Gleichbehandlung der Kinder

Ich las vor kurzem verschiedene Artikel und auch Aussagen zum Thema „Gleichbehandlung der Kinder", „liebe ich beide / alle Kinder gleich?" und auch allgemein „Gleichheit / Unterschiede der Kinder".

Schon lange schwirrten auch bei mir solche Gedanken im Kopf herum, dass ich meinen beiden Kindern doch gerecht werden muss, indem ich gleiche Dinge mit ihnen unternehme und ermögliche, sie gleich viel Aufmerksamkeit von mir bekommen sollten, an Geschenken nicht benachteiligt werden, usw. Ich hatte oft ein schlechtes Gewissen, dass die Kleine weniger Zeit mit mir allein hat als die Große es hatte, dass die Kleine weniger neue Kleidung bekommt als die Große und grundsätzlich auch weniger neues Spielzeug, weil eben alles noch da ist von der Großen, dass ich mit der Kleinen keine Kurse machte, zumindest nicht allein mit ihr, sondern wenn dann suche ich Kurse aus, bei denen beide dabei sein dürfen und Spaß haben. Pekip ist also schon mal weggefallen, beim Schwimmen haben wir nur einen Kurs gebucht (für die Große) und die Kleine darf mitkommen, beim Turnen sind wir in der Kleinkind-Gruppe, nicht in der Babygruppe. Die Große musste und durfte von Anfang an nach dem Mutterschutz einen Tag in der Woche zur Tagesmutter, weil ich arbeiten ging, die Kleine muss das nicht, weil ich zu Hause bin. Sie war auch schon mal stundenweise bei der Tagesmutter, als ich Gespräche hatte, aber nicht allein, sondern mit ihrer Schwester zusammen. Dafür fiel bei der Großen quasi die Eingewöhnung weg, weil die da als Baby schon reingewachsen ist und sie kennengelernt hat. Die Tagesmutter ist eine richtige Bezugsperson für sie, während die Kleine länger brauchen wird für die Eingewöhnung, da sie für 1 Jahr und 3 Monate bei mir ist, bevor ich arbeiten gehe. Dafür eben nicht allein, sondern immer mit der Großen zusammen, die viel mehr Forderungen stellt, weil sie eben von heute auf morgen die Mama teilen musste, egal wie gut wir sie einbezogen und vorbereitet haben, ist das nicht zu unterschätzendes Opfer, das sie bringen musste. Und sie ist so verdammt gut damit umgegangen.

Die Kleine war von Anfang an unkompliziert und hat sich gemeldet, wenn sie etwas brauchte und war ansonsten genügsam, indem sie schlief, spielte oder einfach auf der Decke lag und uns zuschaute. Ich hatte dann das schlechte Gewissen, dass sie nicht genug Aufmerksamkeit von mir bekommt, weil ich meine Zeit und Energie brauche für die Große, die eben lauter schreit, reden kann und klar ausdrückt, was sie will und was sie nicht will. Darauf hab ich auch gehört.

Inzwischen, nachdem ich viel darüber nachgedacht, gezweifelt und auch wach gelegen habe mit schlechtem Gewissen, dass ich es doch keinem meiner Kinder recht mache, habe ich für mich realisiert, dass ich meine Kinder gar nicht gleich behandeln kann, und auch nicht muss. Denn jedes Kind hat Bedürfnisse, die unterschiedlich ausgeprägt sind. Während die Große inzwischen mehr Bedürfnis nach Bewegung, Bespaßung, zwischendurch aber auch Nähe hat, ist das Bedürfnis der Kleinen nach Nähe und Stillen und Sicherheit noch viel stärker. Die Große hat in ihren 3 Jahren gelernt, dass ich immer wieder komme, wenn ich gehe. Für die Kleine bin ich weg, wenn ich den Raum verlasse, selbst wenn ich es vorher ankündige. Dass sie unterschiedlich damit umgehen, ist verständlich und klar. Und deshalb ist es auch in Ordnung, dass ich unterschiedlich mit ihnen umgehe, nämlich der Großen sage, dass ich kurz in den Keller gehe, die Kleine aber mitnehme. Jedes Kind bekommt von mir das erfüllt, was es braucht und ich kann mir sicher sein, dass beide Kinder ihre Forderungen an mich stellen würden oder Unzufriedenheit ausdrücken, wenn ich ihnen nicht gerecht würde.

An einem einfachen Beispiel habe ich mir das bildlich dargestellt. Sagen wir mal, die Große hätte 4 Pullover und 2 Hosen und die Kleine hätte 4 Hosen und 2 Pullover. Nun kaufe ich der Kleinen einen Pullover und weil die Kleine einen Pullover bekommt und mit dem Gerechtigkeitsgedanken im Hinterkopf bekommt die Große auch einen Pullover. Schwachsinn, oder? Was soll die Große mit Pullover Nr. 5, während sie immernoch nur 2 Hosen hat. Da hätte ich ihr doch mit einer Hose viel Besseres getan und sie hätte sich vermutlich genauso oder mehr darüber gefreut. Ist es also gerecht, beiden das Gleiche zu geben oder jeder das zu geben, was sie brauchen?

Anderes Beispiel: die Kleine hat Durst und ich gebe ihr zu trinken. Die Große bekommt auch was zu trinken, obwohl sie Hunger ohne Ende hat. Wird sie damit zufrieden sein? NEIN. Sie braucht etwas anderes als die Kleine und wenn ich ihr das erfülle, ist sie zufrieden.

