Passend zur Grünen Woche, der größten Agrar- und Freßmesse der Welt, die derzeit in Berlin statt findet, gab es heute auch eine Demo. Unter dem Motto „Wir haben es satt! Nein zu Gentechnik, Tierfabriken und Dumping-Exporten“ hatte ein Aktionsbündnis aus insgesamt 120 Organisationen aufgerufen, die vor dem Hintergrund aktuellen Dioxin-Skandals in Deutschland eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft, den Ausstieg aus der Gentechnik und die Unterstützung für ökologische Produktionsformen forderten. 22.000 Teilnehmer sollen dem Aufruf gefolgt und durchs Regierungsviertel zum Brandenburger Tor gezogen sein.
Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, wenn künftig nur noch gesunde, regional von glücklichen Bauern erzeugte Bioprodukte statt billiger Industriefraß in die Regale der Läden kämen. Aber man kann genauso freie Sicht aufs Mittelmeer fordern oder internationale Kinderschokolade aus der esoterischen Biokooperative: Solange Nahrungsmittel nicht erzeugt werden, um Menschen satt zu machen, sondern um Geld damit zu verdienen, wird sich nichts ändern. Da können sich gut verdienende Politikerinnen noch hundertmal vors Mikrofon stellen und von den Verbrauchern fordern, dass sie endlich mal anfangen, ökologisch korrekt einzulaufen, weil der Markt ja produziere, was die Leute wollen. Lächerlich.
Kann sich nicht jeder leisten: Leckeres Biogemüse aus dem eigenen Garten
Kein Mensch will diesen Fraß, der krank macht und nicht schmeckt. Aber die Industrie denkt sich ja allerhand aus, um den Leuten ihre Abfallstoffe geschmacksneutral aufbereitet und in leicht zubereitbaren Portionen verpackt als „Lebensmittel“ verkaufen zu können. Den Verantwortlichen passiert ja nichts, im schlimmsten Fall geht ihr Laden pleite. Die bösen Chinesen zum Beispiel verhängen gegen überführte Lebensmittelpanscher auch schon mal die Todesstrafe.
Nein, ich befürworte weder diese eigenartige Form des sozialistisch getarnten Kommando-Kapitalismus in China, noch die Todesstrafe. Aber Lebensmittelpanscherei ist meines Erachtens nicht gerade Kavaliersdelikt, auch wenn die Tatsache, dass es im Mittelalter schon drastische Strafen dafür gab, darauf hinweist, dass dieses Problem nicht so ganz neu ist, wie gern getan wird. Und deshalb reicht es nicht, mit dem Trecker zum Brandenburger Tor zu fahren, um von genau dieser Regierung, die ja eben für ein Wirtschaftssystem steht, dass diesen ganzen Lebensmittelschmuh zur Perfektion treibt, nun mehr Schutz für Mensch und Tier zu fordern. Das System ist das Problem, nicht ein paar schwarze Schafe in der Lebensmittelindustrie oder die Schafherden von Verbrauchern, die zu blöd sind, ihr Essen im richtigen Laden zu kaufen.