Seit 2007 steht der 15. Juni ganz im Zeichen des Windes bzw. der Windkraft, denn heute wird weltweit der sogenannte Global Wind Day (dt. Weltwindtag oder Weltwind-Tag oder Welttag des Windes) begangen. Rund um dieses Datum finden daher jährlich international Events wie Windparkfeste, Tage der offenen Tür oder Informationsveranstaltungen rund um die Möglichkeiten der Windkraft als alternativer Energielieferant statt.
Nachdem hier im Rahmen der kuriosen Feiertage schon über den Internationalen Tag der Sonne (3. Mai) und dem Welttag der Meteorologie (23. März) berichtet wurde, gibt es heute also einen weiteren thematisch ähnlichen Artikel. Dieses Mal halt nur zum Thema Energiegewinnung durch Windkraft am Global Wind Day. Um was geht es bei dem Aktionstag rund um diese Form der erneuerbaren Energie?
Was ist eigentlich Wind?
Zunächst eine definitorische Annäherung an den Energielieferanten Wind, denn was hierunter verstanden wird, ist seitens der Meteorologie und der Thermodynamik ziemlich genau definiert. Unter Wind (abgeleitet vom althochdeutschen Begriff wint; zu indogermanisch ue ‚wehen, blasen‘) versteht man hier zunächst eine Luftbewegung in der Atmosphäre, die primär durch die Luftdruckunterschiede zwischen verschiedenen warmen und kalten Luftteilchen entsteht. Im Rahmen dieser Bewegung bewegen sich Teilchen aus Bereichen mit höherem Luftdruck (Hochdruckgebiet) bis zum vollständigen Ausgleich des Luftdrucks in Bereiche mit niedrigerem Luftdruck (Tiefdruckgebiet).
Urlauber auf Helgoland kämpfen gegen den hefitigen Wind am Strand
Der so entstehende Massenstrom strebt gemäß des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik eine Gleichverteilung aller im Raum – also in der Atmosphäre – vorhandenen Teilchen an und bewegt sich somit zugleich in Richtung einer maximalen Entropie. In diesem Sinne spricht man hier bei der zugehörigen Kraft auch von der sogenannten Druckgradientkraft. Das, was wir also als Wind wahrnehmen, entsteht aus dem Verhältnis von Hoch- und Tiefdruckgebieten in der Atmosphäre. Je größer die Differenz zwischen beiden Luftdrucken ist, desto stärker strömen die Luftmassen in das Tiefdruckgebiet und desto stärker wird der daraus resultierende Wind. Kurzum, als Wind definieren die Meteorologen eine gerichtete, stärkere Luftbewegung in der Erdatmosphäre. Windkraftanlagen machen sich diesen physikalischen Vorgang zu Nutzen und wandeln die Windkraft in elektrische Energie um und speisen diese in das Stromnetz ein.
Urlauber auf der Promenade von Helgoland kämpfen gegen den heftigen Wind.
Zur Klassifikation des Windes – die Beaufortskala
Zur Bestimmung der jeweiligen Stärke, Geschwindigkeit usw. gibt es innerhalb der Meteorologie verschiedene Klassen- und Bewertungssysteme, von denen die sogenannte Beaufortskala sicherlich als die bekannteste angesehen werden kann. Mit ihr wird der Wind nach seiner Geschwindigkeit klassifiziert. Obwohl nach dem Hydrografen der britischen Admiralität Sir Francis Beaufort (1774 – 1857) benannt, hat dieser streng genommen kaum einen Anteil an der Entwicklung dieser Skala. Wer mehr über die Hintergründe zur Geschichte der Beaufortskala wissen möchte, dem lege ich an dieser Stelle die Lektüre von Scott Hulers hervorragendem Werk Die Sprache des Windes – Francis Beaufort und seine Definition einer Naturgewalt (mare Verlag 2009/2013) an Herz.
Stephen Pearce [Public domain], via Wikimedia Commons
Warum ist eine solche Skala von Bedeutung? Schaut man sich die umgangssprachliche Verwendung des Begriffs Windstärke etwas näher an, so muss ist dieser relativ unscharf und für exakte meteorologische Aussagen nur bedingt nutzbar. So kann er sich auf die Beaufortskala, aber eben auch auf die Windgeschwindigkeit (Knoten oder Stundenkilometer), die Windkraft (Newton), den Winddruck (Kilogramm pro Quadratmeter) oder die gefühlte Stärke (leichter Wind, Sturmwind usw.) beziehen. Insofern sind die Begriffe Windstärke und Stärke des Windes eindeutig voneinander zu trennen. So setzen die ganzzahligen Werte in Wettervorhersagen und Fachtexten der Nautik, Luftfahrt und Meteorologie die Beaufortskala voraus und verzichten so lange auf die explizite Nennung der Einheit, so lange nicht eine andere Skala (z.B. im Falle von Hurrikans oder Tornados, die über eigene Skalensysteme verfügen) zur Anwendung kommt.Die Hintergrundgeschichte des Tag des Windes
Abschließend noch einige Bemerkungen zum Global Wind Day. Ohne Zweifel gilt die Windenergie als einer der zentralen Bausteine auf dem Weg in eine grüne Energiezukunft. Gerade im Zuge des Atomausstiegs sind in Deutschland und vielen europäischen Nachbarstaaten Windkraftanlagen wie Pilze aus dem Boden. Und auch wenn sich seitens vieler Umweltschützer kritische Stimmen mehren, die auf die Nachteile dieser Anlagen (Störung der einheimischen Fauna, Verschandelung des Landschaftsbilds usw.) hinweisen, scheint diese Form der Energiegewinnung auch in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle zu spielen. Aus diesem Grund hat die European Wind Energy Association (EWEA) im Jahre 2007 den sogenannten Wind Day ins Leben gerufen. Da die EWEA aber seit 2009 eng mit dem Global Wind Energy Council (GWEC) kooperiert, wurde der ursprünglich rein europäische Wind Day zum Global Wind Day erweitert.
Weitere Informationen zum Global Wind Day
- Offizielle Website zum Weltwindtag in Deutschland: www.globalwindday.de (deutsch)
- Internationale Website zum Global Wind Day (englisch)
- Scott Huler: Die Sprache des Windes auf der Website des mare Verlags (deutsch)
- Webseite des dt. Bundesverbands WindEnergie: www.wind-energie.de (deutsch)
- European Wind Energy Association (EWEA) (englisch)
- Global Wind Energy Council (GWEC) (englisch)