Wieder einmal ist eine Woche rum und es wird Zeit, weitere Geheimnissen der Literatur aufzulösen. Wieder gibt es Spannendes zu erfahren und Interessantes zu Lesen. Los geht's!
Wer ist Herr K. in Bertolt Brechts Geschichten?
Das habe ich mich selbst früher immer schon gefragt, als ich die Geschichte in die Hand bekommen habe. Mit Begeisterung habe ich sie gelesen. Aber wer zur Hölle ist Mr. K? Jetzt, mit ein bisschen recherche habe ich eine Lösung. Herr K. steht für Herr Keuner. Keuner stand früher für Keiner, im Sinne von 'Jedermann', 'Biedermann'. Herr Keuner ein Niemand? So war es tatsächlich am Anfang. Zu Beginn war Herr Keuner eine handelnde Person in dem Stück Fatzer und wurde schnell zum kritischen Kommentator. Damals entstanden 86 Geschichten, die Brecht eigntlich nie veröffentlichten wollte. Die Geschichten hat er nicht einmal erwähnt.
Geschrieben wurden die Geschichten immer im Zusammenhang mit seinen anderen, großen Werken. Veröffentlicht hat er sie dann teilweise in der Heftreihe "Versuche", zusammen mit anderen experimentellen Texten.Insgesamt sind sieben Hefte erschienen, das achte konnte nicht mehr gedruckt werden. Kritiker der Zeit haben die Geschichten von Herr K. gar nicht wahrgenommen. Nur Walter Benjamin schrieb über die Geschichten. Er war auch der erste der schrieb, dass Keuner von Keiner kommt.
1948 erschienen Brechts Kalendergeschichten, in denen 39 Keuner-Geschichten enthalten sind. Nach Brechts Tod wurden weitere Geschichten in weiteren Publikationen veröffentlicht. In Wangen-Brüttisellen im Kanton Zürich fanden sich im Nachlass der im Jahr 2000 verstorbenen Renata Mertens-Bertozzi 15 bislang unbekannte Keuner-Geschichten, die in die sogenannte „Zürcher Fassung“ des Suhrkamp Verlags aufgenommen wurden. Die Ausgabe enthält alle 58 Geschichten, die in der sogenannten „Züricher Mappe“ aufgefunden worden warenInsgesamt kennen wir heute 121 Einzeltexte mit Herrn Keuner.
Beruht das Buch die Welle auf einer wahren Begebenheit?
Das Buch habe ich damals in der Schule gelesen, und unsere Lehrerin hat das Buch groß angekündigt, eben weil es auf einer wahren Begebenheit beruht. Und es hat seine Wirkung nicht verfehlt und bei uns großen Eindruck hinterlassen. Die wahre Geschichte:
Die wahre Geschichte trägt sich im Jahr 1967 zu, an einer High School in Palo Alto in Kalifornien. Der Geschichtslehrer Ron Jones zeigt seiner Klasse einen Film über die Nazizeit. Die Schülerinnen und Schüler können nicht verstehen, wie ein ganzes Volk sich für diese Ideologie begeistert. Also unternimmt der Lehrer ein Experiment: Das Dritte Reich wird nachgestellt. Ron Jones gründet die Bewegung der "dritten Welle". Er wird vom Kumpeltyp zum autoritären Führer. Die Schülerinnen und Schüler bekommen Einheitskleidung verpasst. Sie grüßen sich mit einem frisch kreierten Wellen-Gruß mit der Hand vor der Brust. Der Lehrer schreibt die neuen Gebote an die Tafel: "Stärke durch Disziplin". "Stärke durch Gemeinschaft". Das Experiment ist mehr als ein voller Erfolg, nach fünf Tagen unterrichtet Ron Jones eine Klasse von kleinen Nazis und wird als Führer verehrt.
Das Projekt gerät auch bei ihm außer Kontrolle und er schreibt hinter her dieses Buch. Bei uns haben wir Schüler übrigens ein solches Projekt gestartet und schnell gemerkt, dass wir nicht mehr zwischen Spaß und ernst unterscheiden können.
Wo kommt die Biografie her?
Um zu erfahren, wo die Biografie her kommt, muss man in der Geschichte einen großen Sprung zurück machen. Erst einmal: Was ist eine Biografie? NAch mehreren Definitionen ist es die 'Darstellung des Lebens eines Menschen von der Geburt bis zum Tod'. Darin sind sich die meisten schon einmal einig. Aber, wann und warum entstand sie? Entstanden ist sie im 4. Jhr. v. Chr. als Übergang von der sich auflösenden Polis-Kultur zur Zeit der klassichen Monarchie der Hellenistischen Zeit. Klingt kompliziert, ist aber eigentlich relativ simpel. In Polis war man der Überzeugung, dass die Summe der Individuen nicht zählte, sondern dass sie eine wirklcihe Gemeinschaft waren.Doch nach einem Krieg änderte sich die Einstellung und man kam mehr und mehr zu der Überzeugung, dass das Individuum eine große und wichtige Rolle spielt. Die aufkeimende hellenistische Ära war bekannt für Biografien,die Ära vorher für Historgrafien. Daraufhin gab es immer mehr Biografien von Dichtern und und Gelehrten. Man wollte zu dieser Zeit nicht mehr nur die Werke lesen, sondern auch die Viten. Man wollte etwas über das Leben des Dichters, oder der Person wissen. Den absoluten Ursprung sieht man in Platons Apologie, die bereits viele biografische Anmerkungen über das Leben des Sokrates beinhaltet.
=> Was ist der Unterschied zur Autobiografie?
Die Frage ist eigentlich relativ leicht zu beantworten, denn man kann es von dem Wort ableiten. Biografie haben wir geklärt, und Auto heißt selbst. Es handelt sich bei einer Autobiografie, um eine Biografie, die die Person über sich selbst schreibt.
Zum Schluss noch eine der Geschichten von Herrn K:
Der hilflose Knabe
Herr K. sprach über die Unart, erlittenes Unrecht
stillschweigend in sich hineinzufressen,
und erzählte folgende Geschichte:
„Einen vor sich hin weinenden Jungen fragte ein
Vorübergehender nach dem Grund seines Kummers.
'Ich hatte zwei Groschen für das Kino beisammen',
sagte der Knabe,
'da kam ein Junge und riß mir einen aus der Hand',
und er zeigte auf einen Jungen,
der in einiger Entfernung zu sehen war.
'Hast du denn nicht um Hilfe geschrien?' fragte der Mann.
'Doch', sagte der Junge und schluchzte ein wenig stärker.
'Hat dich niemand gehört?' fragte ihn der Mann weiter,
ihn liebevoll streichelnd.
'Nein', schluchzte der Junge.
'Kannst du denn nicht lauter schreien?' fragte der Mann.
'Nein', sagte der Junge
und blickte ihn mit neuer Hoffnung an.
Denn der Mann lächelte.
'Dann gib auch den her', sagte er, nahm ihm den letzten
Groschen aus der Hand und ging unbekümmert weiter.“
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