Gemeinschaftsblogprojekt #1: Die Vergänglichkeit von Liebe

Anfang Januar habe ich euch von dem Gemeinschaftsblogprojekt erzählt, dass die liebe Poe ins Leben gerufen hat. Hier ist nun mein Beitrag zu dieser Aktion.

Die Vergänglichkeit von Liebe

Der Blick zum Himmel entlockt mir ein sanftes Lächeln. Es ist Frühling. Endlich. Die Sonne hat die grauen Wolken vertrieben und die allgemeine Stimmung der Menschen ist besser geworden. Die Kinder kommen aus den Häusern gerannt und stürmen fröhlich lachend die Spielplätze. Pärchen laufen Händchenhaltend durch die Innenstadt, schleppen dutzende von Primark-Tüten herum und hocken sich in die nächste Starbucksfiliale, um dort überteuerten Kaffee zu trinken.
Ich gehe stattdessen in den Zoo. Dorthin hat es auch die Familien samt Kinderwagen, Kühltasche und Campingausrüstung verschlagen. Manchmal frage ich mich, ob die länger als einen Tag dort bleiben wollen. Aber eigentlich ist es egal, denn es interessiert mich nicht, was Andere machen. Soll doch jeder tun und lassen, was er will. Die Menschheit hat sich in den letzten Jahren zu sehr zum Negativen verändert. Jeder ist sich selbst der Nächste. Ohne Rücksicht auf die Mitmenschen. Ich habe es mittlerweile ebenfalls aufgegeben, mir Gedanken um die zu mache, die mich nicht persönlich betreffen.
Ich laufe den gekennzeichneten Weg entlang und betrachte jedes Lebewesen, das hinter Gittern gefangen ist. In den letzten Wochen gab es reichlich Nachwuchs und ich beobachte eine Pandamana, die ihr Junges liebevoll tätschelt. Ich muss an ein Video denken, das ich vor Urzeiten auf Youtube gesehen habe. Ein Pandababy niest so laut, dass seine Mama vor Schreck zusammenzuckt. Bei der Erinnerung daran muss ich lachen, doch ich ernte sofort irritierte Blicke von den Zoobesuchern neben mir. Schnell gehe ich weiter, denn die Aufmerksamkeit ist mit unangenehm.
Auf einer weitläufigen Weide befinden sich die verschiedensten Tiere. Bin ich die Einzige, die beim Anblick von Rehen Bambi vor sich hat, und die jedes Rehkitz sofort knuddeln möchte? Doch Bambis Mutter sieht das anders. Sie schmiegt sich liebevoll an ihr noch ziemlich kleines Baby, das ganz wacklig auf den Beinen ist. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich laufen gelernt habe. Aber ich bin mir sicher, meine Eltern waren stolz auf mich. Alle Eltern sind stolz darauf, wenn ihr Sprössling seine ersten Schritte läuft. Irgendwann kommt allerdings der Zeitpunkt, an dem man ihnen in Richtung Erwachsenenalter entläuft und sie einen nicht mehr zu fassen kriegen. Eine Zeit lang ist man ständig auf der Flucht und ignoriert die Ratschläge. Sie meinen es doch nur gut mit dir, sagen die Anderen, die diese Phase bereits hinter sich haben. Mittlerweile verstehe ich, was sie mir sagen wollten. Doch etwas hat sich verändert. Wir schwimmen nicht länger auf dem gleichen Teich, wie die Entenmutter mit ihren Küken, die von kleinen Kindern mit Brotkrumen beworfen werden.
Als ich zum Nilpferd-Gehege komme, bleibe ich stehen. Es ist nur noch ein Nilpferd da. Das zweite ist im vergangenen Jahr wegen eines dummen, rücksichtslosen Parkbesuchers gestorben. Das Nilpferd schwimmt in seinem viel zu engen Gehege, kann sich nicht einmal drehen. Es hat keinen Freiraum und es macht mich traurig, dieses gigantische Tier so eingepfercht zu sehen. Manchmal hat es etwas Gutes, allein zu sein. Aber ich bezweifle, dass dieses Nilpferd so leben möchte. Es gehört in eine Herde in der freien Natur. Zu seiner Familie. So wie auch all die anderen Tiere hier im Zoo. Dorthin, wo auch ich hingehöre. Und trotzdem bin ich hier. Allein.

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