Bohnen:
- A-Café, Arabica und Robusta Mischung aus Brasilien, Honduras und Java von Segafredo
- Java Katakan (Single-Origin), 100% Robusta aus Java (Indonesien) von Blaser Café. Dunkel geröstet.
- Ras Buna (Single-Origin), 100% Arabia aus Sidamo (Äthiopien) von Blaser Café. Mittel-Dunkel geröstet.
Röster: Segafredo Zanetti S.p.A., Bologna & Blaser Café AG, Bern
Maschine: La Cimbali M39 Dosatron (Siebträger)
Bericht:
Wenn sich etwas Gran Café nennt, ist es nicht gerade abwegig, gewisse Erwartungen betreffend dem dort servierten Kaffee zu haben. Doch das traditionelle Kaffee Lokal an der Limmat ist seit noch nicht allzu langer Zeit in neuen Händen und dies brachte so einige Veränderungen mit sich. Wenn man im Internet nach einer Webseite sucht und dann als bester Treffer auf eine Domain mit dem Namen „Autogrill“ geleitet wird, dürfte der Eine oder Andere etwas stutzig werden. Autogrill, ist das nicht eine Autobahnraststätte? Nun, unter anderem ja, doch der selben Firma gehört auch die Italienische Kaffeebarkette „Motta“ an, die nun ihre zweite Schweizer Filiale in den Räumlichkeiten des bekannten Gran Café eröffnete und sich somit „Gran Café Motta“ nennt. Eingerichtet wurde das ganze von einer Stararchitektin; Raststättenfeeling kommt also zum Glück keines auf. Aber ehrlich gesagt sind meine Erwartungen trotzdem nicht sehr gross, denn über Autobahnraststätten schwebt eine Automatenkaffee-Aura, die sich in den meisten Köpfen eingebrannt haben dürfte und jede Assoziation mit Raststätten negativ vorbelastet, und zudem soll es im Motta tatsächlich den selben Kaffee geben wie im Autogrill, „A-café“ genannt, der aber immerhin von Segafredo stammt. Als ich die Karte betrachte, bin ich dann doch ein wenig überrascht. Für einen Aufpreis von 50 Rappen kann man nämlich alle Kaffeegetränke anstelle der Raststättenmischung auch mit einem von zwei Single-Origins aus dem Hause Blaser haben. Diese sind detailliert beschrieben und werden sogar mit speziellem Zucker serviert, nämlich je nach Präferenz Bio-Vollrohrzucker aus Brasilien oder aus den Philippinen. Das klingt alles ziemlich vielversprechend, also bestelle ich den reinen Robusta aus Java. Hinter der Bar herrscht reger Betrieb und die Zubereitung scheint auch entsprechend hastig zu erfolgen, denn obwohl ich gleich zwei Handtamper herumstehen sehe, werden diese etwas unkonventionell verwendet. Mit anderen Worten, angepresst wird in der Luft, was fast schon zwangsläufig in einem schräg verlaufenden Kaffeepuck und ungleichmässiger Extraktion resultieren muss. Im hektischen Getümmel von Servicepersonal und Baristas verliere ich leider auch den Anschluss was so alles mit meinem Espresso angestellt wird bevor er schlussendlich bei uns am Tisch landet, auf jeden Fall muss er ziemlich lange herumgestanden sein. Dies sage ich deswegen, weil der Kaffee höchstens noch lauwarm ist, wenn überhaupt. Und dass am Dosatron zu kalt extrahiert wird, glaube ich eher weniger, denn dort gibt es ja Temperaturanzeigen. Natürlich merke ich das erst beim ersten Schluck, womit wir bereits beim zweiten Eindruck angelangt wären. Der erste war nämlich soweit so gut, denn sowohl mein Espresso mit eher dünnen Crema, wie auch der Cappuccino mit Latte Art meiner Begleitung, kam auf einem hübschen Silbertablett mit einem Glas Wasser daher. Nachdem ich mich mit dem kalten Kaffee angefreundet habe, wird mir auch bewusst, dass das Versprechen auf der Karte leider nicht eingehalten wird. Dort heisst es nämlich, der Java Katakan sei „Kraft pur“. Meiner ist leider eher wässrig und geschmacklos pur. Enttäuscht verlasse ich also das neue Gran Café, wo das Auge definitiv in jeder Hinsicht verführt wird, die Begeisterung dann aber mit dem Kaffee wieder ziemlich abkühlt. 2 Zürich-Bohnen für Raststättenkaffee, getarnt als Exklusivität.