Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.
„Na geht es euch gut?“, fragte eine spöttische Stimme hinter mehr und liess mich erschrocken umdrehen. Hinter mir stand der ältere Mann und sah auf mich hinunter. „Du hast die Prüfung bestanden. Ich gratuliere dir“, sagte er mit seiner tiefen, rauen Stimme, streckte mir die Hand hin. Ich griff nach der Hand und liess mich hochziehen. Mir schmerzten die Beine und mir wurde kurz schwarz vor den Augen. „Was sollte das? Was war das für eine Prüfung?“, fragte ich zitternd, der Schreck der vergangenen Stunden steckte mir noch in den Gliedern. „Das war die Eignungsprüfung, ganz einfach unsere Eignungsprüfung. Du eignest dich sehr. So was merkt man sofort, ich habe die Augen dafür. Viel zu oft öffnen wir die Fenster und der Kandidat hat sich den Kopf weggeschossen, doch du lebst. Lass uns etwas kleines Essen gehen, komm runter in die Küche. Nicht alle hatten so viel Glück wie du. Erinnerst du dich an die korpulente Frau im roten Kleid?“ Ich nickte fast unmerklich. „Sie hatte nicht so viel Kraft wie du. Sie hat sich nach kurzer Zeit erschossen. Eigentlich war es noch schlimmer, anfangs hatte sie mit ihren Fäusten so lange an die Wand geschlagen, bis ihre Daumen brachen. Als wir dann den Revolver hineinwarfen, vergingen keine zehn Minuten und sie war tot. Ja so kann es gehen. Tragisch, tragisch, tragisch, zum Glück war sie nicht hübsch“, erklärte der ältere Mann, von dem ich wie ich jetzt begriff den Namen gar nicht kannte, während mir von der Erzählung schlecht wurde. Zum Glück hatte ich nichts im Magen. Das Haus schien innen viel grösser zu sein als von aussen, obwohl es auch von aussen nicht klein aussah. Wie viele dieser Todeszellen gab es wohl? Für alle fünf anderen, die mit mir im Raum mit den Sesseln gewesen waren? Die Küche war gross, ein breiter Tisch mit vielen Stühlen stand darin. Ein Mann mit Kochmütze rührte in einem Topf auf dem Gasherd. „Was gibt’s denn heute leckeres“, fragte der ältere Mann den Koch. Auf der Nase des Koch wuchs ein langes Haar. Mit lauter Stimme brüllte er zurück: „Lecker wird’s sicher nicht. Hahaha. Gulasch. Wollt ihr je einen Teller?“ Sie nickten und bekamen beide einen übervollen Suppenteller voll rotem Gulasch. Ich begann hungrig und gierig zu essen, mein gegenüber liess sich mehr Zeit. „Wie heisst du eigentlich“, fragte ich schmatzend und sah dabei nicht von meinem Teller hoch. „Mein Name? Wir haben hier keine Namen. Wir legen sie ab wenn wir eintreten. Nach deiner Ausbildung erhältst du einen Spitznamen.“ „Na dann, sag mir deinen Spitznamen“, setze ich nach. „Du lässt nicht locker, das lob ich mir. Man nennt mich auch den Eindrücker, weil ich meinen Opfern gerne die Augen eingedrückt habe.“ Ein Gefühl von Übelkeit überkam mich wieder, der Gulasch rutschte gleichzeitig den Hals hinunter, sowie er auch wieder hoch kommen wollte.
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