Lionel darf natürlich auch aus dem Nähkästchen plaudern. Rührend, oder? (im Handel erhältlich!)
"Fußball? 22 Personen, die einem Ball hinterher hecheln. Ist doch langweilig." Diejenigen, die Fußball verabscheuen und höchstens mitgucken, wenn Deutschland mit Jogis Jungs mal wieder um Titel und Trophäen kämpft, werden sich in "Barca: Der Traum vom perfekten Spiel" bestätigt sehen.Denn Fußball kann gnadenlos auch langweilig sein - jedenfalls in dokumentarisch aufbereiteter Form.
Der Film von Jordi Llompart beschäftigt sich in schier endlos erscheinenden gut 120 Minuten mit dem Mythos des katalanischen Über-Clubs FC Barelona. Und was soll man sagen? Im Fußball bedeuten 120 Minuten Verlängerung und damit Nervenkitzel, bei Llomparts Streifen kann man nach dem Intro getrost lieber eine Runde dem Gras beim Wachsen zusehen. Das ist deutlich aufregender und eine ehrlichere Arbeit. Denn: Die Doku ist eine einzige Lobhudelei, nach der man als Fußballfan im Anschluss immer noch mindestens genauso schlau ist wie vorher ist. Als Nicht-Fußballinteressierter wird man sich wohl lieber die Fingernägel schneiden. Nur Barca-Ultras dürften genügend Gründe zur Benutzung des Taschentuchs finden...
Dokumentationen sind zum Lernen da. Normalerweise zumindest. Was also dokumentiert "Barca: Der Traum vom perfekten Spiel" an Lernenswertes? Keine wirklich spannenden Sachen. Barcelona ist eine schöne Stadt, sie liegt in Katalonien, und Katalonen sind sehr stolz darauf, Katalonen zu sein. Der FC Barcelona ist ein Verein aus dieser schönen Stadt, hat ein großes Stadion, hatte viele gute Spieler, spielt einen guten Fußball, setzt auf seine Jugendspieler aus der eigenen Jugend-Akademie. Wow! Reden dürfen sie alle. Aktuelle Top-Stars wie Lionel Messi, Historiker, Journalisten, alte Trainer, alte Stars wie Johan Cruyff, und alle dürfen sie der Reihe nach erzählen, wie toll, wie mythisch doch der FCB ist. Und wir dürfen dabei zuhören. Das ist der helle Wahnsinn!
Auch alte, also gaaaaanz alte Teams von Barcelona spielen eine Rolle.
Was wann geschah, wer wann wie in Amt und Würden stand, wann wer wieso weshalb sich in den Heldenstatus hereinmanövrierte, all das lernen wir. Stumpf vorgetragen wie in einem Zeitstrahl, den wir aus der Schule kennen. Der Film hangelt sich durch von der Vereinsgründung, über die einzelnen Jahrzehnte bis zum heutigen Stand. Jahr für Jahr, Epoche für Epoche, Ära für Ära, zwischendurch gibt's dann ein paar herausgepickte und kurzzeitig - ziemlich oberflächlich behandelte - ausgiebiger beleuchtete Geschicht'chen, die die Macher für wichtig erachteten.
Filmisch mieft das alles nach 0815-TV-Doku, nur anfangs spielen die Macher mal mit ihren Möglichkeiten, als ein Spielzug von Barca in Zeitlupe, gänzlich ohne Stadiongeräusche, dargereicht werden. Das ist dann wirklich für einen Moment Weltklasse. Sonst sind die zwei Stunden bloß Wasser auf die Mühlen für die sichbeimFußballguckenLangweiler. Passenderweise zur Veröffentlichung des Streifens hier in Deutschland fürs Heimkino durchlebte Barca übrigens die größte Krise seit 15 Jahren.(die jetzt aber wieder beendet wurde) Ein Wink mit dem Zaunpfahl?
Vielleicht. Übrigens noch lustiger: Kurz vorm Abspann erscheint eine Texttafel, bei der bekräftigt wird, dass jeder der Interviewten nicht beeinflusst wurde bei dem, was er sagt. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, dass so etwas noch einmal erwähnt werden musste...
BEWERTUNG: 3,0/10Titel: Barca: Der Traum vom perfekten Spiel, jetzt auf DVD, BluRay & Co. erhältlich FSK; ab 0Laufzeit: 92 MinutenGenre: DokumentationRegisseur: Jordi Llompart
Bilder: Ascot Elite Home Entertainmrnt