Mit dem Bus über die Grenze: Die Strecke zwischen Arnbruck im ostbayerischen Landkreis Regen über den Grenzberg Osser bis ins tschechische Hamry ist eine von nur sechs länderübergreifenden Busverbindungen zwischen Bayern und Böhmen. Sie wird überwiegend von Wandertouristen genutzt. Auch die Bahn betreibt lediglich drei grenzüberschreitende Nahverkehrsstrecken in der Region. Foto: ce-press
Cham/Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – Die Grenze zwischen Ostbayern und Böhmen ist seit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor über 20 Jahren offen – wer aber im Nahverkehr mit Bus oder Bahn hinüberfahren will, hat bisher nur wenig Auswahl. Entlang der etwa 350 Kilometer langen Staatsgrenze gibt es gerade mal drei länderübergreifende Bahn- und sechs Busverbindungen. Das Problem: Es gibt nicht genügend Fahrgäste für einen wirtschaftlichen Betrieb der Verbindungen, sagt Thomas Ederer vom Verkehrsbetrieb Regionalbus Ostbayern. Nur mit massiven Zuschüssen der Grenzlandkreise und des Bayerischen Wirtschaftsministeriums lässt sich der Betrieb aufrecht erhalten. Die länderübergreifenden Strecken werden überwiegend von Touristen genutzt, Berufspendler gibt es nur vereinzelt – allerdings besteht für die auch kein ausreichendes Angebot.
Ausflügler haben dagegen die Wahl unter vielen attraktiven Zielen auf beiden Seiten der bayerisch-böhmischen Grenze, die mit Bus und Bahn zu erreichen sind: Vom Wander- und Skiparadies am Großen Arber bis zur Kulturstadt Pilsen. „Wanderziele wie der Grenzberg Osser oder der Cerchov als höchster Berg im Böhmerwald sind nur mit dem Bus zu erreichen“, sagt Thomas Ederer, der bei Regionalbus Ostbayern auch zuständig ist für die fünf grenzüberschreitenden Verbindungen in den Landkreisen Cham, Regen und Freyung-Grafenau.
Mit drei länderübergreifenden Busverbindungen ist der Landkreis Cham Vorreiter im grenzüberschreitenden Nahverkehr. Die Linie von Waldmünchen über Furth im Wald und Domazlice bis zum Berg Cerchov im Böhmerwald wurde erst im Juni eröffnet. Von Juni bis September können Touristen die Strecke jetzt im Saisonverkehr nutzen. Weitere Linien wie der „Wanderbus“ führen von Arnbruck (Landkreis Regen) über den Grenzberg Osser bis ins tschechische Hamry (Mai bis Oktober) sowie von Cham über Domazlice nach Pilsen (mittwochs und freitags). Zwei Verbindungen in den Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau führen Touristen vom tschechischen Zelezna Ruda über den Grenzort Bayerisch-Eisenstein zur Arber-Bergbahn (Mai bis Oktober) oder über Zwiesel bis nach Passau (montags bis freitags).
Weniger gut funktioniert bisher die Verknüpfung der Busverbindungen in den Nationalparken Böhmerwald und Bayerwald. Dort müssen die Fahrgäste am Grenzübergang Buchwald/Bucina aussteigen und nach etwa 800 Metern Fußweg über eine Brücke in den Bus des jeweiligen Nachbarlandes umsteigen. In der nördlichen Oberpfalz sind die grenzüberschreitenden Nahverkehrsverbindungen bisher ebenfalls rar gesät. Lediglich eine Strecke von Wiesau (Landkreis Tirschenreuth) bis ins tschechische Eger wird montags bis freitags täglich zweimal bedient.
„Auch wenn unser Engagement in Tschechien anfangs argwöhnisch betrachtet wurde, inzwischen haben wir ein gutes Verhältnis zu unseren Partnerunternehmen im Nachbarland“, sagt Thomas Ederer, der auch Geschäftsführer der RDS Bus ist, einer tschechischen Tochtergesellschaft von Regionalbus Ostbayern, die die grenzüberschreitenden Verbindungen betreibt. Potential für einen Berufspendler-Verkehr sieht er zumindest derzeit nicht: „Die Zahl der Grenzpendler ist auch mit der Öffnung des Arbeitsmarktes bisher nicht nennenswert gestiegen“, sagt Ederer. Und so wird der Bus-Betrieb wohl auch in Zukunft auf Fördergeld angewiesen sein. Mit rund 100.000 Euro unterstützt das Bayerische Wirtschaftsministerium seit Mitte 2008 und bis zunächst Ende 2012 den grenzüberschreitenden Busverkehr allein im Landkreis Cham.
Auch drei grenzüberschreitende Bahnverbindungen stehen Ausflüglern im Bayerisch-Böhmischen Grenzgebiet im Nahverkehr zur Verfügung: Schirnding-Cheb (Eger) in Oberfranken, Furth im Wald-Domazlice (Taus) in der Oberpfalz und Bayerisch-Eisenstein-Zelezna Ruda (Böhmisch-Eisenstein) im Bayerischen Wald in Niederbayern. Mit dem grenzüberschreitenden „Bayern-Böhmen-Ticket“, das die Deutsche Bahn seit vier Jahren anbietet, lassen sich alle drei Übergänge benutzen. Die 34 Euro teure Fahrkarte gilt beispielsweise zwischen Regensburg und Pilsen, zwischen Passau und Budweis, aber auch ab München, Nürnberg oder Hof.
Rund 28.000 Bayern-Böhmen-Tickets, das auch in einer Single-Version für 24 Euro erhältlich ist, wurden 2010 verkauft. Das ist allerdings ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. In Nordostbayern gibt es mit dem „Egronet-Ticket“ eine zusätzliche Fahrschein-Variante (Preis: 16 Euro pro Person und Tag), die grenzüberschreitendes Reisen in Teilen Oberfrankens und der Oberpfalz, Südwestsachsen und dem Raum Eger-Karlsbad möglich macht. Dieses Ticket gilt auch für andere öffentliche Verkehrsmittel wie Bus sowie Straßenbahn und beinhaltet Ermäßigungen in Museen, Sehenswürdigkeiten und Restaurants. Rund 50.000 Reisende nutzten diesen „Vier-Regionen-Fahrschein“ im vergangenen Jahr.
Mehr Informationen zum grenzüberschreitenden Nahverkehr zwischen Bayern und Böhmen gibt es im Internet: http://www.ostbayernbus.de oder http://www.bahn.de
Grenzverkehr Bayern-Böhmen: So nah und doch so fern
Autor des Artikels : urzeit
Zum Original-ArtikelErnst Probst ist Autor von mehr als 100 Büchern, Taschenbüchern, Broschüren, Museumsführern und E-Books