Gegenüber sitzt eine Frau...

...die im Sitzen ihren Balkon fegt. Ich glaube wirklich, dass Griechen sehr glückliche Menschen sind. Und auch sehr gesunde Menschen. Es gibt irgendwo eine Studie, die belegt, dass die Griechen von allen Europäern am ältesten werden. Ich weiß nicht, ob das an den Genen liegt oder ob ich als Wahlgriechin jetzt auch etwas vom großen Kuchen abbekomme - keine Ahnung. Aber ich bin optimistisch, dass mir die Lebensart hier sehr gut tut.
So schlecht kann die medizinische Versorgung hier also gar nicht sein. Um mich von den Begebenheiten der örtlichen Krankenhäuser persönlich zu überzeugen, habe ich die Seeigel-Attacke zum Anlass genommen, einmal selbst im Hospital vorbeizuschauen. An einem Sonntag bleibt einem ja auch nicht viel anderes übrig. Die meisten Einwohner haben die Stadt verlassen, um übers Wochenende an die Strände weiter südlich zu fahren und ich habe das Wohnheim verlassen, um zum Krankenhaus weiter nördlich zu fahren. In Begleitung von Eva und der Polin Monika haben wir uns da Nummern an der Notaufnahme gezogen. War eigentlich nicht so ein super Ort für einen Wochenend-Ausflug, aber da viele aus dem Wohnheim mit ihren Igel-Wehwechen auch im Krankenhaus waren, wollten wir dann doch mit dem Onkel Doktor sprechen. Hat dann ewig und trölf Tage gedauert bis wir dran waren. Aber die stundenlange Warterei hat sich gelohnt, denn die Frau hinter der Tür hat Eva dann in fünf Sätzen erklärt, dass wir nicht sterben müssen. Da war ich sehr erleichtert. Unsere Füße sehen wollte sie aber nicht. Kann man ihr auch nicht verübeln.
Nachdem Eva uns verlassen hatte (sie ist wirklich die beste ERASMUS-Mama. Immer besorgt um ihre Schützlinge - "I bought you some water - Take it!!!"), sind wir auf der Suche nach was Essbarem in ein ziemlich teures Restaurant geraten. Es sah sehr nett aus und war gut besucht, aber offenbar nur von der griechischen High Society. Ich bin an der Karte verzweifelt, weil das einzige, was ich lesen konnte "Feta" und "Kebab" war. Wir haben uns dann heimlich wieder aus dem Staub gemacht. Ich glaube die Ecke muss ich in Zukunft auch meiden, weil der Kellner den Tisch schon eingedeckt hatte, inklusive Wasser und Brot. Aber als armer Student, da muss man schonmal rennen. Auch mit kaputtem Fuß. Bin dann lieber zum Imbiss gegenüber. War auch nicht schlecht.
Griechisches Essen ist wirklich sehr, sehr lecker. Allein deswegen lohnt es sich schon herzukommen.
Hier im Studying Room sitzen um diese Uhrzeit sehr viele Leute. Die meisten sind dann am Skypen. Besonders cool ist das, wenn dabei kein Headset benutzt wird. Macht ja eigentlich nichts, weil eh keiner deine Sprache spricht, aber eben telefoniert ein Deutscher mit seinen Eltern. Es hallt also gerade ein: "HAST DU SCHON JEMAND KENNEN GELERNT??" durch den Raum. Ich würd mich gerne dazu setzen, aber ich glaube, dass kommt nicht so gut. Ich hoffe, dass meine Eltern das mit Skype auch bald hinbekommen. Dann werde ich daraus auch ein PublicViewing machen. Super wird das!
So, es ist offensichtlich: Der Tag war nicht so spannend. Ich hab das Wort Siesta heute sehr ernst genommen. Gleich gehts vielleicht noch los. Aber nicht weit. Die Füße.

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