Gelesen: Die Lokomtive von Thorsten Nesch

Hallo meine lieben Leser!
Nach langer Zeit gibt´s mal wieder etwas Neues von einem Indie-Autor für Euch!
Thorsten Nesch schreibt vielfältig, mal etwas für die Jugend, mal etwas für Thrillerliebhaber. Mir wurden freundlicher Weise die zwei von ihm verfassten "Erwachsenen-Thriller" zur Verfügung gestellt - nochmal vielen Dank dafür! Beginnen möchte ich mit "Die Lokomotive", einem etwas untypischen Thriller, der einem aber mindestens genau so das Blut in den Adern gefrieren lässt, wie die "Großen", vor allem, wenn man öfter mit dem Zug unterwegs ist...
Gelesen: Die Lokomtive von Thorsten NeschEckdaten
ebook, 172 Seiten
Epubli Berlin; 2011
ISBN: 978-3-8442-0984-6
Euro (D): 1.50
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Inhalt
Ein Mann wacht auf unter den Trümmern eines entgleisten Zuges. Die Katastrophe ereignete sich auf dem Hindenburgdamm zwischen Sylt und dem Festland. Er liegt auf dem Boden, und die Flut kommt...
Meine Meinung
Zunächst möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass ich regelmäßig mit dem Zug unterwegs bin und wie viele andere Reisende / Pendler natürlich immer im Hinterkopf habe, dass ja mal was passieren könnte. Man fürchtet sich davor, denkt aber nicht weiter drüber nach, nach dem Motto "Mich trifft es ja eh nicht". Genau das passiert aber in diesem Roman, hier hat es einen durchschnittlichen Typen erwischt und das nicht zu gering!
Der Broker Herr Ochs erwacht aus seinem Delirium und muss feststellen, dass er unter einem gigantischen Haufen Schrott begraben ist - die Überreste des Zuges, mit dem er unterwegs war. Seine Situation erscheint zunächst aussichtslos, doch nach und nach kehrt sein Mut zurück. Doch wir bekommen es nicht ausschließlich mit dieser scheinbar ausweglosen Situation zu tun, sondern erhalten auch einen interessanten Einblick in Herrn Ochs´ zuweilen etwas fragwürdiges Privatleben.
Moralische Abgründe tun sich auf und, ich bin ehrlich, der Gedanke "gut, dass es so einen auch mal erwischt" ist mir mehrmals durch den Kopf geschossen. Wenn ich einmal dabei bin, möchte ich gleich mit dem Ich-Erzähler weitermachen. Wie gesagt, er ist kein Heiliger, aber selbstverständlich wünscht man niemanden, wirklich niemanden, in so einer Situation zu sein. Dementsprechend reagiert und verhält er sich auch, zum Teil pansich, zum Teil gespenstisch ruhig - wohl sehr nah an der Realität. Trotz seiner fragwürdigen Vorgeschichte entwickelt man eine gewisse Sympathie für ihn und fiebert mit, ob ihm der ersehnte Ausbruch aus dem stählernen Gefängnis gelingt.
Das Ganze ist aber nicht nur ein spannender Thriller, sondern geht zum Teil richtig unter die Haut. Zum einen, wegen den moralischen Fragen, die sich auf tun und zum anderen, wegen der erschreckend real beschriebenen Szenerie. Man könnte fast behaupten, das Stahlgefüge knirschen zu hören, während man liest, man befindet sich wirklich mittendrin im Geschehen.
Ich empfand das Ende als recht offen, da tut sich die ein oder andere Interpretationsmöglichkeit auf. So richtig zufrieden war ich damit aber trotzdem leider nicht, denn ich hätte da schon noch die ein oder andere Frage auf den Lippen, die ich gerne beantwortet hätte. Da das Buch aber an dieser Stelle kompromisslos ist, habe ich mich auch für die pessimistische Interpretationsmöglichkeit entschieden und drücke jetzt jedes Mal erneut die Daumen beim Zug fahren, dass ich von so einem Unglück verschont bleibe!
Bewertung
Gruselig real, man fühlt sich mit dem Protagonisten unter dem Schrottberg eingeschlossen. Thriller und Drama in einem, mit einigen moralischen Abgründen.
4 von 5 Sternen ****

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