstecken. Wieviele Arbeitsplätze hat die B 96n auf Rügen eigentlich bisher geschaffen? Und wieviele wird sie plattmachen ? Für Rügen gilt, was im internationalen Tourismus seit dem Turmbau zu Babel bekannt ist : Kommt der Beton, gehen die Touristen. Und dann hilft auch kein frisches Grün mehr.
Holger Teschke