Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Feedback gerne erwünscht. Rechtschreibung und Grammatik sind nicht immer perfekt…
„Lieber Orlando, Sie kennen mich nicht, trotzdem ist mir zu Ohren gekommen, dass die selbst aufgeladene Aufgabe, welche Ihr Partner aus unerfindlichen Gründen beinahe zwanzig Jahre verfolgte, an Sie übergegangen ist. Deshalb werde ich mich Ihnen nun kurz vorstellen, damit Sie wissen mit wem Sie es zu tun haben. Ich bin Ihr Albtraum, hören Sie auf zu schnüffeln, ich werde Ihnen immer einen Schritt voraus sein. Sollten Sie sich nicht daran halten, werde ich mich wieder mit Ihnen in Verbindung setzen, vielleicht mit Worten, vielleicht aber auch mit Waffengewalt.“ Es war eine plumpe Drohung und schien gar nichts mit dem Zitat, welches sie am Anfang lesen durften gemein zu haben. Was damals nicht auffiel. Ich war natürlich eingeschüchtert, liess es dabei aber keineswegs bewenden. In mir war das Feuer der Neugierde entfacht, der Fall wurde wieder aufgerollt, mit mir im Ermittlungsteam. Dummerweise konnte das Labor keine Spuren auf dem Brief finden. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Der Täter war indes gar nicht zufrieden, er meldete sich wieder, ähnlicher Wortlaut, deshalb habe ich den Brief nicht in die Präsentation eingebaut, hätte nichts ausgesagt. Ich wurde fortan rund um die Uhr überwacht, weswegen wohl auch die Kommunikation zwischen mir und meinem Bedroher versiegte, er hätte nicht unbemerkt an mich ran kommen können. Doch ich täuschte mich, es war ein Profikiller, kein Amateur, er konnte einzelne Ziele in einer riesigen Menschenmenge töten ohne auf den anderen jegliche Blutspuren zu hinterlassen, Präsidenten trotz massenhaft Sicherheitspersonal ermorden, war bisher nie im Gefängnis gelandet und würde es auch nicht tun, für eine kleine Spur aus Lock Haven nach New York. Ich stand weiterhin im Fadenkreuz des Todes, doch statt den Weg des Blutvergiessens zu gehen, hinterliess er mir täglich Botschaften im Kühlschrank, unter dem Kissen, auf der Hutablage, kleine, kurze Texte, lange Berichte die wie Tagebucheinträge wirkten, einen Monat zog es sich hin, bis dann plötzlich nichts mehr kam. Eigentlich hätte ich froh sein müssen, wer mag es schon wenn jemand unbemerkt in die Wohnung kommt und verrückte Nachrichten hinterlässt, aber ich wäre kein guter Polizist wenn mich so ein spannender Fall nicht interessieren würde.
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