Genre: Kurzgeschichten, HorrorVerlag: Suhrkamp VerlagFormat: TaschenbuchISBN: 978-3518365298
Seiten: 256
Preis: 14.90 Fr./ 9.00 €Kaufen bei: books.ch / amazon.de
Dann will ich mich mal an der Gastrezi versuchen :-)Wissen tue ich es nicht, aber ich glaube, dass ich viel weniger analytisch lese als viele meiner Kollegen und dafür sehr viel mehr "bauchgesteuert."Naturgemäß habe ich schon ziemlich viel gelesen und ich zähle auch heute noch zur Gattung der Vielleser. Ist wohl Teil des Schriftstellerdaseins. Schon in frühen Jahren hat mich vor allem die dunkle Seite der Phantastik stark geprägt und eines meiner größten Idole ist Howard Phillips Lovecraft.
Es ist eine seiner Geschichten, über die ich an dieser Stelle gerne sprechen würde - Pickmans Modell.Sicherlich trifft Lovecrafts Stil nicht unbedingt unseren Zeitgeist, seine Beschreibungen sind umfassender als die eines "zeitgemäßen" Romans, und auch seine skizzenhaften Charakterisierungen sind nicht gerade geeignet, eine tiefe Bindung zwischen dem Leser und den Protagonisten herzustellen. Seine atmosphärische Kraft jedoch ist so stark, dass sie heute noch immer auf uns wirkt. Vielleicht auch mehr denn je. Diese finsteren Stimmungsbilder scheinen in fast jeder seiner Geschichten aus seinen Zeilen förmlich heraus, am meisten getroffen hat er mich damit durch Pickmans Modell.
Die Geschichte selbst ist schnell umrissen, der Maler Richard Upton Pickman ist ein seltsamer Eigenbrödler und seine Kreationen - allesamt schaurige Bilder von Monstrositäten - lassen ihn mehr und mehr zu einem Sonderling werden. Einzig der Erzähler der Geschichte hält noch zu Pickman, muss jedoch bald lernen, dass Pickman sehr viel eigenartiger ist als er selbst befürchtet hatte.Schon der erste Satz nimmt einen gefangen:
"Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."
Es ist Lovecrafts Stil zu verdanken, dass diese Kurzgeschichte ein solches Meisterwerk geworden ist. Der Autor verwendet Andeutungen, wo heutige Autoren sich in blutrünstigen Details verlieren. Ansätze von Geschichten, die der Ich-Erzähler niemals ausführt, regen die Phantasie des Lesers an. Überdem sind es die Assoziationen, welche die eigentliche Alltäglichkeit der ganzen Szenerie so plastisch machen. Wer einmal in einer einsamen Stunde mit den U-Bahnen von London oder Montreal unterwegs war, versteht, was ich meine. Der flüssige Dialogstil macht diese Erzählung in meinen Augen zu einer der größten, wenn nicht der größten Geschichte des Altmeisters. Witzigerweise ist es auch die erste Geschichte, die ich jemals von ihm gelesen habe und das ist in etwa 30 Jahre her.Sicherlich ist das Horror-Genre nicht für jeden Leser geeignet, dennoch kann ich diese Geschichte uneingeschränkt allen Freunden der Phantastik empfehlen. Umso mehr, weil die Worte in Pickmans Modell nur einen Teil der Geschichte ausmachen und der Leser sich eigentlich gar nicht dagegen wehren kann, sich seine ureigensten Gedanken und Träumereien dazu zu schaffen, welche Erlebnisse hinter Pickmans Bildern stehen.
Die folgenden Geschichten sind enthalten:
- Pickmans Modell
- Die Ratten im Gemäuer
- Die Musik des Erich Zann
- Das Grauen von Dunwich
- Der leuchtende Trapezoeder
- Cthulhus Ruf
Jede dieser Geschichten ist wirklich lesenswert - ich würde das gesamte Buch mit 5 von 5 bewerten. Nur eben dass Pickmans Modell in meinen Augen die beste ist.