Für Helen Walsh kommt es knüppeldick: Sie ist so mittellos, dass sie ihre Wohnung räumen und wieder bei ihren Eltern, den berüchtigten Walshs, einziehen muss. So deprimiert, dass sie statt Möwen schon Aasgeier über der Tankstelle kreisen sieht. Und so verzweifelt, dass sie einen beruflichen Auftrag ihres attraktiven Exfreundes annimmt. Doch am Ende erweist sich der Job, der als Höllenfahrt beginnt, unerwartet als Glücksfall ... Eigentlich galt Helen, die fünfte und jüngste der Walsh-Schwestern, immer als die coolste. Aber jetzt hat das Leben auch ihr übel mitgespielt: Die Privatdetektivin kann kaum noch einen Auftrag an Land ziehen und verliert darüber ihre Wohnung. Die einzige, schreckliche Lösung: wieder bei ihren Eltern einziehen und sich mit ihrer Mutter abplagen, die alles besser weiß und über ihre fünf missratenen Töchter schimpft. Da bietet Helen ausgerechnet ihr Exfreund Jay einen lukrativen Job an: Eine ehemalige Teenieband steht kurz vor dem Revival-Konzert, aber einer der Musiker ist plötzlich spurlos verschwunden. Zähneknirschend macht sich Helen auf die Suche und stößt schnell auf viele Ungereimtheiten. Noch erschreckender: Sie stößt im Haus ihres neuen Freundes auf dessen Exfrau im Negligé. Helen spürt, wie ihr langsam alles zu entgleiten droht. Doch dann nimmt der Fall eine spektakuläre Wendung und mit ihm Helens Leben.
(Quelle des Klappentextes)
Marian Keyes gehört mit ihren lustigen Frauenromanen schon länger zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und bisher hat mich keins ihrer Bücher enttäuscht. Klar, dass ich da Glücksfall, ihr neustes Werk, sofort lesen musste. Und auch mit diesem Buch hat mich die Autorin wieder einmal vollends begeistert. In Glücksfall geht es um die fünfte der Walsh-Schwestern, die bereits aus anderen Büchern der Autorin bekannt sind. Neben Helen, der Protagonistin, tauchen somit auch viele alt-bekannte Charaktere auf, wie beispielsweise Mammy Walsh und Claire, die Protagonistin aus Wassermelone.
Schon der Prolog und der Anfang des Romans regen zum Lachen an, das Buch sprüht nur so vor Witz ab der ersten Seite. Vor allem liegt das an Helens sarkastischen Kommentaren, die man als Leser jedoch nicht immer zu ernst nehmen sollte. So sie ist zum Teil sehr unfreundlich anderen gegenüber und macht immer wieder abfällige Kommentare über beispielsweise Yoga, das auf ihrer sogenannten "Tonnen-Liste" ziemlich weit oben steht. Aufgrund dieser Liste wird Helens zynischer Charakter von Anfang an deutlich, der einerseits wirklich sehr erheiternd ist, andererseits aber auch auf ihre nicht erfreulichen Erfahrungen blicken lässt. Beim Lesen wird einem immer mehr bewusst, dass Helen - davon abgesehen, dass sie gerade aufgrund akuter Geldnot ihre heißgeliebte Wohnung verlassen und wieder bei den Eltern einziehen musste - eine traurige Vergangenheit hat. Dies dämpft zunächst die Stimmung, aber durch die lustige Erzählweise wird dies auch schnell wieder aufgelockert; das durchaus ernste Thema ist somit in einer lustigen, lockeren Erzählung verpackt.
Im Vordergrund der Handlung steht jedoch die Detektivgeschichte. Helen arbeitet als private Ermittlerin und bekommt von ihrem Ex-Freund Jay den Auftrag, ein verschwundenes Mitglied einer ehemalig sehr erfolgreichen Boygroup zu finden, die kurz vor ihrem Comeback steht. Wayne ist eine Woche vor dem groß angekündigten Comeback-Konzert wie vom Erdboden verschluckt und es ist nun Helens Aufgabe, ihn rechtzeitig wiederzufinden. Diese Suche gestaltet sich wirklich sehr amüsant und die Spekulationen, die Helen anstellt, haben mich nicht nur einmal zum Lachen gebracht. Schnell werden die Geschehnisse immer kurioser und die Fragezeichen werden größer. Die Ermittlungsvorgänge gehen zwar zugegebenermaßen eher langsam voran, aber das hat mich überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil, der Fall Wayne ist lange Zeit sehr rätselhaft, aber dafür bekommt man immer mehr Einblicke in Helens Privatleben.
Denn das ist, wie bereits erwähnt, nicht durchweg positiv geprägt, und dann stellt sich Helen auch immer wieder die Frage, was genau denn jetzt zwischen ihrem Freund Artie und seiner Ex-Frau noch so läuft. Diesen Handlungsstrang um die Beziehung zwischen Helen, Artie und seinen Kindern aus erster Ehe fand ich klasse! Die Beziehung ist sehr...außergewöhnlich. Beide mögen sich sehr, haben aber Schwierigkeiten, dies dem anderen gegenüber zuzugeben. So kommen immer wieder höchst amüsante Gespräche zwischen ihnen zustande, und auch die Kinder - vor allem die Jüngste - habe ich richtig ins Herz geschlossen.
Zusätzlich zu den Ermittlungen, der Beziehung zwischen Helen und Artie und ihrer Vergangenheit, treibt einen permanent auch die Frage zum Lesen an, wie und warum die Dinge vor einiger Zeit zwischen Helen und Jay geendet sind. Helen macht immer wieder kleine Anspielungen und es haben sich in meinem Kopf sämtliche Theorien geformt, auf die eigentliche "Lösung" bin ich dennoch nicht gekommen.
Diese Verwicklungen der einzelnen Handlungsstränge um Helen untereinander fand ich absolut klasse und hat der Geschichte eine ganz besondere Dynamik verliehen. Man musste einfach immer weiter lesen!
Insgesamt hat Marian Keyes mit Glücksfall wieder einmal voll in mein Herz getroffen. Die Geschichte ist oberflächlich eine lustige Detektivgeschichte, aber es steckt doch so viel mehr dahinter; der Humor steht hier zwar wie bei den anderen Geschichten auch im Vordergrund, aber trotzdem hat die Handlung einen ernsten Kern.
Die Suche nach Wayne gestaltet sich als sehr turbulent und das ein oder andere Geheimnis gelangt ans Tageslicht. An Unterhaltung mangelt es diesem Buch wirklich nicht! Aber vor allem die Protagonistin hat es mir hier angetan, denn Helen ist anders, aber trotzdem einfach zum Liebhaben.
Absolute Leseempfehlung!
5 von 5 Herzen
608 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: Heyne
Erscheinungsdatum: 28. Mai 2013
Reihe: 5. Band um die Walsh-Schwestern
Glücksfall bei Amzon