Globale Nahrungskrise droht: Die Dürre in den USA und in Indien lassen Getreidepreise weltweit steigen.

Es droht eine globale Nahrungskrise, und zwar eine, wie sie bislang noch nie in der Menschheitsgeschichte statt gefunden hat. Hintergrund ist die Dürre in den USA und in Indien. Die Mais- und Sojaernten werden in diesem Jahr um bis zu 17 Prozent schwächer ausfallen, teilte das US-Landwirtschaftsministerium mit. Für beide Produkte sind die USA das wichtigste Exportland. Die Folge lies nicht lange auf sich warten: Die Preise schnellen in die Höhe. So ist seit Juni Soja etwa 30 Prozent teurer geworden, Mais legte sogar um 50 Prozent zu!

Besondere Sorge bereitet nun ein weiterer Umstand. In Indien sorgt die diesjährige Dürre für erhebliche Ernteausfälle. In der Monsunzeit gab es 20% weniger Regen als normalerweise. Bislang versorgte sich das Land mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern sich zum Großteil selbst. Doch wenn wegen der Dürre künftig auch Indien auf Nahrungsmittelimporte angewiesen wäre, dürften die Preise noch mal deutlich anziehen. Die Nahrungsmittelkrise hat sich bereits in den letzten Jahren immer wieder verschärft und führte zu sozialen Unruhen. Bereits jetzt ist es der dritte Preisschock innerhalb nur 5 Jahren. Am schlimmsten war es 2008, als sich der Reispreis verdreifachte. Die ärmsten Länder der Welt konnten ihre Bevölkerung nicht mehr ernähren. Es kam zu Hungerrevolten, die in der westlichen Welt allerdings kaum wahrgenommen wurden. Die Medien berichteten nur beiläufig darüber; ohne die Hintergründe zu beleuchten. In Indonesien musste die Armee Reislager bewachen, in Haiti wurden Menschen bei Aufständen getötet.

Die neuen Reaktionsmechanismen der G-20

Als Lehre aus den Hungerkrisen der Jahre 2008 und 2010 haben die G20 ein Gremium geschaffen, um schneller auf steigende Lebensmittelpreise reagieren zu können. Soweit so gut. Um die Dynamik und Schnelligkeit des neu geschaffenen Instrumentes anzudeuten wurde die Institution Rapid Response Forum – auf Deutsch etwa schnelles Krisenforum – genannt. Frankreichs Agrarminister Stéphane Le Foll sagte am Montag, die Gruppe könne sich bald erstmals treffen – wenn sich die Lage bei den Getreidepreisen weiter verschärfe. Allerdings zeigten sich schon wesentlich früher die Anzeichen der Krise. Damit kommt die Reaktion schon zu spät. Das Krisengremium wird frühestens im September die Arbeit aufnehmen. Zunächst soll es nun Ende August eine Telefonkonferenz geben. Die Teilnehmer: Frankreich, USA und Mexiko, das derzeit die G-20-Präsidentschaft innehat. Die Erfahrungen der vergangenen Nahrungsmittelkrisen haben jedoch gezeigt, dass es etwa drei Monate dauert, bis die steigenden Lebensmittelpreise in den Entwicklungsländern ankommen. Da aber die Entwicklung bereits Mitte Juni begann, befürchten Experten, dass sich die Lage schon im kommenden Monat massiv verschärft. Die G-20 hinken der Entwicklung hinterher. Außerdem fragt man sich, welche wirkungsvolle Gegenmaßnahmen vorgesehen sind, und unter wessen Aufsicht eine Intervention stattfinden wird.

Hungerrevolte in Deutschland?

Was ist zu tun? Welche Mechanismen oder Instrumente müssten eingesetzt werden, um zukünftig Hungerkrisen zu vermeiden? Vielleicht haben wir zu spät angefangen, uns darüber Gedanken zu machen, und werden nun von der Entwicklung förmlich überrannt. Für Europa und die ganze westliche Welt bekommt die Krise nun nicht nur eine wirtschaftliche Dimension, sondern zum ersten male auch eine soziale Komponente. Denn auch die Geringverdiener im eigenen Land, können sich die steigenden Preise bei den Grundnahrungsmitteln kaum mehr leisten. Sind Hungerrevolten dann tatsächlich auch in Deutschland oder den USA vorstellbar?

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viele Grüße von R. Brandstädter – humanicum


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