Titel: Gehöre ich halt nicht dazu
Autor: Johannes Angerer, Miriam Koch
Genre: Belletristik
Seiten: 176 Seiten
Verlag: Edition Paashaas Verlag
ISBN-10: 3981392892
ISBN-13: 978-3981392890
Erste Sätze:
Es beginnt mit meinen Problemen. Ich habe zu viele: Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, ich glaube nicht an ein Leben vor dem Tod. Ich zweifle an allem. Vor allem an mir. Ich bin 36 Jahre alt. Ein Alter, das man gerne als “mitten im Leben stehend” bezeichnet. Von wegen stehend. Ich, ich taumle am Lebensrand herum. Und das schon seit Jahren.
Inhalt:
Eine Woche, so viel Zeit gibt sich der 36-jährige Protagonist, bevor er sich töten wird. Eine Woche, in der er seinem besten virtuellen Freund, seiner potenziellen Liebe, seinem Vater und seiner Mutter begegnen wird. Können diese Erlebnisse etwas in seinem Innerem verändern, ihn am Leben halten?
Meine Meinung:
Wir erfahren, wie es soweit kommen konnte, dass sich unser namenloser Protagonist das Leben nehmen möchte, es wird aufgerollt, dass die Schwere eigentlich immer schon da war und die Verzweiflung irgendwie dazugehörte, aber es ihm doch irgendwie gelang, sie zu ertragen. Es kommt allerdings der Moment, wo er nicht mehr ertragen möchte, sondern nur handeln, doch Kurzschluss, dass ist nicht sein Stil, eine Woche, die möchte er sich noch geben, um alles Revue passieren zu lassen. Man darf als Leser in seinem Kopf blicken, seinen Gedanken folgen, die nicht immer nur verzweifelt sind, sondern auch von großen Ideen, kleinen Wünschen und etwas Hoffnung sprechen.
Wir finden Gründe, warum er sein Leben beenden möchte, aber es fehlt mir doch ein bisschen mehr. Eine größere Antwort auf die Frage “Warum?”, aber vielleicht, vielleicht gibt es darauf einfach keine wirkliche Antwort und man muss dieses schwammige Gedankengut annehmen, was man geboten bekommt, weil es keine Klarheit gibt, weil es einfach ein Schwanken zwischen den Gefühlen ist und man selbst nicht weiß, wieso die Dinge sind, wie sie nun einmal sind.
Diese eine Woche, man fragt sich: wird sie etwas verändern? In ihm, in ihm passiert so viel und man hofft heimlich, dass sich die Meinung des Mannes verändert, er Hoffnung findet, dass er sein Leben weiterführen möchte, aber man sieht ihn auch, diesen dunklen Schatten, der über allem liegt. Es passieren gute Dinge, aber das Herz, es bleibt in der Finsternis hängen und diese Dunkelheit, sie legt sich auch auf den Leser nieder.
Und obschon sich eine Dunkelheit beim Lesen ausbreitet, ist die Geschichte gefühlsarm. Man spürt die Verzweiflung des Protagonist nicht, was es aber deswegen so realistisch macht. Es scheint eine große Leere zu herrschen und in dieser Leere bewegt man sich, während man durch die Sätze wandert. Keine Verzweiflung, nur Hoffnungslosigkeit und Verlorenheit. Kann man die Abwesenheit von Gefühlen als Kritik sehen, wenn es doch gerade die Leere ist, die so viel bedeutet? Eher nicht und doch ist es deswegen um einiges Schwerer, die Situation zu überblicken.
Fazit:
Keine große Geschichte, keine Gefühlsexplosion, aber ein Buch mit vielen Zwischentönen, der Suche nach dem Leben und der Frage, kann eine Woche alles verändern oder ist es schon zu spät, wenn einmal die Entscheidung getroffen wurde?