Und nun im übertragenen Sinn: Die Große war von Anfang an 6 Tage und 7 Nächte mit mir zusammen, weil ich einen Tag pro Woche arbeiten ging. Nach 2 Jahren und 3 Monaten bekam sie eine kleine Schwester, die sie vom ersten Tag an wie ein rohes Ei behütete und sie offensichtlich gern hat. Sie bleibt nun bei mir - mit der kleinen Schwester zusammen - bis dass sie in den Kindergarten geht, 1 Jahr und 3 Monate nach der Geburt der Kleinen. Die Kleine bleibt bei mir bis sie 1,5 Jahre alt ist und geht dann für 2 Tage pro Woche zur Tagesmutter, während ich arbeite für weitere 1,5 Jahre, bevor sie dann mit 3 Jahren ebenfalls in den Kindergarten geht. Da die Große nur vormittags in den Kindergarten geht, hat sie 2 Vormittage mit mir allein und die übrigen Nachmittage, die sie nicht zur Tagesmutter geht, verbringen wir zu dritt - mit der großen Schwester. Und beides ist ok. Die Kinder sind nicht so berechnend und nachtragend, dass sie es lieber anders hätten oder dass sie vergleichen, wie die Schwester es hatte und dass sie aber 2 Stunden weniger mit der Mama hatten, usw. Sie sind mit dem zufrieden, was sie haben. Nur wir Eltern denken immer, dass wir es ihnen nicht recht machen.

Was würde es z. B. der Kleinen nützen, wenn ich mit ihr zum gleichen Musikkurs gehe, den ich mit der Großen gemacht habe, obwohl wir dafür inzwischen weiter fahren müssen und es ein zusätzlicher Termin wäre, der durch die Fahrt und die Situation, dass nun 2 Kinder da sind, mehr Aufwand bedeutet? Dann lassen wir lieber diesen Tag offen für flexible Unternehmungen oder Kuschelzeit zu dritt oder freies Spiel oder oder oder. Wichtig ist nicht, was wir gemeinsam unternehmen, sondern dass wir gemeinsam etwas unternehmen. Als Erwachsene werden meine Kinder mir nicht vorwerfen, dass ich mit ihnen nicht zu DIESEM Musikkurs war, sondern würden mir vorwerfen, wenn ich ihnen nie zugehört, sie nicht bestärkt, sie nicht umarmt hätte oder ihnen nicht geholfen hätte, wenn sie nach meiner Hilfe gefragt haben. Meine Aufgabe ist nicht, ihnen die Welt zu zeigen und ihnen alles zu ermöglichen, was der Markt für Kleinkinder, Babys und Eltern hergibt, sondern ihnen Sicherheit zu geben, sie in ihrem Handeln zu bestärken, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie so ok sind, wie sie sind und dass sie das, was sie tun, gut tun und am Allerwichtigsten, dass sie liebenswert sind. Und das tue ich - hoffentlich - in richtigem Maße, so wie jede meiner Töchter es braucht. Ich liebe beide Töchter so sehr und genau so wie sie sind, weil sie so sind, wie sie sind. Niemals hätte ich gedacht, dass ich jemanden mehr lieben könnte als meinen Mann, meine Mutter, meine Schwester. Ich kann es: es sind meine Töchter und meine Liebe zu ihnen ist unendlich, zu beiden gleich unendlich. Und das ist genau das, was zählt - nichts anderes.

Liebe Mamas, und vielleicht auch Papas, die sich ähnliche Gedanken machen: Gleichberechtigung ist nicht möglich und meiner Meinung nach auch nicht nötig. Die Kinder zeigen Euch, was sie brauchen - jedes Kind auf die eigene Art. Und wenn die kleineren Geschwister meist weniger fordernd sind, dann ist das doch schön. So habt Ihr mehr Zeit und Energie, den Großen (Entthronten) die Bedürfnisse zu erfüllen. Immerhin sehen die Kleinen, dass da noch jemand mit Bedürfnissen ist. Andersherum wird es genauso Zeiten geben, in denen die Kleinen fordern (ich denke da sofort an Phasen, in denen sie einen Entwicklungsschub macht oder Zähne bekommt). Dann bin ich für sie mehr da und die Große spürt, dass die Kleine mich mehr braucht und sie nimmt es ohne Murren hin. Ich glaube, es hält sich die Waage, aber wir merken es nicht so sehr, weil wir unsere Große schon etwas länger kennen und weil sie eben reden und ganz laut schreien kann und deshalb präsenter ist - schon allein von der Lautstärke. Alles ist gut, so wie es ist. Ihr liebt Eure Kinder und Eure Kinder lieben Euch. Sie nehmen Euch so wie Ihr seid und möchten nicht mehr als so genommen zu werden wie sie sind. Nicht mehr und nicht weniger. Seid nicht so kritisch mit Euch! Ich bin es auch nicht (mehr).

Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Artikel von Katja vom Grummelmama-Blog Die Erstegeborenen und ihre Thronfolgerchen - Privileg oder Pech und Mit Wehmut - meine zweite Tochter kriegt so wenig und gibt so viel von Frida, Chefin von 2KindChaos. Auch die Frühlingskindermama schreibt immer wieder über die Unterschiede ihrer Kinder.

Und wie denkt Ihr darüber? Habt Ihr auch so Gerechtigkeitsgedanken oder betrachtet Ihr jedes Kind für sich ohne zu vergleichen? Wenn Ihr auch zum Thema geschrieben haben, meldet Euch gerne bei mir und ich verlinke auch Eure Artikel. Oder Ihr fügt sie einfach in den Kommentaren ein. Ich freu mich auf Eure Meinung dazu. Eure Mami Renate

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