[Gelesen] Klufti-Krimis aus dem Allgäu

Regionale Krimis gibt es aus fast allen Teilen Deutschlands. Ich hatte ja auch bereits über einen regionalen Krimireihe aus meiner Heimat gebloggt: Niederrheinkrimis.
[Gelesen] Klufti-Krimis aus dem Allgäu


Heute soll es aber um die Krimis aus dem Allgäu rund um den Kommissar Kluftinger gehen.

Die Reihe besteht bisher aus 8 Büchern und einem Special:


  • Milchgeld (2003)
  • Erntedank (2004)
  • Seegrund (2006)
  • Laienspiel (2008)
  • Rauhnacht (2009)
  • Schutzpatron (2011)
  • Herzblut (2013)
  • Grimmbart (2014)
  • Special: Zwei Einzelzimmer, bitte! (2011) --> eine Art Dokumentation über ihr "Tour"-Leben
Die Bücher drehen sich um Kommissar Kluftinger, einem älteren Kommissar, der in seiner Heimat, dem Städtchen Altusried bzw. in Kempten im Allgäu ermittelt. Einen Vornamen hat er nicht bzw. man erfährt diesen Vornamen in den bisher 8 Büchern nicht. Er stammt noch vom alten Schlag, lebt mit seiner Frau Erika, die ihm immer seine geliebten Käsespatzen kocht, in einem Einfamilienhaus. Sein Sohn Markus ist bereits ausgezogen, und studiert Psychologie in Erlangen. Seine Freundin Yumiko stammt aus Japan, was immer wieder zu kulturellen Problemen im Hause Kluftinger führt. 

Vor allem Kluftinger, aber auch einige seiner Kollegen, sprechen im Allgäuer Dialekt, was beim Lesen hin und wieder bei einem nicht-Allgäuer Leser zu leichten Verständnisproblemen führt. Als geübter Leser versteht man aber doch irgendwie alles. Im Laufe der Reihe wächst einem Klufti sehr ans Herz, besonders sein ewiger Antagonist Dr. Martin Langhammer führt dazu, dass Kluftinger häufig in ungewollte Schwierigkeiten gerät. Man leidet dann schon ziemlich mit ihm, Herzblut ist ein Band der Reihe, bei dem man als Leser sehr leidet. Regelmäßig tritt er in Fettnäpfchen oder fällt durch seine Tollpatschigkeit auf, doch gegen seinen kriminellen Spürsinn und Kombinationsgabe hat auch Dr. Langhammer keine Chance. 

Immer wieder geht es in dem Krimis auch um regionale Sagen und Geschichte. Erntedank handelt unter anderem um die Allgäuer Sage um den Ritter Kuno von Rappenscheuchen, der Fall Seegrund spielt am Alatsee, und im letzten erschienenen Band (Grimmbart)geht es um das Schloss von Bad Grönenbach. Als nicht-Allgäuer lernt man so die Region gut kennen, als Allgäuer freut man sich vermutlich darüber, seine Heimat in den Krimis wiederzufinden. (Wobei ich gelesen habe, dass es einen regelrechten Klufti-Tourismus im Allgäu rund um Altusried gibt, was bestimmt einigen Bewohnern nicht so gut gefällt.)

Die Frage, welcher Band der Reihe mir am besten gefällt, ist schwer zu beantworten. Vermutlich ist es immer der gerade erschienene. Besonders in Erinnerung geblieben ist mit aber Herzblut, weil es dort, wie der Name schon verrät, sehr blutig zugeht, und auch Klufti sehr leiden muss. 

Besonders an der Krimireihe ist, dass sie von zwei Autoren gleichzeitig geschrieben wird. Michael Kobr und Volker Klüpfel stammen beide selber aus dem Allgäu. Kobr war früher Realschullehrer für Deutsch und Französisch, Klüpfel war zunächst Journalist, mittlerweile arbeiten sie beide hauptberuflich als Autoren. Regelmäßig gehen sie mit "ihrem Klufti" auf Lesereise quer durch die Republik. Dabei sind ihre Lesungen längst nicht mehr in verstaubten Kleinstadtbuchhandlungen, sondern in größeren Hallen. Ich habe die beiden im November in Bonn erleben dürfen und kann nur sagen, dass es sich wirklich lohnt. Es wird nicht nur gelesen, sondern auch gesungen und getratscht. Dabei kommt natürlich der niederbayrische Dialekt auch nicht zu kurz. Nach der "Lesung" haben sie sich auch noch genug Zeit für Signaturen und persönliche Gespräche genommen. 

Das Autorenduo hat gerade ein ganz anderes Buch herausgebracht, wo es mal nicht um Kluftinger geht: In der ersten Reihe sieht man Meer.


Auf ihrer Homepage beschreiben sie das Buch folgendermaßen:

Mensch, war das schön:

Im Morgengrauen ging’s los, eingepfercht auf der Rückbank der vollbeladenen Familienkutsche.
Zehn Stunden Fahrt an die Adria, ohne Klimaanlage und Navi, dafür mit Modern Talking aus dem Kassettenradio.
Am Strand ein Duftgemisch aus Tiroler Nussöl und Kläranlage, und statt Cappuccino gab’s warme Limo.
Willkommen zurück im Urlaubsparadies der 80er Jahre.
Darin findet sich Familienvater Alexander Klein wieder, als er über einem Fotoalbum einnickt und als pickliger Fünfzehnjähriger erwacht – dazu verdammt, die Italien-Premiere seiner Jugend noch einmal zu erleben. Und zwischen Kohlrouladen und Coccobellomann die beste Zeit seines Lebens hat. 
"In der ersten Reihe sieht man Meer" gibt's auch als Hörbuch, gelesen von Bastian Pastewka.

Im Laufe des Jahres soll aber noch ein weiterer Kluftinger rauskommen. Ich frage mich mittlerweile, wann die beiden noch zum Schreiben kommen, wenn sie die ganze Zeit nur auf Tour sind...

Lest ihr gerne regionale Krimireihen? Habt ihr auch die "My Klufti" Tour besucht?

Eure Clarissa

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