Seit fast zwei Jahren wurden sieben Derwische des Nematollah Gonabadi Ordens ohne Anklage im Evin Gefängnis festgehalten. Alle sieben wurden im September 2011 im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über Angriffe von Regimekräften auf Derwische in Kavar (Sarvestan) festgenommen. Derwische des Nematollah Gonabadi Ordens sehen sich seit acht Jahren immer wieder mit Angriffen gegen ihre Versammlungshäuser und ihr Recht auf Ausübung ihrer Gebetstraditionen konfrontiert. Bei den Angriffen in Kavar wurde der Derwisch Vahid Banani erschossen, andere wurden schwer verletzt, viele verhaftet.
Die Webseite Madschzubane Nuur (Majzooban-e Noor) schilderte die Vorgänge in Kavar, worauf hin die Journalisten, Redakteure und Betreiber sofort verhaftet wurden. Der Vorwurf gegen die sieben Derwische lautete Propaganda gegen das Regime und Gefährdung der nationalen Sicherheit. Teilweise wurden sie in Einzelhaft ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten, um Geständnisse zu erpressen. Erst durch einen 3-monatigen Hungerstreik zweier im Adel Abad Gefängnis, Schiraz, aus ähnlichen Gründen festgesetzten Derwische, gaben die Verantwortlichen nach und hoben die Einzelhaft für die siebenDerwische in Evin auf.
Der Fall erregte internationale Aufmerksamkeit - Amnesty International, die Bundesregierung und einige Abgeordnete des Europaparlaments setzten sich für die Hungerstreikenden ein. Ein Umstand, der das Regime unter Druck setzte und zum einlenken zwang.
Richter Abdolghassem Salavati wurde auch im Fall der Derwische seinem Ruf als treuer Hardliner hinter Khamenei und seiner menschenverachtenden Ideologie gerecht. Zunächst versuchte er die sieben Derwische unter ungesetzlichen Bedingungen vor Gericht zu zitieren. Den Derwischen wurde nicht nur das Recht verweigert einen Anwalt zu konsultieren, auch wurde ein Anwalt, der sich für sie einsetzen wollte, ins Gefängnis geworfen. Jetzt hat Richter Salavati Hamid Reza Moradi Sarvestani (Betreiber der Webseite und Menschenrechtsaktivist) zu zehn Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Reza Entesari (Fotojournalist und Menschenrechtsaktivist), Mostafa Daneschdschou, Farschid Yadollahi, Amir Eslami, Omid Behroozi und Afschin Karampour (Anwälte, bzw Webmaster und Menschenrechtler) müssen zwischen sieben einhalb und acht einhalb Jahren in Haft bleiben.
Zusätzlich bannte sie Richter Salavati für fünf Jahre von jeder Mitgliedschaft in einer politischen Partei, sowie jeder Aktivität im Bereich öffentlicher Medien und im Cyberspace.
In einem Interview mit der BBC bezeichnete Dr. Azmayesh, Religionswissenschaftler und Menschenrechtsaktivist mit Sitz in Paris die Urteile als giftige Vorlage für den neu gewählten Präsidenten Rohani. Rohani werden moderate Absichten nachgesagt, das Land auf eine mildere Weise zu führen und die vielen Menschenrechtsverletzungen gegenüber Minderheiten zu beenden. Das Urteil gegen de Derwische ist ein Signal auch an Rohani, dass sich das Establishment der Khamenei Gehorsamen keine Milderungen wünscht. Die Derwische im Iran können sich auf weitere Verfolgungen gefasst machen. Das Regime wird ihnen immer wieder vorhalten gegen die nationale Sicherheit zu verstoßen oder für das Ausland zu spionieren. Menschenrechtsaktivisten fürchten, dass der Fall der Derwische im allgemeinen Streit um die Nuklearaktivitäten des Irans untergehen wird.