Brief einiger Gonabadi Derwische an den Obersten Führer: Aktuelle Situation hat deutliche Seiten einer Diktatur

12.05.2011Artikel zu Iran Aktionen erstellt von Nematollahi Derwische

Wie die Webseite insideofiran.org berichtet hat eine Gruppe von Derwischen des Nematollah Gonabadi Ordens einen Brief an den Obersten Führer Irans, Ayatollah Khamenei, geschrieben, in dem sie sich bitterlich über die ungerechtfertigten Diskriminierungen und ungerechten Handlungen gegen die Derwische beschweren.

Brief einiger Gonabadi Derwische an den Obersten Führer: Aktuelle Situation hat deutliche Seiten einer Diktatur

Im Zusammenhang mit dem Bestattungsverbot auf dem Soltani Friedhof verhaftete Derwische

Der Brief fragt: "Ist es nicht an der Zeit, dass die Systemvertreter und Behörden sich auf ihren Gerechtigkeitssinn verlassen und das Gesetz wieder als Maßstab erheben, anstatt auf Illusionen beruhende Daten und bedeutungslose Schlagworte, mit denen sie auf den Rechten der Iraner herumgetrampelt sind?"

Weiter enthält der Brief folgende Aussagen: "Ob Ihnen die illegalen Aktionen des Staates gegen die Derwische bekannt sind oder nicht, wird nicht den Grad Ihrer Verantwortung und Verpflichtung gegenüber der Nation mindern. Natürlich versuchen wir Derwische nicht zur Verschärfung der Krise beizutragen und tun so als wüssten wir nichts und nehmen an, dass Sie diese Verhältnisse nicht kennen, doch wie lange kann das so weiter gehen? Wie lange können wir still halten und das ungerechte Verhalten der Unterdrücker nur beobachten? Ist es nicht an der Zeit, dass Sie als Oberster Führer des Systems die Vorwürfe einer sachgerechten Untersuchung und Prüfung auf Stichhaltigkeit unterziehen? Ist es nicht an der Zeit, dass Sie in der Stellung einer offiziellen religiösen Autorität und oberster Entscheidungsträger des Landes eine Fatwa erlassen, um alle Derwische und alle religiösen Minderheiten und religiöse Dissidenten frei zu lassen und den Sicherheitsbehörden, den Justizbehörden und allen Kräften der Exekutiven das Prinzip der Freiheit und Sicherheit der Nation vermitteln?"

Hier der volle Wortlaut des Briefes:

Imam Ayatollah Khamenei, respektierter Führer der Islamischen Republik Iran hochachtungsvoll,

Nematollahi Gonabadi Derwische haben Ihnen vor weniger als einem Jahr einen Brief geschickt und Sie über die ungerechten Handlungen der Behörden gegen uns in Kenntnis gesetzt. Das Ziel des Briefes war es eine Beruhigung der Situation zu erwirken und nicht um wirtschaftlichen oder moralischen Ausgleich zu bitten. Noch nicht einmal die Bestrafung der Gesetze brechenden Behörden haben wir erwartet, doch ebenso haben wir nicht die Zunahme der Unterdrückung und Ausflüchte dafür, sowie die Tragödie und das Leid, das uns auferlegt wurde, erwartet.

Gerichte, Sicherheitskräfte und Regimevertreter haben auf unterschiedlichen Wegen durch eine Kombination von Gewalt, Machtausübung und sogar mit Hilfe von Gesetzen zunehmend die geistige und soziale Sicherheit der Derwische bedroht.

Vor kurzem wurde unser Meister und Oberhaupt Scheich Nur Ali Tabandeh (Madschsoub Alischah) auf der Grundlage von substanzlosen Anschuldigungen vor Gericht zitiert und einige unserer Mitbrüder wurden Opfer von Massenverhaftungen und Bestrafungen. 

Geehrter Ayatollah,

In Regierungen, die vom Volk legitimiert sind, kann die Verletzung der Rechte einer Person durch Regimevertreter und sogar ein Unfall einen Regierungswechsel oder den Fall hoher Repräsentanten einer Regierung durch massive Proteste von Seiten des Volkes bewirken.

