Glauben ist Privatsache

Joachim Gauck… räumt zwar ein, dass Muslime in Deutschland leben und des­halb wohl auch hier­her gehö­ren, ihre Religion jedoch nicht. Denn den Islam, so Gauck, hät­ten Reformation und Aufklärung bis heute kaum erreicht. Diese Aussage ist gleich in meh­re­rer Hinsicht falsch: Zum einen gab und gibt es durch­aus refor­ma­to­ri­sche Bewegungen im Islam. Der Theologe Gauck müsste zudem in sei­nem Studium gelernt haben, dass viele der grie­chi­schen und römi­schen Klassiker, die Aufklärung und Reformation erst inspi­rier­ten, für das christ­li­che Abendland eigent­lich längst ver­lo­ren waren. Die Kirche legte jahr­hun­der­te­lang kei­nen Wert auf antike Denker. Erst der Wissenstransfer aus der isla­mi­schen Welt sorgte für eine Wiederentdeckung der Klassiker im Mittelalter.[...]

Damit sich nie­mand von die­sem Staat dis­kri­mi­niert fühlt, muss er streng säku­lar ver­fasst sein. Glauben ist Privatsache: An diese Maxime soll­ten sich auch Vertreter christ­li­cher Kirchen hal­ten. Die Bundesrepublik sollte sich end­lich voll­stän­dig säku­la­ri­sie­ren. Vielleicht ist es Zeit für eine grund­le­gende Debatte über Religion im öffent­li­chen Raum. Kirchenvertreter haben in den Kontrollgremien öffentlich-rechtlicher Medien ebenso wenig zu suchen wie ehe­ma­lige christ­li­che Prediger an der Spitze des Staates. [ND]


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