Leider wieder nur Allbekanntes, aber man kann nicht oft genug darüber klagen: Genau jene Abgeordneten, die sich mal eben eine Diäten Erhöhung von 830 Euro auf 9082 Euro monatlich genehmigt haben, haben jetzt beschlossen, dass es für die Familien, die nicht so viel Einkommen haben, in der nächsten Zeit auch nicht mehr Kindergeld gibt. Um als der Finanzminister, der seit langer Zeit wieder einen ausgeglichenen Haushalt hinkriegt, in die Geschichte einzugehen, bedient sich Wolfgangg Schäuble entgegen bisheriger Beschlüsse seiner Regierung bei den Sozialkassen: Für die Rentenreform greift er in die Rentenkasse und senkt den fest versprochenen Bundeszuschuß von 14 Milliarden Euro für die Krankenkassen drastisch ab. Die höheren Krankenkassenbeiträge müssen ja die Versicherten zahlen und nicht die Regierung. Und weil das noch nicht reicht, werden die 425 Millionen Euro, die eine Kindergelderhöhung im Jahr kosten würde, halt gestrichen. Denn Kinder kosten sowieso, die Eltern sind bisher schließlich auch klar gekommen. Nur Eltern mit hohem Einkommen können sich ab sofort über einen höheren Steuerfreibetrag von 72 Euro freuen, denn wer viel verdient, muss dafür nochmal extra belohnt werden.
In dem Zusammenhang möchte ich auf keineswegs überraschende Ergebnisse einer Studie des Robert Koch-Instituts (RIK) in Verbindung mit Daten des sozioökonomischen Panels des Deutschen Institus für Wirtschaftsforschung (DIW) hinweisen, die nun erneut einen Zusammenhang zwischen finanzieller Ausstattung und Gesundheit nahelegt: Die mittlere Lebenserwartung ist in der Bevölkerungsgruppe mit dem niedrigsten Einkommen bei Männern um fast elf Jahre, bei Frauen um mehr als acht Jahre verringert gegenüber der Gruppe, die über am meisten Geld verfügt. Das Risiko einer schweren Krankheit, wie etwa eines Herzinfarkts oder einer psychischen Beeinträchtigung, ist für die Ärmsten doppelt bis dreimal so hoch.
Diese Zahlen wurden anlässlich der Eröffnung des Kongresses Armut und Gesundheit präsentiert, der heute und morgen in der Technischen Universität Berlin stattfindet. “Bisher gab es den eindeutigen Trend in Großbritannien und Frankreich, die Datenlage in Deutschland war nicht so gut”, erklärte der RKI-Wissenschaftler Thomas Lampert. Der Vorsitzende des Paritätischen Gesamtverbandes, Rolf Rosenbrock, rechnet damit, dass sich die Lage noch verschlimmern wird, denn die Einkommensschere geht in Deutschland immer weiter auseinander. “Die Krankheits- und Sterbedaten folgen mit einer gewissen Verzögerung, einer Inkubationszeit vergleichbar, dieser Entwicklung”, so Rosenbrock. Je mehr Ungleichheit beim Einkommen, desto mehr Ungleichheit bei der Gesundheit und der Lebenserwartung. Aber das kann unseren Regierenden ja egal sein, denn sie sind sowieso gleicher als die anderen.