Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, ist ein langsamer Killer. Das Gas, das bei der Verbrennung von Erdgas, Erdöl und Kohle entsteht, ist nicht nur für Menschen, sondern auch für das Klima der Erde absolut tödlich. Nicht ohne Grund suchen Experten und Wissenschaftler seit Jahren nach Möglichkeiten zur Vermeidung der Enstehung oder einer sinnvollen Nutzung von CO2.
In verschiedenen Branchen wird das Gas bereits als Rohstoff verwendet. So wird es in der Pharmaindustrie seit über einem Jahrhundert zur Herstellung von Aspirin genutzt und auch für die Produktion von Harnstoff, der als Stickstoffdünger zum Einsatz kommt, wird Kohlendioxid benötigt. In Zukunft könnte CO2 aber auch vermehrt zur Hergestellung von Kunststoff genutzt werden.
Ein Gebiet, in dem Kohlenstoff inzwischen verstärkt als Ressource genutzt wird, ist die Herstellung des Kunststoffes Polypropylencarbonat, kurz PPC. Schon lange wussten Wissenschaftler, mithilfe welcher chemischen Reaktion sich Polypropylencarbonat herstellen lässt. Doch bis vor kurzem war es ihnen nicht möglich, den Prozess kontrolliert ablaufen zu lassen. Erst jetzt wurden die richtigen Katalysatoren gefunden, die für eine erfolgreiche Herstellung von PPC unabdingbar sind.
Für die Wissenschaftler ist das der Durchbruch, den sie sich erhofft hatten, denn mit Polypropylencarbonat gehen alle Wünsche in Erfüllung. Der Kunststoff, der zu 43 Prozent aus Kohlendioxid besteht, ist nicht nur lebensmittelverträglich. Er kann je nach Bedarf in verschiedenen Varianten produziert werden: durchsichtig oder trüb, elastisch oder starr. Noch dazu ist PPC überaus temperatur- und wetterstabil. Der Alleskönner der Polymere kann somit äußerst flexibel eingesetzt werden. Denkbar ist die Verwendung als Schaum, Folie und Weichmacher sowie als Beschichtung und als Grundlage für die Herstellung weiterer Kunststoffe.
Mittlerweile sind einige Unternehmen auf den vielseitigen Kunststoff aufmerksam geworden. Beispielsweise produziert in den USA die Firma Novomer mehrere hundert Tonnen des Kunststoffes pro Jahr. Konkurrenzunternehmen wie Empower Materials, ebenfalls aus den USA, Norner aus Norwegen oder SK Innovation aus Südkorea setzen ebenfalls alles daran, die Entwicklung und Herstellung von Polypropylencarbonat aus Kohlendioxid voranzutreiben.
Natürlich arbeiten auch deutsche Unternehmen an Produkten aus PPC. Bosch-Siemens-Hausgeräte stellte beispielsweise auf dem internationalen Ausstellungskongress Achema eine Staubsaugerabdeckung vor, die teils aus PPC hergestellt ist. Auch in anderen Haushaltsgeräten wie bei den Einlegeböden von Kühlschränken wird PPC mittlerweile eingesetzt. Auch der Chemie und Pharmazeutik-Konzern Bayer arbeitet an solchen grünen Materialien wie etwa CO2-basierten Polyurethan-Kunststoffen. Die Bayer Pilotanlage zur Kunststoff-Produktion mit CO2 zählt sogar zu den “Ausgewählten Orten 2012″.
Basiert auf dem Artikel “Wie aus Kohlendioxid Kunststoffe werden” von Josephin Lehnert aus dem Online-Magazin des CleanEnergy Project.