Die Gebärmutterentfernung ist eine der häufigsten gynäkologischen Operationen. Doch nicht immer ist diese Methode wirklich erforderlich. Das Skalpell kommt immer seltener zum Einsatz. Sie ist Sinnbild der Mutterschaft und des heranreifenden Lebens: die Gebärmutter. Muss sie entfernt werden, ist das für die meisten Frauen ein einschnei-dendes Erlebnis. In der Vergangenheit entfachte immer wieder die Diskussion um das Für und Wider der Gebär-mutterentfernung – im Fachjargon Hysterektomie genannt. Von Ärzten war die Rede, die zu schnell zum Skalpell greifen. Inzwischen gibt es klare Vorgaben, wann eine Operation wirklich von Nöten ist.
Ausserdem können heutzutage neue, alternative Behandlungsmethoden Frauen mit Indikation die Entfernung der Gebärmutter ersparen. Und tatsächlich: Die Zahl der Hysterektomien ist in der Schweiz gesunken. Seit 2001 waren es im Durchschnitt jedes Jahr etwa 1,1 Prozent weniger Eingriffe. Doch nicht immer haben Ärzte eine Wahl und müssen Frauen mit der teilweisen oder vollständigen Entfernung ihrer Gebärmutter konfrontieren. Der Hiobsbotschaft geht eine Diagnose, eine Erkrankung des Organs, voraus – neben Krebserkrankungen sind dies am häufigsten gutartige
Geschwülste (Myome) sowie starke Blutungsstörungen und Schmerzen während der Periode. Auch das Absenken der Gebärmutter, der sogenannte Uterusprolaps, kann eine Entfernung begründen.
Sanfte Verfahren anstatt Bauchschnitt
Heute kann eine Hysterektomie dank der Entwicklung besserer Operationsinstrumente und innovativer Techniken mit minimalinvasiven Verfahren durchgeführt werden. Nur noch selten muss der Chirurg die Gebärmutter über einen grossen Bauchschnitt (abdominale Hysterektomie) herausoperieren; einst die einzige Möglichkeit. Je nach Zugangs- weg ist die Entfernung des Organs durch die Scheide (vaginale Hysterektomie) von der mittels Bauchspiegelung (laparoskopische Hysterektomie) zu unterscheiden. Bei nicht bösartigen Erkrankungen wird heutzutage immer öfter
die laparoskopisch assistierte Hysterektomie (LAVH) durchgeführt, die Bauchspiegelung und vaginalen Zugangsweg kombiniert. Dabei wird über die Bauchspiegelung die Gebärmutter auf die Entfernung durch die Scheide vorbereitet, indem sie von den Bändern, die sie im Becken hält, abgetrennt wird. Die Dauer des Krankenhausaufenthalts und der Genesungszeit hat sich vor allem durch das minimalinvasive Verfahren der Bauchspiegelung deutlich verkürzt. Komplikationen wie Verletzungen der Blase oder anderer Organe treten selten auf. Welcher Zugangsweg letztendlich vom Gynäkologen gewählt wird, hängt von der Art der Erkrankung, von der Grösse und Beweglichkeit der Gebär-mutter, der Weite der Scheide, von eventuell bestehenden Begleiterkrankungen und dem Wunsch der Patientin ab. Etwa 60 Prozent der Hysterektomien können schonender über die Vagina oder Schlüssellochchirurgie vorgenommen werden. Ist die Gebärmutter zu gross oder liegt eine bösartige Erkrankung vor, erfolgt die Entfernung über den tradi-tionellen Bauchschnitt.
Alternativen zur Entfernung
Die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren, aber auch die Entscheidung, ob nur der Gebärmutterkörper oder auch der Gebärmutterhals entfernt werden, müssen abgewogen werden. Die Wahl der Operationsmethode ist eine individuelle Entscheidung zwischen Arzt und Patientin. Vor einer Hysterektomie sollte sich Frau gut beraten lassen
und gegebenenfalls eine zweite Meinung einholen. Zu den dauerhaften Folgen der Gebärmutterentfernung zählt in erster Linie der Verlust der Gebärfähigkeit, es kann sich keine Schwangerschaft mehr einstellen. Wenn zusätzlich zum Gebärmutterkörper der Gebärmutterhals entfernt werden muss, bleibt die Menstruationsblutung aus. Beides stellt enorme Einschnitte in die Weiblichkeit und die Psyche der Betroffenen dar – vor allem bei jungen Frauen. Doch es
gibt Hoffnung, etwa bei den eingangs erwähnten Myomen. Grössere ihrer Art können inzwischen im Rahmen einer Bauchspiegelung entfernt werden. Die Gebärmutter bleibt so erhalten. Eine andere Möglichkeit ist die sogenannte Embolisation. Dabei „hungert“ der Arzt das Myom aus, indem er über einen Katheter kleine Kunststoffpartikel
in jene Blutgefässe spritzt, die das Myom versorgen. Neuerdings können Geschwülste sogar über einen fokussierten Ultraschall von aussen zerstört werden. Eine Alternative zur Entfernung der Gebärmutter bei starken Blutungen ist das Einsetzen einer Spirale, die kontinuierlich Hormone freigibt. Ob alternative Verfahren eingesetzt werden können,
hängt allerdings immer vom individuellen Einzelfall ab.
Von Nadine Eiffert für: DIE FRAU – Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages