Gedankengut


Ich frag mich grad: wenn es GedankenGUT gibt, gibt`s dann eigentlich auch "GedankenSCHLECHT"?
Ich muss momentan sehr darum "kämpfen", gute Gedanken zuzulassen. Irgendwie ist`s eine sehr schwierige Zeit. Zur Zeit.Eigentlich hat`s schon vor Weihnachten damit begonnen. Die Urgroßmutter meiner Jungs, die Oma meines Exmannes, mit der wir in einem Haus leben, musste mit einer schlimmen Lungenentzündung ins Krankenhaus gebracht werden. Wir haben alle um sie gebangt, die Ärzte haben uns keinerlei Hoffnung gemacht. Weihnachten, Silvester, all das zu "feiern", für und mit Kindern, mit der Sorge um einen lieben Menschen, der um sein Leben ringt, ich brauch euch nicht zu sagen, wie das ist. Dann doch wieder ein Lichtblick nach dem anderen, letzten Freitag kam sie dann mit besseren Nierenwerten und einer gesundeten Lunge wieder nach Hause. Allerdings ist alles anders, als zuvor. Eine Pflegekraft wurde eingestellt, die sich 24 Stunden um sie und den Großvater kümmern sollte. Und jetzt ist da so viel Verwirrtheit plötzlich da und so viel Unklarheit. So viel (be)fremde(nde)s und so viele innere Dämonen und ich frag mich, wie es ist, wenn es mal soweit ist. So viel Angst ist zu spüren, so viel Verzweiflung. Erinnerungen kommen hoch und jeder Atemzug fällt schwer. Und so viel Angst. Ich weiß nicht, ob es mehr vorm Leben ist, oder vorm Sterben. 
Und dann verschwimmt so viel. Ich schreibe hier von IHRER Angst, doch ist es eigentlich auch meine. Ich hab in den letzten Jahren so viel Angst vorm Sterben entwickelt. Und ich frag mich, wann das begonnen hat. Ich glaub, es war, als meien Ehe in die Brüche gegangen ist. Ich war damals allein mit meinen beiden größeren Jungs, noch sehr frisch schwanger mit meinem jüngsten Sohn. Von einem Tag auf den anderen war ich alleine mit ihnen und es war so ziemlich die einzige Zeit in meinem Leben, in der ich phasenweise selber sterben wollte, so groß war der Verlust, so unendlich der Schmerz. Ich hatte das Glück, dass mein Kleinster in meinem Bauch wuchs zu dieser Zeit, ein wahrliches "Geschenk" in mir, denn ich wusste, ich musste leben, für ihn, für seine Brüder. Und ich wusste, ich würde da durchgehen, durch all die Traurigkeit und es für meine Kinder "wieder gut" machen (müssen). Trotzdem war da zum ersten Mal dieses "Was, passiert mit meinen Kindern, wenn ich irgendwann einmal sterbe?" Es ist ja egal, wann man stirbt, wie alt man ist, ich seh das ja jetzt bei meiner Schwiegermutter - im Inneren bleibt man ja immer "das Kind" (dieser Eltern). Ich glaub, damals hat diese Angst begonnen. Dabei hat sich bei mir nie die Frage nach dem "Was ist danach? Wie ist es, wenn man gestorben ist? Was passiert da mit einem eigentlich?" gestellt. Ich glaub, ich bin ein Mensch, der einfach nix verpassen möchte. Und jetzt könnt ihr ruhig ein bissl über mich schmunzeln. Meine ganzen Gedanken ums Sterben sind bei denen, die zurück bleiben. Hat man ihnen alles vermittelt und mitgegeben, das man ihnen vermitteln/mitgeben wollte? Hat man alles getan, was gut für sie war? Behalten sie einem in einer guten Erinnerung oder wie viel Dunkles bleibt zurück? Wenn ich das schreibe, steigen wieder Tränen in mir auf. Diese Woche jährt sich der viel zu frühe Tod einer guten Bekannten und Klientin von mir zum ersten Mal. Sie war 43, als sie starb. VIEL ZU FRÜH ist sie gegangen und mein ganzes (Welt)Bild ist damals wieder einmal zusammen gebrochen.
Ich dachte immer, jeder Mensch hätte eine gewisse und vorbestimmte Zeit auf Erden. Bei dem einen sind es 91 und mehr Jahre. Ein gelebtes und geliebtes Leben. Bei anderen werden`s nur 50 oder 60 Jahre werden, bei vielen werden`s nicht einmal 10 Jahre LEBENS-Zeit sein - egal wer, egal wann - ist es nicht immer "zu früh"? ....
Ja, wenn ein Mensch (s)ein Leben voll gelebt hat, dann ist es leichter nachzuvollziehen. Zu verstehen, besser: man kann`s hinnehmen, akzeptieren. Irgendwann ist es für alle soweit. Wir sind alle sterblich.
Aber wenn eine so junge Mutter geht, oder ein Familienvater, wie der einer anderen guten Bekannten vor auch ziemlich genau 4 Jahren - wie kann man das als Hinterbliebener gut durchstehen?? ...
Und dann sind wir wieder beim Thema "Loslassen". Und in dem Fall, bei unserer Urli-Oma (die nie nie nie so genannt werden wollte, darum nennen wir sie alle "Großmutter" ... :-) ).
