Noch mehr Arbeit für die Parteiausschlussgerichte der eben erst von den Grünen überholten deutschen Sozialdemokratie. Kaum läuft der Rausschmiss des früheren Finanzsenators Thilo Sarrazin wegen parteifeindlicher Umtriebe, setzt sich dessen Berliner Genosse Heinz Buschkowsky mit einem Interview voller "kruder Thesen" (Der Spiegel) ins noch ofenwarme Fettnäpfchen.
Im "Tagesspiegel" offenbart Neuköllns Bürgermeister, dass auch er längst sämtliche sozialdemokratischen Grundpositionen verlassen hat und inzwischen lieber auf den Spuren des holländischen Hetzers Geert Wilders wandelt. Statt sich den völkerverbindenden Worten Vereinigungspräsidenten Christian Wulff anzuschließen und in der andersgelagerten kulturellen Umgangsweise von Migranten eine Bereicherung gerade füpr die herrschende Leitkultur zwischen Bratwurst und Chorgesang zu erkennen, fordert der renitente Lokalpolitiker, man solle "die vorhandene Deutschenfeindlichkeit und Gesellschaftsablehnung als Faktum zur Kenntnis nehmen". Es gebe muslimische Eltern, die ihre Kinder auffordern, sich von Deutschen fernzuhalten, weil die ganze Gesellschaft sündig sei, behauptet Buschkowsky, ehe er davor warnt, "gleich wieder alles schönzureden unter der Überschrift: Da wollen sich nur ein paar pubertierende Loser ohne Perspektive Luft machen."
Dass ausgerechnet der liberale "Tagesspiegel" den wilden Parolen des offenbar den Einflüsterungen von Hetzern und Radikalen erlegenen Politikers eine Plattform bietet, zeigt, wie tief das Gift Sarrazin die Gesellschaft bis in ihre Mitte durchseucht hat. Undenkbar noch vor Wochen, dass eine renommierte Hauptstadtzeitung Sätze druckt wie: "Ich vermute schon, dass sich 20 bis 30 Prozent der muslimischen Migranten in Distanz zu Demokratie und Toleranz befinden", den Buschkowsky wie nebenher ausspricht, ehe er die Zuwanderer bezichtigt, "fundamentalistisches religiöses Gedankengut" zu pflegen, "westliche Lebensart als Haram" abzutun und das als "durchaus kulturell muslimisches Problem" zu bezeichnen.
Buschkowskys Analyse der Gefahrenlage, die vermutlich schon in den nächsten Minuten zur Neuansetzung der nächsten 80 Talkshows im deutschen Fernsehen und zur geschlossenen Distanzierung des gesamten Parteivorstandes führen wird, gipfelt im völlig verantwortungslosen Vergleich von "Ausländerfeindlichkeit hier und der Deutschfeindlichkeit da" (Buschkowsky. Ausländerfeindlichkeit, lobt der Noch-Sozialdemokrat sich um Kopf und Kragen, gehe nicht einher mit einem religiösen Überbau. "Dieses mystische Erhabensein, dieses Auserwähltsein auf muslimischer Seite, das die Deutschfeindlichkeit befeuert, macht den Unterschied", glaubt er, ehe er dem Islam auch noch abspricht, gleich dem Christen- und dem Judentum in den abendländischen "Kontext der historischen Werteschöpfung" zu gehören und damit endgültig ins Abseits läuft: Ein Genosse für die Gosse, der nur den Grünen in die Karten spielt. Der Parteivorstand der SPD muss handeln, je rascher, desto besser für die innerparteiliche Hygiene.