Gott, hilf dem Kind | Toni Morrison

Gott, hilf dem Kind | Toni Morrison

Titel:

Gott, hilf dem Kind

Autor: Toni Morrison

Übersetzer: Thomas Piltz

Format: Hardcover

Preis: 19,95 €

Seitenzahl: 204 Seiten

Verlag: Rowohlt

ISBN: 978-3-498-04531-9

Bewertung: Gott, hilf dem Kind | Toni Morrison

Inhalt

Lula Ann kommt als schwarzes Baby zur Welt. Der Vater verlässt daraufhin die Familie, denn das kann unmöglich sein Kind sein. Die Mutter erzieht das Mädchen zu blinden Gehorsam, aus Angst vor rassistischen Übergriffen. Doch Lula Ann sieht nicht ein, wieso sie sich verstecken soll. Als erwachsene Frau ändert sie ihren Namen, kleidet sich provokant und macht Karriere. Langsam versucht sie sich von ihrer Vergangenheit zu lösen..

Ich habe mir sehr viel mehr von dem Buch versprochen, als ich bekommen habe..

Als ich im August meine Freundin in Bayern besucht habe, waren wir, traditionell, Bücher shoppen. Viele Wochen zuvor habe ich zufällig beim Literarischen Quartett die Besprechung zu „Gott, hilf dem Kind“ gesehen und das Buch hat mein Interesse geweckt. Als ich das Buch entdeckt habe, konnte ich nicht daran vorbei gehen und trotz des stolzen Preises habe ich es mitgenommen. Ich habe das Buch auch nicht sehr lange ungelesen in meinem Regal stehen lassen, doch leider konnte es mich nicht sehr begeistern.

„Wo die Angst regiert, ist Gehorsam die einzige Wahl, um zu überleben.“ (S. 42)

Toni Morrison hält sich nicht mit großen Erklärungen oder einer Art Einleitung auf. Man wird direkt ins Geschehen geworfen und nur durch die Überschriften wird klar, welche Person gerade spricht. Die Aufteilung macht jedoch Sinn und jede Perspektive hat ihre Daseinsberechtigung. Allerdings muss ich gestehen, dass sich dieses Buch nicht ausschließlich mit Rassismus beschäftigt, sondern mit noch viel größeren Themen, wie Kindesmissbrauch, Ungerechtigkeiten, zerrüttete Familien und ungesunde Freundschaften. All diese Themen, sind in meinen Augen viel zu sehr auf die wenigen Seiten gequetscht. Die Autorin hätte sich für zwei dieser Themen entscheiden können und diese ausbauen. Alles in einen Topf zu werfen hat bei mir eher für Verwirrung und Unverständnis gesorgt. Es war mir alles zu viel und gerade die seltsamen Freundschaften, die zwischen den Charakteren herrschten, habe ich als störend empfunden.

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„Es war eine Lektion für mich, die ich früher hätte lernen sollen. Was man Kindern antut, zählt. Und sie vergessen es womöglich nie.“ (S. 54)

An sich ist der Aufbau des Buches wirklich gut. Man bekommt zunächst irgendwelche Puzzleteile hingeworfen, ohne genau zu wissen, wie man die einzelnen Teile zusammenfügen soll. Nach und nach jedoch ergibt sich langsam ein Bild und am Ende hat man das Puzzle vollständig. Es hat mir gefallen, dass nicht alles sofort klar gewesen ist und die Art, wie die Autorin erzählt, fand ich auf ihre Art und Weise erfrischend. Alle handelnden Personen sind irgendwie auf der Flucht vor der eigenen Vergangenheit. Niemand möchte sich dem stellen, was hinter einem liegt und doch merken sie alle, dass sie nicht davonlaufen können. Eines Tages wird die Vergangenheit sie alle einholen und in diesem Buch ist das der Fall.

Was mich besonders beeindruckt hat, war die Geschichte zwischen Lula Ann und ihrer Mutter Sweetness. Lula ändert ihren Namen in Bride und wendet sich beinahe komplett von ihrer Mutter ab. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: ihre Mutter hat sie zeitlebens schlecht behandelt. Ihr wurde niemals die Liebe zuteil, die ein Kind eigentlich verdient hat. Keinerlei Körperkontakt, kein Lob, nichts, das dem Mädchen ein gutes Gefühl hätte geben können.
Langsam aber sicher wird gerade Sweetness klar, dass sie Fehler gemacht hat. Ob dies nun aus eigennützigen Gründen so war, oder die Einsicht tatsächlich gekommen ist, vermag ich nicht zu sagen, trotzdem mochte ich gerade die Kapitel aus der Sicht von Bride und Sweetness. Hier hat es mir viel Freude bereitet die Puzzleteile zusammen zu fügen.

Doch ansonsten war ich mehr oder weniger verwirrt, was die Autorin mir damit sagen möchte. Die Konflikte zwischen Mutter und Tochter haben mich interessiert und haben für mich gerade den Rassismus und die Ungerechtigkeiten, die unglaublich tief in den Menschen verankert sind, sehr deutlich dargestellt.
Die Probleme die Bride mit ihrer Pseudo-Besten-Freundin hat, konnte ich überhaupt nicht einordnen und auch die Auseinandersetzungen mit ihrem Freund haben nicht so ganz genau ins Bild gepasst.
Es hat mich einfach zu sehr irritiert, dass so viel Wichtiges auf einmal angesprochen wurde und nur wenig in die Tiefe gegangen ist. Ich habe nach dem Lesen zwar noch oft an die Geschichte gedacht, doch ich hatte mir sehr viel mehr davon versprochen.

„Kein Aber. Mach wieder gut, was du kannst, und lerne aus dem, was du nicht wiedergutmachen kannst.“  (S. 68)

Fazit

Gott, hilf dem Kind hat bei mir noch eine ganze Weile nachgehallt. Ich habe mir zwar etwas anderes darunter vorgestellt, dennoch hat es mir ganz gut gefallen. Die Autorin hat in meinen Augen etwas zu viel in dieses dünne Buch gepackt und ist nicht bei allem so in die Tiefe gegangen, wie ich es mir gewünscht hätte. Trotzdem stellt sie vor allem den Rassismus und damit einhergehende Ungerechtigkeiten sehr gut dar und auch die Tatsache, dass man vor der eigenen Vergangenheit nicht fliehen kann.


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