Wie wärs statt einem blauen Wunder mal mit vielen grünen? In ihrem zauberhaften Buch „Grüne Wunder erleben“ erzählt Anne-Maria Apelt „Geschichten von Lebensentdeckungsreisen in der Natur“. Für ihr Buch begleitete sie 25 Männer und Frauen, die in der Natur Inspiration, Sinn und Orientierung gefunden und lebensverändernde Erfahrungen gemacht haben.
In diesen Geschichten geht es nicht allein um Vissionssuche. Sie zeigen vielmehr, wie sehr wir Menschen mit der Natur verbunden sind und welche „grünen Wunder“ und spirituellen Entdeckungen sie für uns bereit hält. „Kann man Gott im Wald suchen und finden oder auf einem Berg oder in der Wüste“, fragt Andreas Ebert im Vorwort. „Viele Menschen versuchen auf die eine oder andere Weise genau das, oft wenig bewusst.“
Jede einzelne Geschichte ist einzigartig, berührend und inspirierend. Da ist zum Beispiel Albert. Er lebt im Allgäu und arbeitet als Heilpraktiker. Er zieht ganz gezielt los, um mit einem Naturritual eine seelische Wunde zu heilen. Im Grunde ist für ihn jedes Rausgehen in die Natur schon ein Ritual, doch was er mit seiner Ritualabsicht erlebt, berührt ihn tief und schenkt ihm tiefen Frieden.
Oder Inge aus der Fränkischen Schweiz: sie lebt in einem kleinen Häuschen am Dorfrand und bewirtschaftet einen wilden Garten. Sie braucht keinen Urlaub: beim Wandern in der näheren Umgebung kann sie sich erholen, Abstand vom Alltag gewinnen und im Rhythmus der Jahreszeiten aufatmen. Andere meditieren, Inge geht Laufen um drängende Fragen des Lebens zu klären, Gedanken und Erlebnisse zu verarbeiten.
Ulrich Schineis ist evangelischer Pfarrer in Süddeutschland und kam in Südamerika mit den Hopi-Indianern in Kontakt. Für den Stamm ist zum Beispiel die Libelle ein sehr wichtiges Tier und auch Uli wird von ihr inspiriert, sich auf die Wandlungen, auf Transformation und die Alchemie des Lebens einzulassen, kurz: das Hässliche schön werden zu lassen.
Auch Hans-Gerd Bauer hat ein ganz besonderes Erlebnis: er verbringt vier Tage lang mit einer Herde Pferde, die ihnwie selbstverständlich in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben. Die Erfahrung, nicht mehr alleine zu sein, ist so ganz anders als die Einsamkeit, die er als Kind im Krankenhaus erlebt hat.
Für Ida hat das Element Wasser eine spezielle Bedeutung: sie pflegt am Neujahrstag ihre Tradition des „Anbadens“, also das erste Bad des Jahres in einem freien Gewässer. Eis, Schnee und Kälte schrecken sie nicht: „In die Natur ganz einzutauchen, ist für Ida wie ein Lebenselixier“, schreibt Anne-Maria Apelt.
So oft es geht stürzt sich Ida in die „grünen Arme“: dabei füllt sich ihr Energiespeicher im Inneren wieder auf. „Hier erfährt sie wieder, wer sie ist. Hier bildet sich ihre Persönlichkeit weiter. Hier hat sie das Gefühl, einfach nur sie selbst zu sein“, so Anne-Maria Apelt. Und wo ist ein geeigneterer Platz, um ein Kind Willkommen zu heißen, als in der Natur? So haben es jedenfalls Ursula und David gemacht.
Ich erinnere mich gut: in meiner Kindheit war ich ständig draußen. Mit den Nachbarshunden streiften wir durch blühende Wiesen, spielten in frischen Bächen und kletterten auf Bäume. Erst mit der Berufsausbildung begann schleichend die Stubenhockerei. Und tatsächlich wurde ich schwer krank. Viel Zeit ist vergangen, bis ich vor vier Jahren hier an den Waldrand gezogen bin.
Es dauerte noch bis zu diesem Sommer, dass ich wieder jeden Tag raus gehe. Und ja, es gleicht einem Wunder, was ich seither für gesundheitliche Fortschritte mache. Da ist es wirklich fast egal, wie das Wetter grad so spielt. Ich kann Jean-Yves Leloup also zustimmen, wenn er sagt:
„Häufig hat der Mensch den Kontakt mit dem Kosmos, dem Felsen, den Tieren verloren. Die Folgen sind alle möglichen Beschwerden, Krankheiten, Ungeborgenheit, Angst. Er fühlt sich überflüssig, der Welt entfremdet.“
Die Natur ist unbestechlich, ehrlich, echt, gastfreundlich, zuverlässig reich und heilsam, hat auch Autorin Anne-Maria Apelt bei einer Visionssuch erfahren, nachdem sie einen harten Bruch in ihrer Biographie und große Orientierungslosigkeit erfahren hatte. Ein Jahr später hat sie selbst eine Ausbildung zur Visionssucheleiterin begonnen, um auch anderen Menschen durch Naturrituale diese reiche Erfahrungswelt nahe zu bringen:
„Es begeistert mich, was entsteht, wenn Mensch und Natur sich wirklich begegnen. Es begeistert mich, wenn Vertrauen in die Natur entsteht, in die Erfahrung mit ihr, in den Prozess und in etwas Größeres, das über uns hinaus geht. Die Schöpfung kann ein großer Spiegel für die Seele sein. Alles, was es dafür braucht, ist Bereitschaft zur Veränderung, Neugier und Anfängergeist.“
Ihr größter Wunsch mit diesem Buch ist, dass Menschen sich auf die Suche nach sich selbst machen und ihrem eigenen Wesenskern, ihrer wirklichen tiefsten Identität näherkommen. Nicht nur die spannenden Geschichten, auch die wunderwunderschönen Illustrationen von „Willu“ Anne Weigel machen große Lust auf „grüne Wunder“!
Anne-Maria Apelt „Grüne Wunder erleben. Geschichten von Lebensentdeckungsreisen in der Natur“, 224 Seiten, durchgehen farbig (Illustrationen / Fotos), Steifbroschur, 22 Euro, adeo Verlag