Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.
Mittwoch, Lea
Zürich
Warm, so schön warm, dachte Lea und versank mit einem Lächeln auf dem Gesicht im Schaumbad. Das Wasser floss ihr in die Nase, liess sie auftauchen und husten. Sie fuhr sich durchs Gesicht, rieb sich die Augen frei und hustete. So viel zur Romantik eines Schaumbads. Trotzdem ist es schön den Stress des Tages vom lädierten Körper zu waschen. Oft las sie, wenn sie badete. Auf dem Gestell neben der Badewanne lag Leo Tolstois „Anna Karenina“ unter Anton Tschechows „Die Dame mit dem Hündchen“. Ein Glas Wein, ein tolles Buch und ein Bad. Doch selbst das half heute nur bedingt. Oder besser fast gar nicht. Während das Wasser durch den Abfluss aus der Wanne verschwand, rieb sich Lea sorgfältig, die restlichen Wassertopfen vom Körper. Die Spiegel waren total beschlagen, sie wischte mit der Hand darüber um sich betrachten zu können. Trotz dem entspannenden Bad sahen ihre Augen immer noch müde aus. Sie schlurfte in ihr Schlafzimmer zog sich ihren Pyjama und die fluffigen Pantoffeln an. Auf der Couch im Wohnzimmer sass bereits ihr lieber zukünftiger Ehemann. Er las den Regionalteil der Tageszeitung. Als Lea eintrat sah er hoch und lächelte sie an. „In diesem Schlafanzug siehst du richtig sexy aus“, spöttelte er. „Ach sei still“, sagte sie, setzte sich neben ihn, winkelte die Beine an und lehnte sich an seine starken Schultern. „Weisst du was ich an dieser Zeitung besonders mag? Sie schreiben keine reisserischen Artikelüberschriften. „FDI-Chefin wurde ermordet – Täter flüchtig.“ Alles korrekt. Aber als ich heute an einem Zeitungsstand vorbei gekommen bin, stand bei einer anderen Zeitung auf dem Titelblatt: „FDC-Jahresergebnis schuld an Tötungsdelikt?“ Was soll das, es gibt nicht den geringsten Hinweis auf einen Zusammenhang mit dem Mord an Britta Hauser und dem Jahresergebnis von FDC.“ Lea streichelte ihm liebevoll den Unterarm. „Reg dich nicht auf. Heute habe ich bei uns gerade so was verhindert. Mein heissgeliebter Chef wollte lieber mehr Füllmaterial rund um den Fall senden, statt bei der Wahrheit und ehrlichen Nachrichten zu bleiben. Konnte mich zum Glück durchsetzen“, sagte sie nicht minder stolz.
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