Gemeinsam miteinander vernetzt

Gemeinsam miteinander vernetzt

(focus.de / 09.02.11) Dialog ist zwingende Voraussetzung von Integration, und genau den gewährleistet das Netz. Wir hören dem Gegenüber besser zu, haben weniger Hemmungen und können das Web als Sprachrohr nutzen. Faule Äpfel werden schnell erkannt, derweil multi-kulturelle Plattformen immer mehr Erfolg haben.

Ein klares Ja. Das Netz fördert die Integration. Erst stellt sich aber die Frage, welches die treibende Kraft hinter der Integration ist. Ohne die Kommunikation hätte die Evolution keine gesellschaftlichen Strukturen hervorgebracht. Fahndet man nach den Ursachen wo Integration versagt, ist das Ergebnis eindeutig. Integration misslingt dort, wo keine oder zu wenig Kommunikation zwischen den Betroffenen stattfindet.

Fünf Gründe, warum das Netz einen wichtigen Beitrag für die Integration leistet:

  • Internet ohne Kommunikation ist nicht vorstellbar. Zusätzlich senkt die Anonymität die Hemmschwellen. Beides fördert den zwischenmenschlichen Dialog. Ein riesige Informations- und Meinungsaustausch-Maschinerie läuft 24 Stunden unaufhörlich. Dies beschleunigt die gesellschaftliche Weiterentwicklung.
  • Erst als die Technologie die Kommunikation in beide Richtungen ermöglichte, konnten Interessengemeinschaften in Form von sozialen Netzwerken entstehen. Dort, wo Menschen nach Gemeinsamkeiten suchen, können Kommunikationsbarrieren wie Ethnie oder Religion abgebaut werden.
  • Ohne einen Vertrauensvorschuss würde die virtuelle Welt nicht funktionieren. Das Vertrauen ist ein wichtiges Kriterium, das Menschen gegenseitig näherbringt. Das Leben im Netz erzieht uns um und macht uns zugänglicher für das Fremde.
  • Das Internet ist ein Sprachrohr für jede gesellschaftliche Schicht. Das heißt, jeder kann am Meinungsbildungsprozess teilnehmen und es dient als ein Multiplikator für die Minderheit, die sich engagiert.
  • Das, was Thilo Sarrazin in den Massenmedien ins Rollen gebracht hat, ist in vielen Blogs, Foren und sozialen Netzwerken längst Alltag gewesen. In der virtuellen Öffentlichkeit spielen die Beteiligten mit offenen Karten.

Wie nutzen nun die Migranten und Muslime das Netz für sich?

Stellen Sie sich eine Minderheit vor, die jahrzehntelang in einer Gesellschaft lebt und das Gefühl hat, nicht integriert zu sein, keine Stimme hat und kein Gehör findet. Was passiert Ihrer Meinung nach, wenn diese Gruppe ein riesigen Kommunikationsapparat wie das Internet entdeckt? Aktuell haben diese Minderheiten das Potenzial des Internets sehr gut erkannt. Woran es noch mangelt, ist die Medienkompetenz. Wer den neuen Medien offen gegenübersteht, ist auch bereit zu kommunizieren und am gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen. Die Migranten nutzen im hohem Grad dieselben Internetangebote wie die Deutschen. Eine große Vielfältigkeit herrscht bei den ethnischen oder religiösen Angeboten.

Extremistische Gruppen, die das Netz als Marketinginstrument nutzen, bezahlen den Preis der Reichweite und stehen schnell im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Die Vernetzung zeigt viel schneller und deutlicher, wie diese Gruppen ticken und taktieren.

Die Plattformen wie MYUMMA und WAYMO versuchen, Gleichgesinnte zu vernetzen. Initiativen wie Blog-, Twitter- oder Comedywettbewerbe sollen die Teilnehmer für die aktive Nutzung der digitalen Medien begeistern. Ein Erfolgsbeispiel ist das Magazin Cube-Mag, welches inzwischen 30 junge Autoren zählt, die sich größtenteils im Netzwerk MYUMMA gefunden haben. Mit der Zunahme der Medienkompetenz steigt auch das Pflichtbewusstsein für einen konstruktiven Integrationsbeitrag (siehe auch migazin.de, muslime.tv, integrationsdebattenverweigerer.de).

Unabhängig von den polarisierenden Massenmedien, lernt die Mehrheitsgesellschaft differenzierter mit Minderheitsgruppen umzugehen. Die einzige Voraussetzung ist der Zugang in die Online-Welt.

Quelle: www.focus.de


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