Gernsheimer Hafen
Heute geht es an den Hafen in Gernsheim. In der Schöfferstadt gibt es einen richtigen Rheinhafen, den sehe ich mir heute an.So ein Hafen weckt ja immer Assoziationen an Spelunken und Rotlicht, aber wir sind hier nicht in Hamburg.
Wo sind wir eigentlich? Und wo liegt dieses Gernsheim?
Gernsheim liegt im hessischen Kreis Groß Gerau und der Fluß, an welchem dieser Hafen liegt, ist der Rhein.
Die Stadt nennt sich auch „Schöfferstadt", dies geht zurück auf Peter Schöffer, welcher der berühmteste Sohn der Stadt war.
Wenn Du ihn nicht kennst, er war einer der ersten Buchhändler und Verleger und lebte zwischen 1425 und 1503 - Ewigkeiten her.
Jetzt darfst Du hier keinen Hafen erwarten wie in den großen Seestädten, Gernsheim ist ja auch viel kleiner, knapp über 10.000 Einwohner leben hier.
Meine Familie ist auch mit der Stadt verbunden, in den 1680er Jahren heiratete hier mein Ahnherr, der Mühlenbesitzer Johannes, eine Kaufmannstochter.
Aber mit meinem heutigen Rundgang hat dies nichts zu tun. Hier lebt niemand von unserer Familie, wir sind nur zu Besuch.
Schon die Römer waren in dieser Gegend aktiv, es gab ein Kastell Gernsheim und sogar ein römisches Dorf. Später kamen die Franken und danach das Kloster Lorsch.
1803 gelangte das Gebiet zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, dem späteren Großherzogtum Hessen.
Viele alte Bausubstanz findet sich in Gernsheim heute nicht mehr, im Krieg wurde die Stadt zu 40% zerstört.
Schreckliche Zeiten.
Nun aber zum Hafen.
Bereits in der Bronzezeit war der Rhein ein wichtiger Handelsweg zwischen der Nordsee und dem Mittelmeer. Damals fuhren natürlich noch keine Motorschiffe.
Die Schiffe wurden zunächst gerudert oder mit langen Stangen bewegt. Später kam das Treideln auf.
Was ist das denn?
Am Rhein ist das Treideln seit dem 8. Jahrhundert belegt. Hierfür waren an den Ufern Treidelpfade errichtet worden, dort zogen die Treidelknechte mit langen Seilen die Schiffe stromaufwärts.
Es gab auch Zugtiere. Für ein Schiff mit 10 bis 15 Tonnen benötigte man bis zu zehn Mann Zugpersonal. Stell Dir vor, an manchen Stellen wurden mehr als 200 Männer benötigt um die Schiffe zu ziehen.
Kann man sich heute kaum vorstellen, nicht wahr?
Es war also sehr mühsam die Schiffe stromaufwärts zu bewegen. Aus dem Wort „treideln" stammt auch das Wort „trödeln" ab ;)
Heute ist dies natürlich ganz anders und mittlerweile fahren richtige kleine Containerschiffe den Rhein auf- und abwärts. In meiner Jugend sah man so etwas noch nicht.
Dementsprechend hat sich auch die Infrastruktur im Hafen selbst verändert.
Der Gernsheimer Hafen befindet sich bei Rheinkilometer 461,7 bis 462,6 im Westen der Stadt. An Sonntagen ist er ein beliebtes Ausflugsziel.
Es gibt einen Fährhafen, Anlegestellen für die Personenschifffahrt und zwei Hafenbecken. Dazu gibt es noch einen Yachthafen.
Insgesamt belegen diese Anlagen heute 200 ha, ziemlich viel für eine solch kleine Stadt. Die 800 Meter Kaianlagen verfügen teilweise über einen Gleisanschluss einer eigenen Hafenbahn.
Im Hafenbecken I steht eine Containerbrücke zum Be- und Entladen der Containerschiffe bereit.
Erst in den letzten Jahren wurde ein umfangreiches Modernisierungskonzept für 35 Millionen Euro umgesetzt. Daran kannst Du erkennen, wie wichtig mittlerweile auch solche kleinen Häfen an unseren Flüssen geworden sind.
Hier am Rhein zu sitzen und den vorbeiziehenden Schiffen nachzusehen, ist immer wieder eine schöne Sache und so ist der Hafen, der auch Gastronomie bietet, heute ein beliebter Treffpunkt für allerlei Ausflügler.
Der Rhein übt schon eine eigene Faszination aus, gelle.
Ich hoffe unser kleiner Ausflug hat Dir ein wenig gefallen,
in diesem Sinne, bleib entspannt,
es grüßt Dich
Björn :)
