Blick vom Spicher zum Bodensee. Der nahe Hügel heisst Hochfläschen.
Anderthalb Stunden zuvor auf der Hochalp. Links ein Erosionstrichter.
Der Samstag war lang und beglückend, wir wanderten sechseinhalb Stunden, machten jeweils 900 Höhenmeter auf- und abwärts, die Sonne verschenkte sich grosszügig, noch heute ist mein Kopf irgendwie erwärmt. Der Einfachheit halber präsentiere ich unsere Route im Appenzeller Hinterland mit St. Galler Intermezzo in vier Portionen (die vier Bilder haben mit dieser Einteilung nichts zu tun):Markantes Haus nah der Schwägalp-Strasse: das Chräzerli.
Was für ein November!
- Von Urnäsch ging es via Bindli, Färenstetten, Nasen auf die Hochalp. Ein Traum war die Hochebene von Färenstetten, ein randloser Teller, ganz nah die Hügel des Neckertals. Oben auf der Hochalp dann die grosse, die klassische Aussicht: Säntis, Stockberg, Hinterfallenchopf, Speer und die Glarner, Innerschweizer, Berner Alpen.
- Die gut anderthalb Stunden von der Hochalp zum fast gleich hohen Spicher sind sensationell schön. Man geht durch eine Gegend der Spitzen und Fluhen, der Weg ist schlau geführt und ungefährlich, obwohl Abgründe lauern; die lieben Alphütten tragen zum Gefühl bei, dass man sicher und geborgen geht. Auf dem Spicher wieder umfassende Rundsicht und ein Blick weit über den Bodensee hinaus ins Deutsche.
- Der Abstieg von der Hochalp via Chräzerenpass zum Chräzerli gab uns Raschellaub und eine Art alten Saumpfad im zweiten Teil. Einen zerfallenen Prügelweg auch, mühsam zu begehen. Dann das Chräzerli. Es hatte offen (Wochenendbetrieb), der Wirt brachte Bier, zu essen hatte er nichts. Gleichzeitig klagte er uns von den hohen Betriebskosten in dem abgelegenen alten Haus, das einst ein alpines Knabeninstitut beherbergte.
- Chräzerli - Rossfall - Grüenau - Urnäsch, das war eine Art zweistündiges infanteristisches Auslaufen mit Tempo, denn wir hatten Hunger. Der Lärm der Passstrasse war unglaublich, die gesamtgesellschaftliche Moblität kam uns als grosse Idiotie vor, es röhrte und heulte uns um die Ohren. Stilvoll die Urnäsch tief in ihrem Bett, gesäumt von Nagelfluhwänden, ohne Verkehr wäre das eine Eins-A-Passage. In Urnäsch fanden wir um fünf Uhr nachmittags den Ochsen offen und servierbereit vor und gönnten uns Dinge wie Pfefferschnitzel, Bratwurst, Chäschnöpfli, die landesuntypisch "Spätzli" hiessen. Ein toller Abschluss in Form einer Kalorienorgie. Als wir endlich heimreisten, war es schon dunkel.