Was bringt westliche Staatenlenker zu der irrwitzigen Annahme, sie könnten aus sicherer Entfernung und ohne rechtliche Legitimation ein Land annektieren, dass geschlossen hinter seinem Führer Gaddafi steht? Luftschläge alleine reichen nicht aus, daher erscheint ein Blutvergießen auch unter westlichen Bodentruppen immer unvermeidlicher.
Kommentar – Der Westen ist in einer denkbar schlechten Position. Wenn er die militärische Intervention Libyens abbricht und sich stattdessen zurück zieht, dann blamieren sich unsere Herrscher bis auf die Knochen und verlieren ihr Gesicht. Eine Situation, der sie in ihrer krankhaften Selbstüberhöhung nicht gewachsen wären. Zudem würden sie künftig keinen Tropfen Öl mehr aus Libyen erhalten, genauso wenig wie Gas. Der teuflische Plan, China wirtschaftlich aus Afrika herauszudrängen und damit wirtschaftlich in die Steinzeit zurück zu bomben, wäre gescheitert. Stattdessen würde China ob seiner Enthaltung in der Libyenresolution nun bevorzugt mit Öl und Gas aus Libyen beliefert werden und dadurch noch schneller an Macht gewinnen, als bisher. Ebenso die restlichen BRICS- Staaten.
Das libysche Territorium als Brückenkopf für die ressourcenträchtige Rekolonialisierung Afrikas und des nahen Ostens wäre auf viele Jahrzehnte hin verloren, vermutlich sogar für immer. Mit all dem Öl als auch den gigantischen Wasserreserven Libyens im Wert von etwa 36 Billionen Dollar, die Gaddafi seinem Land in den letzten dreißig Jahren durch ein gigantisches Wasserprojekt verschafft hat, könnte Gaddafi nicht nur Libyen selbst, sondern, dank der Cyrenaika, Libyens Konrkammer im Osten des Landes, zudem den gesamten nordafrikanischen Gürtel mit Getreide, Gemüse und Obst versorgen. Bisher überlebt der Magreb nur, weil die Menschen dort sich dem Westen unterwerfen, da andernfalls die Nahrungsmittellieferungen aus dem Westen ausblieben. Nordafrika besteht größtenteils aus Sand. Dort etwas anzupflanzen wäre schierer Blödsinn, nicht einmal bewässern lassen sich diese Wüstenlandstriche. Würde der Sand regelmäßig bewässert, so hätte dies lediglich zur Folge, dass das Salz in dem Wüstenboden in die oberen Erdschichten diffundiert und diese dadurch noch unfruchtbarer macht. Daher sind die Nordafrikaner, Lebensmittel betreffend, zwingend auf die Unterstützung des Westens angewiesen. Auch die ägyptische Armee und die neue ägyptische Regierung wissen dies genauso gut, wie seinerzeit Mubarak.
Anders Libyen. Dort liegt die ehemalige Kornkammer Griechenlandes, die mit den neu erschlossenen Wasserreserven derartige Erträge produzieren könnte, dass ein großer Teil der Magrebstaaten damit versorgt werden könnte. Das würde die politische Weltkarte mit einem einzigen Schlag völlig neu gestalten und zwar zu Ungunsten des Westens. Zudem plante Gaddafi, westliche Petrodollars in eine eigene, afrikanische Leitwährung umzufakturieren. Für westlich Konzerne ein Albtraum. Kurz um, es bleibt den Westmächten, also den Energiekonzernen, aus all diesen Gründen nur die Flucht nach vorne, egal, wie sehr deren Ansehen daran auch Schaden nehmen mag. Es geht nicht länger um Imagefragen, es geht ums politische und wirtschaftliche Überleben. Es ist daher vom Äußersten auszugehen. Libyen, so steht daher zu befürchten, wird in den nächsten Monaten mit einem Maximum an Gewalt zu rechnen haben infolge einer Schnapsidee, die alle Beteiligten dazu zwingt, bis zum Letzten zu gehen.