Hach die glorreichen 80er Jahre. Ein scheinbar unendlich gefüllter Fundus für Horrorfilmfans. Selbst die Vorbilder, aus der Blaupausenzeit der 70er Jahre, konnten der Masse an Veröffentlichungen im Disko-Jahrzehnt nicht das Wasser reichen. Jeder Feiertag, jede Jahreszeit und jede noch so urbane Legende bekam in den 80ern einen kruden Slasher spendiert. So auch der in den Staaten heilige Tag der Highschool-Abschlussfeier. Der Graduation Day.
Die 80er Jahre waren auch die Hochzeit der berühmten Troma Filmstudios. Keine Idee zu fremd, keine Geschmacklosigkeit zu viel. So lässt sich Troma gut zusammenfassen. Kurioserweise ist Graduation Day dagegen ziemlich konservativ. Ein paar Highschool Kids, flockige Sprüche, etwas Pop- und Rockmusik plus ein paar schicke Kills. That's It.
Laura ist Mitglied des Athletenteams ihrer Highschool. Nach einem Wettlauf kippt sie um und stirbt an einer Herzattacke. Als die restlichen Athleten einige Zeit später ihren Abschluss feiern wollen, meuchelt sich ein maskierter, von Rache getriebener Killer durch die Reihen der Teens.
Technisch ist der Film ziemlich mittelmäßig, ja eigentlich sogar unterdurchschnittlich. Der Kameramann hatte nicht seine beste Zeit. Das Bild ist oft völlig aus dem Fokus und man kann beobachten wie er in einigen Szenen nachfokussiert. Die musikalische Begleitung ist nicht wirklich schlecht, wenn sie denn mal da ist. Oft fehlt über lange Strecken einfach der Score. Manchmal fünf, manchmal zehn Minuten ist es, abseits der Dialoge und Soundeffekte, still. Dadurch wirkt Graduation Day in seiner Spannung oft gehemmt. Das ist wie The Big Bang Theory ohne Laughing Track. Funktioniert nicht.
Wirklich gruselig will der Film aber auch nicht sein. Herb Freed inszeniert eher heiter und komödiantisch, als schaurig und atmosphärisch. Schockierend ist der Film ohnehin nicht. Die Morde sind zwar teilweise extrem kreativ, aber auch meist zahm und sparsam mit Blut. Kein Problem, denn irgendwie schafft es Graduation Day, trotz aller Mängel, ganz gut zu unterhalten.
Und tatsächlich schafft es der Slasher sogar auf einer Ebene originell zu sein. Denn der Täter ist bis kurz vor dem Ende für den Zuschauer unbekannt. Hier hat man sich ganz klar vom italienischen Giallo inspirieren lassen. Ein guter Kniff, denn eine Giallo-Teenhorror-Mixtur habe ich, soweit ich mich erinnere, noch nie gesehen. Selbst eine erinnerungswürdige Szene liefert der Film. Die (etwas zu lange) Rollschuldiskoszene ist toll gefilmt und geschnitten. Hektik und Anspannung macht sich breit. Leider viel zu selten in dem Film.
Graduation Day muss man nicht gesehen haben. Selbst für Genrenerds steht der Film auf keiner Pflichtliste. Mir hat diese kleine Produktion, die kaum typischer für die 80er sein könnte, jedoch ganz gut gefallen. Unterbewertet ist der Film aber in jedem Fall.
OT: Graduation Day DT: Graduation Day - 7 Tage zur Ewigkeit VÖ: 1981 Laufzeit: 96 Minuten FSK: - R: Herb Freed D: Christopher George, Patch Mackenzie, E. Danny Murphy
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Kompletter Film
Christian
Bildquelle: Vinegar Syndrome, 88 Films, Troma