Am vergangenen Wochenende war ich mit ein paar Freunden zu einem Kurzbesuch in Siwa, einer Oase inmitten der Wüste nahe der libyischen Grenze. Wir sollten auf eine wunderbare Urlaubs- und Entspannungswelt auf der einen und auf eine bedenkliche Lebensweise der örtlichen Bevölkerung treffen ...
Mit dem Bus ging es von Kairo aus über Nacht etwa 10 Stunden nach Westen, bis wir in das Gebiet von Siwa kamen - eine mehr oder weniger angenehme Nachtreise: Ich war mir nicht sicher, ob die Kälte im Bus oder die Lautstärke des die ganze Nacht spielenden Films das schlimmere Übel war. Nichtsdestotrotz: Irgendwann schläft jeder einmal ein!
Der Besuch war meine erste Oasen-Erfahrung, allerdings hatte ich mich bereits im Vorfeld etwas über den Ort belesen: Haupteinnahmequellen der Einheimischen - die die eigene Sprache Siwi sprechen - sind die Früchte der zahlreich vorhandenen Olivenbäume und Dattelpalmen sowie natürlich des Tourismus. Mehrheitlich gehören die Bewohner der Bevölkerungsgruppe der Berber an, die durch das Beduinenleben geprägt sind.
Angekommen in unserem Hotel (für 5€ pro Nacht und Person), machten wir uns nach einem kurzen Rundgang durchs Dorf auf die Suche nach etwas zu essen und fanden uns danach unter Palmen im Nour el Waha wieder - einer Art „Café-Camp“, deren äußerst freundliche Mitarbeiter vom Essen bis zur Shisha alles angeboten haben, was das Herz begehrt.
Anschließend ließen wir nach einem kurzen Fahrradtrip unsere Seelen in einer heißen Quelle baumeln - einem Becken mit der Größe eines kleinen Swimmingpools und der Temperatur einer Badewanne.
Von dort aus gelangten wir direkt zum Haus von Lorose Keller, die uns herzlich empfangen und sehr viel über ihr Leben in Ägypten erzählt hat. Eine eindrückliche Erfahrung, schließlich trifft man solch künstlerisch aktive Menschen nicht jeden Tag. Und ihr Leben erzählt Geschichten, welche man nur schwer wiedergeben kann (und mag).
Nach einigen Gesprächen auch mit Einheimischen haben wir jedoch bemerkt, dass die schöne Welt, die nach außen präsentiert wird, eben doch ihre Schattenseiten hat. Die Nähe zu Libyen macht Siwa zu einem Durchgangsort des Waffen- und Drogenschmuggels, auch die (sexuelle) Gewalt gegenüber Frauen (und Eseln) bestimmt wohl eher mehr als weniger den Alltag der Menschen - offensichtlich bemerkt man dies allerdings wenig. Einzig die vollständig verschleierten Frauen und die Hiebe auf den Rücken der Esel, die die Transportkarren quer durch die Oase ziehen, lassen einen kleinen Blick in diese Welt zu.
Unser nächster Besuch galt der glasklaren, allerdings nicht mehr ganz so heißen Kleopatra-Quelle, in der man jedoch ausgiebig schwimmen konnte. Direkt daneben befand sich das Tanta Waa, eine Bar, deren taubstummer und sehr, sehr freundlicher Kellner hervorragende und frisch gepresste Säfte anbot. Einmal angefangen, trinkt bis zur vollständigen Sättigung.
Die Altstadt Shali ist ebenfalls einen Besuch wert: Die auf dem Hügel im Zentrum Siwas gelegene Stadt war einst die Heimat der Siwanesen - bis ein dreitägiger Regenguss die Wände der Häuser auflöste und diese unbewohnbar werden ließ.
Schon Alexander der Große besuchte das Orakel des Amun-Tempels, dessen Reste heute noch stehen und eine der Hauptattraktionen Siwas sind. Das Orakel steht dabei an einer anderen Stelle als der Tempel selbst.
Es lohnt sich, Siwa für etwa 3-4 Tage zu besuchen, hin und wieder einige Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, aber hauptsächlich an den Quellen zu entspannen und mit den Einheimischen am Lagerfeuer zu sitzen.