Schwierig, schwierig, dieser Monat. Ich kam ja aus dem Urlaub und wenn man so entspannt ist, reifen seltsame Ideen. Ich hatte bereits früher John Irving auf englisch gelesen, aber jetzt wollte ich mich an meinen absoluten Irving-favourite machen (eigentlich eines meiner Lieblingsbücher überhaupt):
A Prayer for Owen Meany von John Irving
Der lässt mich gerade nicht los. Ich lese zwar auf dem Kindle, dann ist der Wälzer gewichtsneutral, aber dennoch habe ich erst 49% Lesefortschritt im ganzen Juni geschafft. Es sind die alltäglichen Begleitumstände, die mich vom Lesen abhalten.
“Owen Meany” ist John Irvings Meisterwerk: Seine Abrechnung mit den Religionen dieser Welt (oder zumindest dem Religionswahn in den Staaten), gespiegelt durch die Parabel eines “auserwählten” Jungen, sehr speziell in seinem Körperbau, seiner Sprechweise und seinen Ideen, ist Owen Meany der beste Freunde des Protagonisten, dessen eigene Geschichte seltsam in den Hintergrund gedrängt wird und dennoch alles bestimmt. Irving durchsetzt die Jugendgeschichte der beiden Freunde mit Einsichten in die Amerikanische Politik der ausgehenden Achtziger Jahre, Ronald Reagan, die Contra-Affäre. Der Roman ist unglaublich gut geplottet, auch wenn John Irving gerne behauptet, er schreibe (bis auf seine berühmten letzten Sätze) “von vorne”. Ich kenne ja schon das Ende, und bin jedesmal entzückt, wie John Irving die Story-Fäden zusammenführt bis zum Gipfel auf den letzten Seiten. Davor: Zeitsprünge, Parallelgeschichten, liebenswerte schrullige Charaktere, die von John Irving bekannte seltsame Auseinandersetzung mit der Sexualität und die Rollenspiele von Mann und Frau – ein typischer Irving eben.
Ich habe ihn schon ein paar mal gelesen, er ist “mein Roman” meines Studiums, bisher aber immer nur auf deutsch, jetzt lese ich das Original – dank WordWise auf dem Kindle auch mit nicht zu großen Vokabellücken.
Es gibt keine Bewertung, da dieses Buch alle Bewertungen sprengt.
Doppler von Erlend Loe
(Übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel, Gelesen von Andrea Fröhlich)
Naja. War eine Empfehlung aus dem Twitter/Facebook-Kosmos, ich habe das Hörbuch beim Autofahren gehört, und … naja. Ganz ok. Ganz nett, ganz lustig. Der Typ, der “aussteigt”, um mit einem Elch im Wald zu leben. Ja. Passt. Das Problem ist: Ich wurde mit Doppler, dem Ich-Erzähler, nie so ganz warm. Zu wirr seine Ideen, zu misanthropisch, zu genervt, zu pessimistisch. Ich habe die ganze Zeit auf den Twist gewartet, auf den geistigen Fortschritt dieses verbohrten Typen, aber weder der depressive Nachbar, sein eigener kleiner Sohn, schon gar nicht die Niederkunft seiner Frau haben irgendetwas geändert. Völlig daneben. (1/5)
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