gewänder vom meister – einblick in die theater-schneiderei

Gewandmeister Christian Schlosser schneidert Männerkostüme am Staatstheater Stuttgart

Aufwändige Gewänder

Während sich für Shirts, Jeans, Jacken und teilweise auch für Schuhe in den vergangenen Jahren Unisex-Modelle durchsetzen konnten, wird am Theater, beim Ballett und in der Oper immer noch streng nach Geschlechtern unterschieden, zumindest wenn’s um Kostümschneiderei geht. Vier große Schneider-Werkstätten gibt es am Staatstheater Stuttgart, Gewandmeister Christian Schlosser ist in der Abteilung Oper und Ballett beschäftigt und zeichnet hauptsächlich für Tanzkostüme verantwortlich. Rund 20 Leute arbeiten hier täglich an Kostümen für künftige Bühnen-Produktionen, ändern, bessern aus und fertigen Kreationen an, die Kostümbildner entworfen haben. „Dafür verfügen wir zwar auch über ein CAD-System, ich bevorzuge für meine Schnittmuster immer noch Maßband, Bleistift, Schere und Papier – einfach, weil ich’s so gewohnt und deshalb schneller damit bin“, sagt Christian Schlosser, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat. Nach einem Praktikum an Oper und Theater in Frankfurt folgte eine Ausbildung in einem Herrenschneider-Atelier, danach ging’s direkt wieder an die Frankfurter Oper. Anschließend arbeitete Christian Schlosser an der Bonner Oper sowie sechs Jahre am Staatstheater Mainz und absolvierte berufsbegleitend seinen Schneidermeister. Seit neun Jahren kümmert er sich um die meist bunten und fantasievollen Tänzerkostüme des Stuttgarter Balletts. „Wir haben von allen Darstellern Maßkarten und arbeiten individuell genau auf den jeweiligen Körper. Im Unterschied zu herkömmlichen Kleidungsstücken, ist es bei Tänzern natürlich besonders wichtig, dass die Kostüme eine optimale Passform haben und viel Bewegungsfreiheit bieten. Vor allem an Brust- und Armbereichen müssen deshalb oft verschiedene Einsätze genäht werden, zum Beispiel so genannte Eier oder Fische“, erklärt Christian Schlosser. Etwa ein halbes Jahr vor der Premiere beginnt die Schneiderarbeit, je nachdem wie umfangreich das Stück ist auch früher. Gerade Klassiker hätten eine große Vielfalt an Kostümformen und Dornröschen sei gar eine richtige Herausforderung, sagt der 44-Jährige. Da werde sogar mit Sariseide gearbeitet. „Meist kommen die Tänzer zu drei abgestimmten Anprobeterminen, bevor’s mit dem Kostüm zum ersten Mal auf die Bühne geht. Bei den Proben schauen wir dann noch Mal, ob alles passt oder noch was geändert werden muss“, so Christian Schlosser. „Insgesamt gesehen ist Kostümbildnerei eine Zusammenarbeit verschiedenster Abteilungen, beispielsweise der Färberei, der Kostümmalerei und eben auch der Schneiderei.“
Beim Arbeiten hüllt sich Christian Schlosser selbst gern in légere Klamotten, „schließlich brauche ich die Ärmel frei“. Ansonsten darf es aber auch gerne stilvoll sein. Da ich öfter mal ins Theater oder in die Oper gehe, sind zwei gute und vor allem schwarze Anzüge schon ein Muss im Kleiderschrank“. Insgesamt bevorzugt der Gewandmeister puristische Linien, auch wenn’s um’s Parfum geht, ist ihm weniger mehr. „Ausgewählte Accessoires wie eine schöne Armbanduhr mit Lederarmband runden für mich das ideale Outfit ab.“



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