Wie kann man (be)gleiten? Gut. Und zwar richtig. Wie sagt man einem Menschen, dass er gehen darf, wenn er nicht mehr will. NICHT MEHR KANN ? Und wie agiert man, wenn er im nächsten Moment einen harten Kampf lebt und mit letzter Kraft ein "Ich will noch nicht sterben" herauskrächzt.
Am Montag ist sie 91 Jahre alt geworden und wir haben uns zuvor gefreut, dass wir den Geburtstag daheim mit ihr feiern können. War doch genau das immer ihr Wunsch: Zu HAUSE zu sein, wenn`s mal so weit ist. Doch am Sonntag, schon zwei Tage nach ihrer Ankunft daheim, mussten wir wieder die Rettung rufen. Das atmen fiel zu schwer. Nach einer durchwachten und durchfürchteten Nacht, von Panik und Bange begleitet, musste sie wieder ins gehasste Krankenhaus. Diagnose: wieder eine Lungenentzündung. Nochmals gekommen. Wieder auf der selben Seite. Wieder alles von vorne. Und es ist so traurig für mich, die vielen Menschen rundherum zu sehen, den Großvater, der genau weiß, wie ernst die Lage ist und die Tochter (meine Schwiegermutter), die ihr möglichstes tut um DA ZU SEIN. Was anderes könnte man noch tun, als DA ZU SEIN ? Für die Oma, für den Opa, für alle Nahestenden. Für sich selbst. Man muss sich und die anderen immer genau an letzteres erinnern.
Und ich trau euch SeelenSachen Lesern jetzt all das zu. Schmeiß es euch hin und hoffe, dass es nur die lesen, die jetzt auch wirklich GELESEN haben. Zeile für Zeile. Ich denke, es begnet einem im Leben immer nur das, wofür wir auch bereit sind. Ich weiß das. Alle anderen haben hoffentlich schon bei der ersten Zeilen den Blog geschlossen. Das Thema Sterben ist für mich ein so angstbehaftetes. Ich finde einfach keinen guten Zugang dazu. Ich bin ein Mensch, ich denk, alles hat seinen tiefen Sinn. Wenn jemand stirbt, dann ist seine Zeit vorbei. Wie in einer Sanduhr läuft Körnchen für Körnchen der Lebenssand durch ein schmales Rohr, bis er aufgebraucht ist. Manche Sanduhr hat nur wenig Sand und somit wenig Zeit zur Verfügung. Manch andere hat viele viele Millionen Körnchen, die es fließen oder rinnen lassen kann. In einem hohen Alter zu sterben ist für mich ein natürlicher Prozess. Leben, das gelebt wurde, Tage, die verbracht und hoffentlich genutzt wurden. Stunden, die hoffentlich genossen wurden. Bei einem jungen Menschen stoße ich an meine Grenzen. Das WARUM ist hier ein ganz anderes.
Und jetzt wisst ihr, was mich quält. Nicht nur die Tatsache, dass jemand in meinem engen Familienkreis bald gehen könnte, mit dem Tode ringt und dagegen ankämpft, auch die Tatsache, dass ich so schlecht damit umgehen kann. Selber. Und die viele Angst, die vorm eigenen Sterben oder dem mir ganz nahe stehender Personen immer da ist. Weil ich eine Vieldenkerin und Zerdenkerin bin. Was mir gar nicht gut tut. Ich glaub, ich muss mir da irgendwie raushelfen (lassen), denn diese Gedanken zu haben bedeuten, viel Lebensqualität einzubüßen. Viel von sich herzugeben. Sich hinunterziehen zu lassen. Sich viel selbst zu quälen und seinen Lieben rundherum damit sehr weh zu tun. Nicht gut für sich da zu sein und seinen Kindern, die diese Angst, wenn auch unausgesprochen, sicher auch irgendwie spüren und mitbekommen.
Wie viel Schreckliches hält SeelenSachen aus? Wie viel darf ich euch zumuten? Ich trau es euch zu. Ich verberge vor Niemandem, wie "normal" und wie menschlich ich bin. Es ist nämlich genau so. Viel Chaos auch in meinem Leben. Viele Sorgen, Ängste. Neben all dem Schönen. Natürlich hat alles in unserem Leben Platz. Man muss nur darauf schauen, dass das POSITIVE immer überwiegt und man sich in schlimmen Zeiten nicht ganz (unter den Tisch) runterziehen lässt.
Ich vertraue drauf, dass ihr jetzt wisst, dass ihr nichts dazu sagen müsst. Ihr dürft auch einfach wegklicken. Schlucken. Verlegen drein schauen. Weinen. Schreien. Wer möchte, darf auch über mich lachen, den Kopf schütteln. Nie mehr wieder kommen. Nachdenken oder aber, verwerfen. Verdrängen ist nie gut, aber manchmal ist es (lebens)notwendig. 
Ich weiß nur eines: wenn man zu viele Gedanken mit dem Tod verbringt, dann LEBT man nicht richtig. Also halten wir uns täglich vor Augen:
WIR SIND AM LEBEN. Und JEDER TAG ZÄHLT. Und jede Minute, die wir in Angst verbracht haben, hat uns eine Minute kostbarer Zeit geraubt. Darum sollten Menschen, die dazu neigen, zu viele schwarze Gedanken zu haben, lernen, sich da herauszuholen. Sagt STOP !! Und wendet euch sofort dem schönen zu. Dinge zu verKRAFTen heißt, in seine eigene KRAFT zurückzukommen. Wieder zu kräften kommen.
Habt ein LIEBEVOLLES Wochenende!!
Nora

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