GEGENREDE : Jakob Augsteins Papst-Irrtümer

"Im Zweifel links" heißt die Kolumne, die Jakob Augstein, juristischer Sohn von Rudolf Augstein, leiblicher von Martin Walser, allwöchentlich dem geneigten Leser von Spiegel Online präsentiert.
"Papa ist der Beste" hieß in dieser Woche sein Beitrag für das intellektuell ignorante Nachkriegsbürgertum der Bonner Republik (die dazu gekommenen Bürger der Berliner Republik haben ohnehin, intellektuell oder nicht, mit dem Papst in ihrer überwiegenden Mehrheit weder moralisch noch gedanklich etwas im Sinn).
In perfekter Gartenparty-Philosophie nach dem fünften Gläschen Was-Auch-Immer beschreibt Jakob Augstein den Protest gegen Josef Ratzinger, Künstlername: Benedikt XVI., als pubertär, weil Ethik in der Politik nicht gut aufgehoben sei. Das Letztere ist sicher richtig, das Andere entweder dumm oder Satire. Er verschärft das Ganze noch, indem er behauptet, die Kirche (gemeint ist die katholische) verdiene Respekt. Einen Grund liefert er gleich mit - schließlich sei die katholische Kirche die älteste Institution der Welt und wir Abendländer entstammten alle ihrem Schoß. Loriot? Man könnte es meinen. Aber diese Sartre ist im Nachlass des großen Satirikers Vicco von Bülow nicht zu finden.
Die für Jakob Augstein pubertäre Nicht-Teilnahme einiger Abgeordneter der SPD, Grünen und Linken kritisiert der selbst ernannte Sekundär-Erfinder der reinen Vernunft mit der lapidaren Feststellung, der Papst spreche im Bundestag ja nicht ex cathedra, was nicht mehr und nicht weniger bedeutet, als dass Ratzinger sich vor den Angeordneten nicht das absurde Recht heraus nimmt, unfehlbare Wahrheiten zu verkünden.
Jakob Augstein, offenbar Hobby-Propagandist des Heiligen Stuhls, meint auch, wir bräuchten den Papst zum Beispiel, weil der Staat einen Test fördere, der beim Fötus im Mutterleib das Down Syndrom festzustellen ermögliche und den Zweck der Selektion habe. Diese Wortwahl kann leicht als Versuch interpretiert werden, ganz im Sinne der katholischen Kirche, Abtreibung in die Nähe der Shoa zu rücken, was unanständig und eine Beleidigung für die sechs Millionen ermordeten Juden wäre.
Dabei ist Jakob Augstein selbst mit seinem Spiegel Online Text, den der Aufschreibet der Vollständigkeit halber hier verlinkt, selbst ein großer Selektieret: Dass Ratzinger bis er Papst wurde als Chef der Glaubenskongregation (früher: Heilige Inquisition) Kritiker ohne jede christliche Gnade mundtot gemacht hat (Beispiel: Hans Küng), den polnischen Papst Karol Woytila (Künstlername: Johannes Paul II.) veranlasst hat, die Kirche der Befreiung in Lateinamerika zu zerschlagen und so Tausende Widerstandskämpfer dem sicheren Tod ausgeliefert hat, erwähnt Jakob Augstein nicht. Auch die Zehntausende, womöglich Hunderttausende, die nur in Folge des katholischen Kondomverbots in Afrika an AIDS gestorben sind, filtert Jakob Augstein heraus. Das ist mindestens unseriös.
Jakob Augstein meint auch, Nicht-Katholiken gehe der Zölibat für Priester und die Benachteiligung der Frauen in der katholischen Kirche nichts an und Katholiken müssten innerhalb der Kirche um Reformen ringen oder austreten. Diese krude Polemik unterschlägt, dass doch immerhin die Zahl der Missbrauchsfälle an hilflosen Kindern und Jugendlichen womöglich wesentlich niedriger wäre, hätte man den Priestern ein ganz normales Sexualleben und das Sakrament der Ehe zugestanden. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es Missbrauch auch in nicht-katholischen Einrichtungen gegeben hat. Und, lieber Jakob Augstein, folgte man Ihrer Argumentation, dürfte man auch die Todesstrafe in der USA nicht kritisieren, wenn man nicht us-amerikanischer Staatsbürger ist.
Und damit sind wir gleich bei einem weiteren und schwerwiegenden Irrtum in ihrem Text: Es könne nicht schaden, in Rom einen sitzenden zu haben, der mit uns über die Conditio humana spreche - so als gehöre die Menschlichkeit zu den hervorstechenden Eigenschaften des Josef Ratzinger, der doch, wie Sie schreiben, im Bundestag offiziell als Staatsoberhaupt des Vatikanstaates ist, den er, was Sie nicht schreiben, ebenso wie seine Weltkirche als absolutistischer Herrscher ganz nach den Prinzipien der Machtpolitik führt.
Die conditio humana, Jakob Augstein, können Sie in der Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen nachlesen. Der Hohe Kommissar für Menschenrechte wird Ihnen sicher gerne ein Exemplar zukommen lassen - falls Sie es im Internet nicht finden...

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