Gonabadi Sufis werden sich für ihre Menschenrechte erheben

12.05.2011Interviews Hintergrund erstellt von Jaras Interview mit Dr. M. Azmayesh

In einem Interview mit Jaras warnte Dr. Seyed Azmayesh, Vertreter des Nematollahi- Gonabadi Sufi Ordens außerhalb Irans: "falls die Regierung den Druck auf Dr. Nur Ali Tabandeh weiterhin erhöht, werden die Derwische des Gonabadi Ordens sowohl im Inland als auch im Ausland massiv auf den Straßen protestieren."

Gonabadi Sufis werden sich für ihre Menschenrechte erheben

Dr. Nur Ali Tabandeh, Leiter des Nematollah Gonabadi Sufi Ordens in Iran ist vor ein Revolutionsgericht in Teheran zitiert worden. Die unterdrückenden Massnahmen des Regimes gegen den Gonabadi Orden gingen sogar so weit, dass die Behörden den Namen des Ortes Gonabad von der Landkarte Irans gestrichen haben. Nach der Vorladung versammelten sich mehr als 5.000 Derwische vor dem Soltani Schrein in Beydokht.
In einem Interview mit Jaras warnte Dr. Seyed Azmayesh, Vertreter des Nematollahi- Gonabadi Sufi Ordens außerhalb Irans: "falls die Regierung den Druck auf Dr. Nur Ali Tabandeh weiterhin erhöht, werden die Derwische des Gonabadi Ordens sowohl im Inland als auch im Ausland massiv auf den Straßen protestieren."

Jaras: Wie und wann wurde Dr. Noor Ali Tabandeh zum Oberhaupt der Derwische des Nematollah Gonabadi Sufi Ordens gewählt?

Dr. Mostafa Azmayesh: Vor zwanzig Jahren, nachdem der vorherige Leiter Mahbuub Ali Schah im Alter von 52 Jahren unter sehr verdächtigen Umständen ums Leben gekommen war, äusserte in seinem letzten Willen den Wunsch, dass sein Onkel Dr. Nur Ali Tabandeh, die Verantwortung für den Gonabadi Sufi Orden übernehme.

Jaras: Warum wird Dr. Nur Ali Tabandeh, Madschzub Ali Schah genannt?

Dr Mostafa Azmayesh: Es ist ein Titel der Sufis und da die Sufis sich als Adepten des Weges der substanziellen Entwicklung betrachten, berührt das Licht Gottes ihr Herz. Aus der Art dieser Berührung leitet sich einer der Namen Gottes ab, woraus sich der jeweilige Titel ableitet. Dies ist eine sufische Tradition.

Jaras: Dr. Noor Ali Tabandeh war in der Vergangenheit ein politischer und gesellschaftlicher Aktivist. Denken Sie, dass der Druck auf die Derwische durch das Regime etwas mit seiner Person und seinem Standpunkt in Bezug auf Freiheit und Menschenrechte zu tun hat?

Dr Mostafa Azmayesh: Klares Nein. Dieses Regime toleriert schlichtweg keinen anderen Glauben und keine andere Weltanschauung außer der eigenen Ideologie, daher gibt es keinen Zusammenhang zur Person von Dr. Nur Ali Tabandeh.

Jaras: Derwische haben sich stets aus der Politik heraus gehalten. Warum übt das Regime in Iran so viel Druck auf die Derwische aus und grenzt sie immer wieder aus?

Dr. Mostafa Azmayesh: Derwische stehen für eine Trennung zwischen Religion und Politik ein, wie sie bereits erwähnten. Das bedeutet aber nicht, dass sie passiv sind und sich nicht um den Zustand der Gesellschaft kümmern, in der sie leben. Sie nehmen an Wahlen teil und verteidigen ihre eigenen grundlegenden Menschenrechte und die anderer Bürger. In Iran wird jeder der seine grundlegenden Menschenrechte verteidigt als politischer Aktivist eingeordnet, der gegen die Regierung arbeitet!

Jaras: Vor kurzem hat ein Teheraner Revolutionsgericht Dr. Nur Ali Tabandeh aufgefordert sich dort hin zu begeben. War das zum ersten Mal? Sind vorher schon andere Vertreter des Ordens vor Gericht zitiert worden oder Befragungen ausgesetzt gewesen?

