Gerd Schilddorfer & David G.L. Weiss – Ewig

Gerd Schilddorfer & David G.L. Weiss – Ewig

Nachdem ich mich eine Weile im Genre der Fantasy aufgehalten habe, war es mal wieder an der Zeit, etwas Realistisches zu lesen. Der Thriller vom Autorenduo Schilddorfer & Weiss lag sehr lange auf meinem SuB, so lange, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wie ich überhaupt auf das Buch aufmerksam wurde. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es mir auf den einschlägigen Seiten empfohlen wurde, weil ich „Sakrileg" und „Illuminati" von Dan Brown mochte. Bei handelt es sich nämlich ebenfalls um einen Verschwörungsthriller.

In Wiens ältester Kirche, der Ruprechtskirche, wird ein unauffälliger Fremdenführer ermordet aufgefunden. Die Polizei ist ratlos, denn weder hat der Mann eine dunkle Vergangenheit, noch war er kürzlich in kriminelle Geschäfte verwickelt. Nur der draufgängerische Journalist Paul Wagner erkennt, was den Mord außergewöhnlich macht. Der Tote liegt direkt unter der Buchstabenfolge AEIOU, ein Code des Kaisers Friedrich III., den bis heute niemand entschlüsseln konnte. Ist es möglich, dass der Fremdenführer für ein Geheimnis aus dem Mittelalter sterben musste? Ratlos wendet sich Paul an den einzigen Menschen, der ihm helfen kann: sein alter Freund Dr. Georg Sina, Geschichtsprofessor und Einsiedler. Gemeinsam begeben sie sich auf die Spur Friedrichs, um das Rätsel zu lösen und den Mord aufzuklären. Doch was als Schnitzeljagd beginnt, entwickelt sich schnell zu tödlichem Ernst. Denn Friedrichs Code verschlüsselt ein Geheimnis globalen Ausmaßes, das die Zukunft der gesamten Welt verändern könnte.

Ich denke, es war keine gute Idee, aus einen Thriller zu machen. Ich kann zwar verstehen, warum dieses Genre den beiden Autoren attraktiv erschien, bin jedoch der Meinung, dass die Idee der Geschichte als historischer Roman wesentlich besser funktioniert und zu einem überzeugenderen Ergebnis geführt hätte. So, wie es ist, empfand ich gerade die Thriller-Elemente des Buches als übertrieben. Es war immer eine Schippe zu viel, was entscheidend dazu beitrug, dass mir die Geschichte konstruiert und inszeniert erschien. Sie entwickelte sich nicht natürlich, sondern aufgesetzt. Es gab zu viele Momente, während derer ich dachte „Ach, na was für ein praktischer Zufall!". Das darf nicht passieren. In einem Verschwörungsthriller schon gar nicht. Das Genre lebt davon, dass haarsträubende, schockierende Ideen plausibel und glaubhaft vermittelt werden. Die LeserInnen dürfen die Logik des Ganzen nicht anzweifeln, sonst wird es unrealistisch. Leider wies einige logische Löcher auf. Das Tragische daran ist, dass Schilddorfer & Weiss das ganze Drumherum meiner Meinung nach gar nicht gebraucht hätten. ist hervorragend recherchiert und die Entscheidung für Friedrich III. als zentrale historische Persönlichkeit kann ich nach der Lektüre absolut nachvollziehen. Er war ein faszinierender, interessanter Herrscher. Nicht nachvollziehen konnte ich hingegen die schrittweise Auflösung seines Rätsels. Für mich blieb meist schleierhaft, wie Paul Wagner und Georg Sina zu ihren Schlussfolgerungen gelangten. Ich denke, das hatte unter anderem damit zu tun, dass ich mich mit all dem geschichtlichen Input völlig überfordert fühlte. Ich konnte die unzähligen Fakten über das 15. Jahrhundert einfach nicht verarbeiten. Zusätzlich erschwert wurde diese Aufgabe von den häufigen Schauplatzwechseln, die mich nicht nur an andere Orte, sondern auch in andere Zeiten katapultierten und mir nur selten sinnvoll erschienen. Im letzten Drittel nahmen diese glücklicherweise ab, doch der Schaden war bereits angerichtet: ich war verwirrt. Erstaunlicherweise wusste ich trotzdem sehr früh, worum es bei Friedrichs Geheimnis geht. Ich brauchte nur einen einzigen Hinweis. Das fand ich ganz schwach. Ein jahrhundertealtes Rätsel sollte schon etwas schwieriger zu lösen sein. Keine Ahnung, wieso Wagner und Sina über 500 Seiten dafür brauchten. Vielleicht waren sie zu sehr damit beschäftigt, die volle Bandbreite ihrer Stereotypie auszukosten. In dem ganzen Buch gibt nicht eine Figur, die tatsächlich individuell wäre. Wagner, der Draufgänger und Sina, der Einsiedler. Gähn. Übertroffen werden sie nur noch von Kommissar Berner, mit dem sie zusammenarbeiten. Der gute Mann kann sich nicht mal normal artikulieren, ständig brummt, knurrt und grunzt er nur. Er ist die Bilderbuchversion eines überdrüssigen Polizeibeamten am Ende seiner Berufslaufbahn. Es hätte mich nicht überrascht, wäre sein liebstes Kleidungsstück ein abgetragener Trenchcoat gewesen.

Bevor ich begann, las ich eine Rezension, die das Buch in den Himmel hob und ihm sogar bescheinigte, besser als „Illuminati" und „Sakrileg" von Dan Brown zu sein. Ich kann dem unter keinen Umständen zustimmen. Ich fand es künstlich, übertrieben, unlogisch und voller Charaktere, die nicht mal einen Hauch Eigenständigkeit besitzen. Es war eine enttäuschende Lektüre. Sicher lag das zum Teil auch an mir selbst; der Zugang fiel mir äußerst schwer, weil ich noch nie in Wien war und Probleme hatte, all die kulturellen Schätze dieser Stadt auseinander zu halten. Doch ich finde, ein Aufenthalt in Wien sollte nicht Voraussetzung sein, um diesen Roman lesen zu können.
ist der Auftakt einer Trilogie - ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich es nicht noch einmal mit Paul Wagner und Georg Sina versuchen werde. Ich kann euch diesen Roman wirklich nicht empfehlen, denn es gibt einfach zu viele negative Aspekte. Ich wünschte, Schilddorfer & Weiss hätten ihre brillante Recherche anders umgesetzt - dann hätte es auch ein brillantes Buch werden können.


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