Morgen muss ich nun endgültig von Dir Abschied nehmen. Doch Du hinterlässt mir so viele wundervolle Erinnerungen, die mir niemand nehmen kann. Die so tief und fest in meinem Herzen verankert sind.
Weißt Du noch, der erste Kontakt…
Unser erster Chat. Eigentlich wolltest du mich nur aufbauen. Nur ein paar Minuten lang. Daraus wurden Stunden und wir haben so viel geredet. Hätte nicht gedacht, dass ich mich einem mir Unbekannten so öffnen könnte. Und am nächsten Tag haben wir dann telefoniert (nachdem ich Dich ein wenig provozieren musste lach) und ich hab mich sofort in deine Stimme verliebt… Ab da sind wir sogar mit den Telefonhörern ins Bett gegangen. Keine Sekunde wollten wir vom Anderen verpassen. Bis wir auf die Idee kamen, dass wir uns ja auch per Skype hören können. Oh Mann… ich hab mein halbes Zimmer umgeräumt, damit mein Bett nah genug am Computer stand. Aber dafür drückte der große Telefonhörer nun nicht mehr. Auch konnte der während dem Schlafen nicht mehr verschwinden.
Und das erste Treffen…
Was war ich aufgeregt. Hab meine Wohnung den Tag über mehr als einmal gründlich geputzt. Schließlich sollte alles perfekt sein. Und ich hatte gaaaaaanz laut Rosenstolz aufgedreht. Ständig hab ich auf eine Nachricht gewartet, wo Ihr seid und aus dem Fenster geschaut, ob ich Euch sehe. Euch… denn Du „durftest“ nicht allein zu mir kommen. Kalle, Dein bester Freund wollte sich „die Frau aus Berlin“ erstmal ansehen. Das hat meiner Aufregung nicht wirklich gut getan. Meine Nerven waren so am Ende. Und dann endlich… Nie werde ich dieses Bild vergessen, wie Du aus dem Auto steigst, Dich streckst und Deine Lederjacke lässig über die Schulter wirfst. Ich glaube, da war es ganz um mich geschehen. Als Ihr endlich in meiner Wohnung standet, haben wir den armen Kalle ziemlich schnell vergessen. Haben halt beide zu gerne geknutscht. Konnten unsere Lippen und Hände ab Anfang an nicht von einander lassen. Und es tat so unwahrscheinlich gut Dich endlich spüren zu können.
Unser erstes Mal…
Habe ich wie so vieles in Erinnerung, als wäre es erst gestern gewesen und daher brauch ich das hier ja nicht ausführen.
Dein Umzug…
Nach fast einem Jahr war klar: mit der Entfernung zwischen Regensburg und Berlin können und wollten wir nicht weiterleben. Zu groß war die ungestillte Sehnsucht. Im Nachhinein ist mir unklar, wie wir das überhaupt so lange ausgehalten haben. lächel
Die Frage, in welcher dieser beiden wunderschönen Städte wir wohnen wollen war keine einfache. Ich wäre Dir auch auf den Mond gefolgt. Außerdem hatte Regensburg mein Herz im Sturm erobert. So eine wundervolle Altstadt und dann auch noch der Fluss mittendrin. Einfach nur atemberaubend. Und wie mich der Wirt in meinem Lieblingsbiergarten immer aufgezogen hat. Schließlich hab ich ihn nicht verstanden und er sich gefreut 
Schlußendlich hast Du entschieden: unsere Tochter sollte nicht wieder aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden. Und daher hast Du alles hinter Dir abgebrochen und bist zu uns gezogen. Es tat mir so leid, dass Du Freunde und Job dadurch verloren hast und war dir gleichzeitig so unendlich dankbar.
Dein Antrag…
Du wolltest immer, dass unsere Hochzeit und alles was damit zusammen hängt etwas ganz Besonderes wird. Einen ganz tollen Antrag wolltest Du Dir überlegen. Aber irgendwie hat das alles nicht hingehauen und wir haben doch die Hochzeit im Liebesrausch beschlossen und uns auch den 16.06. als Datum überlegt.
Dass dann fast ein halbes Jahr später doch noch ein ultra romantischer Antrag kam, hat mich total überrascht und aus den Latschen gerissen. Aber so warst Du halt… Du hattest es mir versprochen…
Wir waren in der Silvesternacht bei meinen Eltern und im Fernsehen lief irgendeine kitschige Sendung. Kurz nach Mitternacht spielten die dort einen Walzer und Du hast mich in den Arm genommen, mit mir getanzt und mir die alles entscheidende Frage ins Ohr gehaucht. Wow… Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Und genauso schön war dann ja auch unsere Hochzeit…
Michelle und Du…
Eigene Kinder würden wir nie haben, das war ab Anfang an klar. Dabei hätte ich Dir so gerne eins geschenkt.
Doch es gab meine Tochter Michelle. Als wir uns kennenlernten gerade mal 9 Jahre alt, gerade von ihrem Vater und ihrer Heimatstadt weggeholt und dementsprechend verwirrt.
Du hast ihr schon damals gesagt, dass Du nie ihren Papa ersetzen kannst, aber es toll finden würdest, wenn Ihr Freunde werden könntet. Sie hat Dich mit großen Augen angesehen, überlegt und Dich dann angegrinst.
Auch warst Du es, der gesagt hat, wenn es zwischen Euch nicht funktioniert, wird das auch mit uns nichts. Was war ich Dir damals für diese Einstellung dankbar! Bin ich jetzt noch.
Meine beiden Jungfrauen. Ihr ward Euch in Vielem so ähnlich. Kaum zu glauben, dass sie nicht Dein leibliches Kind ist. Aber das war sowas von egal. Ihr habt Euch so sehr geliebt. Das war in jedem Moment zu spüren. Du warst Ihr der beste Paps der Welt. Und ich musste schon ab und an mit ansehen, wie ich übergangen wurde. Aber es war wunderschön.
Unsere Liebe…
Liebe kann so unterschiedlich sein. Unsere war auf jeden Fall einmalig.
Du warst meine Belohnung für jede schwere Stunde, die ich bis dahin durchlebt hatte. Jede Sekunde mit Dir war innig und unbeschreiblich. Wenn ich versuche mich zu erinnern, wann es mal Reibereien zwischen uns gab, muss ich echt lange überlegen. Das waren immer nur Kleinigkeiten. Wir gingen uns dann kurz aus dem Weg, doch dann hat Einer immer wieder die Nähe des Anderen gesucht. Uneinigkeiten haben wir nicht ausgehalten.
Ich danke Dir, dass ich Dich an meiner Seite haben durfte und Du mir gezeigt hast, dass das Leben so schön sein kann.
Ja, natürlich fehlst du mir. Und doch sind da so viele schöne Erinnerungen, dass ich traurig und gleichzeitig glücklich sein kann. Glücklich, dass ich Deine Frau sein durfte…
