Das Spannende an der Schweiz ist ja, dass man nur ein paar Kilometer reisen muss, um in eine ganz und gar andere Welt zu gelangen. Diesmal bin ich an einem Ort gelandet,
- wo es Menschen gibt, die sich offiziell Wisel nennen und gäbe es Google nicht, wüsste man nicht, ob das ein ernst gemeinter Vorname oder eine ziemlich schräge Verballhornung ist. (Glaubt bloss nicht, ich würde euch die Antwort liefern, selber denken macht schlauer.)
- wo Frauen in Netzstümpfen, hochhackigen Stiefeln und ultrakurzem Mini am Brunnen vor dem Kloster das (in meinen Augen angeblich) heilige Wasser gleich kanisterweise abfüllen.
- wo Anzugsträger zwischen zwei Terminen das gleiche (in meinen Augen angeblich) heilige Wasser gierig vom Brunnen trinken.
- wo am Sonntagmorgen alle Richtung Klosterkirche strömen, du als einzige gegen den Strom gehst und deshalb andauernd vom Trottoir gedrängt wirst, was dir auch ganz recht geschieht, wo du dich mit deinem gegen den Strom-Gehen zweifelsfrei als Ketzerin entlarvst.
- wo ein gestandener, elegant gekleideter Herr ein riesiges Goldkreuz an einer Halskette spazieren führt.
- wo man es sich trotz offensichtlicher Frömmigkeit nicht nehmen lässt, am vierten Advent sämtliche Geschäfte offen zu haben.
- wo die Einwohner offenbar nicht nur einander mit Vornamen kennen, sondern auch noch wissen, wie der Hund an der Leine heisst.
Wahrlich ein spannender Ort für eine, die gerne beobachtet, ohne dazu zu gehören und darum habe ich mich von “Meinem” dazu überreden lassen, eine Nacht länger zu bleiben. Die Glucke weiss noch nichts davon. Ich schätze mal, das gibt ein Donnerwetter, wenn ich am Dienstag um die Mittagszeit nach Hause komme.
Ich habe ihr zur Besänftigung schon mal ein paar Lebkuchen gekauft. Die sind hier nämlich besonders schön.