Dr. Mostafa Azmayesh: Unglücklicherweise haben die Agenten der Geheimdienste und des Sicherheitsapparates den größtmöglichen Vorteil aus dem Justizsystem gewonnen, um die Menschen zum Schweigen zu bringen und Angst zu verbreiten. Im Jahr 2007 entführten Agenten Dr. Tabandeh aus seinem Heim in Beydokht, Gonabad. Dieses Mal haben die Agenten eine andere Methode angewandt, indem sie ihn zum Gericht vorluden. Diese Vorladung wurde noch nicht einmal zu ihm nach Hause geschickt, sondern in ein Buchgeschäft, das ihm gehört.
Dr. Tabandeh konnte jedoch wegen seiner Krankheit und seinem hohen Alter nicht bei der Anhörung dabei sein und sein Anwalt legte den medizinischen Bericht über seinen Gesundheitszustand vor. Falls die Regierung jedoch den Druck auf Dr. Nur Ali Tabandeh weiterhin erhöht, werden die Derwische des Gonabadi Ordens sowohl im Inland als auch im Ausland massiv gegen diesen Druck auf den Straßen protestieren. 

Jaras: Unsere Informationen besagen, dass sich mehr als 5.000 Derwische am Soltani Schrein in Beydokht versammelt haben, um gegen die Gerichtsvorladung für Dr. Tabandeh zu protestieren. Sind die Protestierenden nach wie vor vor Ort? Wrden sie die Proteste fortsetzen?

Dr. Mostafa Azmayesh: Ja, die Derwische sind noch vor Ort und die Proteste werden fortgesetzt. Sie sind bereit sofort zu handeln, sollte ihr Leiter auch nur geringfügig beleidigt werden. Dies ist etwas, was die Derwische in der Vergangenheit eindeutig bewiesen haben, als sie sich sehr schnell zu einer geschlossenen Front versammeln konnten.

Jaras: Sagen Sie uns doch bitte, wie die Derwische sich in so kurzer Zeit so zahlreich versammeln konnten?

Dr. Mostafa Azmayesh: Derwische verwenden Möglichkeiten des Internets, Weblogs und Webseiten, um sich gegenseitig zu informieren. Wie geschehen, hat es nur zwei Stunden gedauert, um mehr als 5.000 Derwische vor dem Gefängnis von Isfahan zu versammeln, um Herrn Mahdschubi, den Vertreter des Ordens in dieser Stadt frei zu bekommen.
Derwische haben zwei rote Linien, die keiner einfach überschreiten kann, ohne Proteste zu erwarten. Die erste rote Linie ist eine Beleidigung ihrer Leiter, das zweite wäre das Eindringen in den Soltani Schrein in Beydokht. Falls das Regime eine der beiden Grenzen verletzen sollte, werden Derwische in Iran und im Ausland demonstrieren. Wie Dr. Tabandeh sagt: "Ein Derwisch als Freund ist so klar wie kristallines Wasser und gegen Ungerechtigkeiten und Despotismus so hart wie Granit."

Jaras: Wie denken Sie über die falsche Mystik, die sich in unserer Gesellschaft ausgebreitet hat und darüber, dass sie einige Äußerlichkeiten von Sufitum kopiert, doch nicht die gleiche Tiefe hat?

Dr. Mostafa Azmayesh: Allgemein gesagt sind Diskussionen unter den Dissidenten ein Recht eines jeden Menschen und jeder Mensch ist von Geburt mit der Fähigkeit zu freiem Denken ausgestattet, das niemand einem anderen wegnehmen oder innerhalb eines engen Rahmens limitieren kann. Daher ist die Diskussion über das, was falsche Mystik sei, nicht gerechtfertigt. Schließlich hat keiner das Recht darüber zu bestimmen was falsch sei und was nicht. Diese Art von Diskussion passt nicht in eine demokratische Gesellschaft, außerdem haben jene, die sich zu falscher Mystik äußern keine Ahnung auf diesem Feld.
Zum Schluss einige wesentliche Aspekte: Derwische halten nichts von Kriegen und Gewalt. Wird jedoch ungerecht gegen sie vorgegangen, werden sie sowohl ihre eigenen Menschen- und Bürgerrechte verteidigen, als auch die ihrer Mitbürger.
Ihre Verbindung untereinander ist sehr stark und sie sind bereit für ihre Rechte zu sterben.

Quelle: Insideofiran.org // Übersetzung mehriran.de

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