Die Tatsache, dass in unserem Land unaussprechliche Verletzungen der Menschenrechte geschehen und keine Welle das Wasser zu trüben scheint, sollte nicht als Zeichen von Stabilität gewertet werden und daraus der Schluss gezogen werden, dass die Bevölkerung hinter dem Regime steht, sondern als Beweis für die verschiedenen Schichten von Tyrannei innerhalb des Regimes. Was in Volk von seiner Regierung erwartet, ist vornehmlich die Durchsetzung von Gesetzen und Gerechtigkeit. Es ist zweitrangig auf welche Weltanschauung die Gerechtigkeit baut. Wie der große Glaubensführer einst sagte, "Ein Land kann auf Blasphemie aufgebaut sein, aber nicht auf Ungerechtigkeit", genauso sind die Vergehen, die auf Blasphemie beruhen weitaus geringer als jene, die durch ungerechte religiöse Führer verschuldet werden.

Geehrter Ayatollah

Obwohl Derwische eine Beteiligung an der Tagespolitik für keine anstrebenswerte und würdige Betätigung halten, ist es jedem einzelnen Derwisch und seinem oder ihrer Neigung überlassen einen eigenen Zugang zu Politik zu entwickeln. Trotz dieser Gründe haben die Derwische eine noch nie dagewesene gemeinsame politische Gesinnung und darum handeln sie als Einheit, auch wenn es kleine Unterschiede in ihrer Haltung und ihrer Stellung innerhalb der Gesellschaft gibt.

Gerade die vorurteilsbeladene Behandlung der Derwische und die anhaltenden Konfrontationen mancher Regimevertreter haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass sich die Derwische aus Gründen der Selbstverteidigung durch gemeinsame Aktionen hinter einer politischen Einheitlichkeit wiedergefunden haben und in friedlicher Gesinnung zu einer starken Oppositionsbewegung geworden sind.

Nach den wiederholten Angriffen gegen Mystik und Sufitum haben sich die Derwische auf der Grundlage ihrer Gefühle, ihrer Überzeugungen und ihrer Identität entschlossen ihre Werte, ihre soziale Gesinnung und ihr Gewicht in die Waagschale zu werfen und diese Prinzipien mit Todesmut zu verteidigen.

Trotz der vielen kontroversen Beschuldigungen gegen die Derwische durch das Regime, haben Untersuchungskommissionen zu Sicherheitsfragen und Politik der Justiz keine Schuld oder Anklagegrund gegen die Derwische gefunden und somit sind diese Umstände den Derwischen auferlegt worden.

Verehrter Führer

Ob Ihnen die illegalen Aktionen des Staates gegen die Derwische bekannt sind oder nicht, wird nicht den Grad Ihrer Verantwortung und Verpflichtung gegenüber der Nation mindern. Natürlich versuchen wir Derwische nicht zur Verschärfung der Krise beizutragen und tun so als wüssten wir nichts und nehmen an, dass Sie diese Verhältnisse nicht kennen, doch wie lange kann das so weiter gehen? Wie lange können wir still halten und das ungerechte Verhalten der Unterdrücker nur beobachten? Ist es nicht an der Zeit, dass die Systemvertreter und Behörden sich auf ihren Gerechtigkeitssinn verlassen und das Gesetz wieder als Maßstab erheben, anstatt auf Illusionen beruhende Daten und bedeutungslose Schlagworte, mit denen sie auf den Rechten der Iraner herumgetrampelt sind? Ist es nicht an der Zeit, dass Sie als Oberster Führer des Systems die Vorwürfe einer sachgerechten Untersuchung und Prüfung auf Stichhaltigkeit unterziehen? Ist es nicht an der Zeit, dass Sie in der Stellung einer offiziellen religiösen Autorität und oberster Entscheidungsträger des Landes eine Fatwa erlassen, um alle Derwische und alle religiösen Minderheiten und religiöse Dissidenten frei zu lassen und den Sicherheitsbehörden, den Justizbehörden und allen Kräften der Exekutiven das Prinzip der Freiheit und Sicherheit der Nation vermitteln?"

Eine Gruppe von Derwischen, die Mitglieder des Nematollah Gonabadi Ordens sind - Mai 2011

Quelle: Insidofiran.org // Übersetzung mehriran.de

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